0007 - Invasion aus dem All
daß diese nur dem Verteidigungsminister zugänglich sind, aber nicht einem kleinen Angestellten. Sollte er größenwahnsinnig geworden sein?"
Die Sekretärin lächelte zum erstenmal.
„Ich kann mich entsinnen, daß Mr. Derring einmal einen Scherz darüber machte, daß er so ähnlich hieße wie der Verteidigungsminister. Er meinte, vielleicht könne man ihn einmal dafür halten..."
„Das würde sich Samuel Daring wohl energisch verbeten haben", vermutete Mantell. „Eine bloße Namensgleichheit ist noch lange kein Grund, sich derartige Späße zu erlauben. Ich werde mit Derring sprechen. Sagen Sie ihm, er solle sich gegen elf Uhr bei mir melden."
Sie zögerte.
„Was soll ich ihm jetzt sagen?"
„Was Sie wollen. Und lassen Sie mich jetzt bitte allein, ich habe zu arbeiten."
Nur langsam verließ die Sekretärin das Zimmer, aber sie kehrte nicht in ihr Büro zurück. Einige Minuten kämpfte sie einen Kampf mit sich selbst, dann ließ sie sich kurz entschlossen beim Beauftragten der Abwehr melden. Mr. Smith war sehr erstaunt, als er von dem Vorkommnis erfuhr. Er nahm die Sache wesentlich ernster als Mr. Mantell, der sie aller Wahrscheinlichkeit nach bereits vergessen hatte. Er bat die Sekretärin, im Vorzimmer zu warten. Kaum hatte sich die Tür hinter ihr geschlossen, entfaltete er eine rege Tätigkeit.
Aus einem Wandsafe nahm er ein Telefon, wählte eine Nummer und wartete dann ungeduldig. Zweimal mußte er eine Nummer sagen, dann endlich meldete sich der gewünschte Teilnehmer.
„Hier, Smith, Verteidigungsministerium. Da ist etwas Merkwürdiges passiert, Sir. Völlig unbegreiflich, falls es kein Scherz sein soll. Aber ich habe vor drei Tagen Ihre Anweisungen erhalten, nach denen jedermann zu beobachten ist, der sich ungewöhnlich beträgt und ..."
Er wurde von dem Unbekannten unterbrochen. Eine präzise Frage wurde gestellt. Smith zuckte unwillkürlich zusammen und setzte sich straffer hin. Er mußte einen ungewöhnlichen Respekt vor seinem Gesprächspartner haben.
„Sehr wohl, Sir. Der Angestellte Sammy Derring verlangt die geheimen Pläne der Landesverteidigung. Außerdem wünscht er Einblick in das Raumfahrtprogramm zu erhalten. Seine Wünsche brachte er in allem Ernst vor. Seine Sekretärin behauptet, eine derartige Bestimmtheit noch niemals bei ihm bemerkt zu haben. Außerdem sagt sie aus, der Ausdruck in den Augen Derrings sei so fremd gewesen ..."
Wieder eine kurze Frage, diesmal so laut, daß man sie verstehen konnte: „Wie heißt der Mann?"
„Sammy Derring, Sir."
„Und wie heißt der Verteidigungsminister?"
„Sir?"
„Wie der Minister heißt, will ich wissen!"
„Eh - Samuel Daring, Sir. Aber das wissen Sie doch selbst..."
„Danke, Smith. Hier meine Anordnungen: Sie lassen sich nichts anmerken. Die Sekretärin wird Derring die gewünschten Unterlagen bringen - alte und längst überholte, selbstverständlich. Derring darf keinen Verdacht schöpfen. Haben Sie kapiert?"
„Jawohl, Sir. Noch etwas?"
„Kein Wort zu irgendeinem Menschen, verstanden? Ich bin in zwei Stunden bei Ihnen."
„Sie wollen selbst...?"
Smith versagte die Stimme. Das war noch nie dagewesen. Allan D. Mercant, der allgewaltige Chef der westlichen Abwehr, bemühte sich selbst. Dazu noch wegen einer lächerlichen Kleinigkeit. Bestimmt kam dabei heraus, daß dieser Sammy Derring sich einen Scherz erlaubt hatte, weil er so ähnlich hieß wie der Verteidigungsminister.
„Ja, ich komme selbst. Und noch einmal: strengstes Stillschweigen! Sagen Sie das auch der Sekretärin. Ende!"
Smith stellte den Apparat in den Schrank zurück. Ein nachdenklicher Zug lag auf seinem Gesicht, als er die junge Dame ins Zimmer rief. Er bat sie, sich zu setzen. Dann meinte er sachlich: „Sie dürfen zu keinem Menschen über den Vorfall sprechen. Es scheint, daß Mr. Derring - eh - krank ist. Vielleicht eine Art von Wahnvorstellung. Ich werde Ihnen in zehn Minuten ein Aktenbündel zuschicken lassen. Sie geben es dann Ihrem Chef. Haben Sie verstanden?"
„Ja, aber..."
„Kein Aber! Sagen Sie Mr. Derring, die Akten seien angefordert und unterwegs. Und: Zu keinem Menschen ein Wort über die Angelegenheit."
Besorgt dachte die Sekretärin an den Abteilungschef. Zu dem hatte sie ja bereits einiges gesagt. Aber auf der anderen Seite schien Mantell sich ohnehin nicht darum kümmern zu wollen. Vielleicht vergaß er es sogar. Sie nickte.
„Gut, Mr. Smith. Ich werde es Mr. Derring sagen. Wenn er mich nur nicht wieder so merkwürdig dabei
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