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0010 - Ich gegen alle

0010 - Ich gegen alle

Titel: 0010 - Ich gegen alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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Schnee.
    »Das bezahlt Randolph Vanbought teuer«, stieß ich zwischen den Zähnen hervor. »Wo sind die anderen Schürfer?«
    »Ein Teil rannte fort, aber einige drängten sich ins Haus. Es waren auch Leute darunter, die bisher nicht zu Vanbought gehörten.«
    »Dann muß die Bude voll sein wie eine Sardinendose. Wo ist der Kerl, den du getroffen hast? Ich hörte ihn schreien.«
    »In der Hütte. Ich traf durch einen der Lichtschlitze.«
    Das Schießen hatte in dem Augenblick aufgehört, in dem ich unser Blockhaus erreicht hatte. Jetzt vernahmen wir dumpfe Schläge.
    Phil und ich sahen uns an.
    »Was bedeutet das?« fragte er.
    Ich lauschte. »Hört sich an wie Axtschläge. Ob sie die hinteren Lichtöffnungen erweitern?«
    Phil packte meinen Arm. »Ich glaube, Hughs hat sich bewegt.«
    Ich sah auf die graue Gestalt im weißen Schnee. Jetzt hob der Alte den Kopf, ließ ihn aber sofort wieder kraftlos fallen.
    »Wir müssen ihn holen«, sagte ich.
    »Völlig unmöglich, Jerry!« rief Phil. »Alles, was du erreichst, ist, daß du neben ihm liegen wirst.«
    »Wenigstens versuchen. Halt sie unter Feuer!«
    Ich sprang zur Tür. Es krachte, sobald ich nur einen Zipfel von mir sehen ließ. Phil versuchte, sie in Atem zu halten, indem er die Fenster unter Feuer hielt, aber er konnte nur immer auf eines von beiden schießen, und sie feuerten außerdem noch von der Tür her. Es war völlig unmöglich, nur einen Schritt ins Freie zu tun, geschweige denn, zu Hughs hinüberzulaufen und dann noch mit ihm auf den Rücken zurückzukehren.
    Aber es mußte einfach eine Möglichkeit geben, ihn von dort wegzukriegen. Ich sah mich suchend in der Hütte um. Mein Blick fiel auf die Lederriemen, mit denen Phils Gepäck zusammengebunden war und an denen wir ihn heraufgeschafft hatten. Sie hingen an einem Nagel an der Wand. Ich riß sie herunter, knotete sie zusammen und band in das Ende eine lockere Schlaufe nach Art der Lassos. Wieder trat ich zu Phils Fenster.
    »Hat er sich bewegt?« fragte ich.
    »Ein paarmal«, antwortete er, »aber viel scheint nicht mehr mit ihm los zu sein. Links von seinem Körper färbt sich der Schnee rot. Siehst du es?«
    Ich nickte. Dann rief ich laut: »Hughs! Glenford Hughs!«
    Wir sahen, wie er mit einer angestrengten Bewegung den Kopf hob. Er stemmte die Arme auf und versuchte, vorwärts zu kriechen. Er kam einen Yard weiter, dann sackte er wieder zusammen.
    »Glenford!« rief ich. »Passen Sie auf! Hören sie mich? Wir holen Sie!«
    Er hob wieder den Kopf an. Ich sah sein Gesicht mit den Augen, die viel größer als sonst zu sein schienen. Er brachte es fertig, mit der Hand zu winken.
    Natürlich hatte die Gegenseite jedes Wort verstanden, und sicher wartete sie jetzt, Hand am Drücker, darauf, was ich tun würde. Ich ging zur Tür, stellte mich mit dem Rücken gegen die Innenwand, schob dann blitzschnell den Kopf, die rechte Schulter, den rechten Arm vor und schleuderte den Lederriemen, das Ende in der Hand behaltend.
    »Liegt gut«, sagte Phil vom Fenster her, »keinen halben Schritt von ihm weg.«
    Ich war schon wieder in die Deckung zurückgezuckt. Ich konnte die Stelle nicht sehen, an der Hughs lag, aber Phil berichtete.
    »Er hat es gesehen. Scheint verstanden zu haben. Bemüht sich, darauf zuzukriechen. Er schafft es.« Ich hörte meinen Freund schlucken. »Nein, jetzt ist er wieder zusammengesackt.«
    »Soll ich noch einmal werfen?« fragte ich.
    »Nein, warte! Er streckte den Arm aus. Ja, er erreicht die Schlinge. Jetzt hat er die Hand durchgeschoben. Zieh vorsichtig an!«
    Ich tat es. Bei der Art der Schlaufe mußte sich die Schlinge um Hughs Handgelenk schließen. Ich spürte den Widerstand.
    »Zieh!« befahl Phil.
    Ich zog vorsichtig Hand über Hand. Ich fühlte die ganze Schwere Hughs, der am anderen Ende des Seils über den Schnee glitt. »Fünfzehn, zehn, acht, sieben Yard«, nannte Phil in rascher Folge die Entfernungen.
    Ein Schuß peitschte durch die Stille.
    »Was war das, Phil?« schrie ich, von einer furchtbaren Ahnung gepackt.
    Er brüllte schon mitten in meine Frage hinein: »Zieh! Zieh! Sie schießen auf Hughs!«
    In einer Reaktionsbewegung sprang ich frei in die Türöffnung, zog aus Leibeskräften. Hughs Körper rutschte über die Schwelle.
    Ich bückte mich, packte ihn, zerrte ihn zur Seite in den Schutz der Wand. Keine Sekunde zu spät. Ein halbes Dutzend Schüsse krachte.
    Vorsichtig drehte ich den Alten auf den Rücken. Sein Gesicht war von der Rutschfahrt über den gefrorenen

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