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0010 - Ich gegen alle

0010 - Ich gegen alle

Titel: 0010 - Ich gegen alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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der wir nach Montreal geflogen waren. Bis heute weiß ich nicht, wie das Ziel dieses zweiten Fluges hieß, denn wir landeten mitten in der Nacht, und kaum, daß wir ausgestiegen waren, raste ein Mann herbei, der uns zur Eile antrieb. Die Maschine nach Fort Epson stünde schon startbereit.
    Wir flogen zwei Stunden, als die Sonne aufging. Donnerwetter, war das ein Land, das sich unter uns ausbreitete! Wälder, Seen, Ebenen, wieder Wälder, Seen, Ebenen und noch einmal das gleiche, aber kein Haus, keine Eisenbahnlinie, kein Telegrafenmast, keine Straße, nichts, was von der Anwesenheit von Menschen in diesem riesigen Gebiet zeugte.
    Gegen zehn Uhr tauchten ein paar Häuser unter uns auf, verloren ins Gelände gestreut, schwere Blockhütten, eine Fahne flatterte. Unser Flugzeug senkte die Nase, setzte auf etwas auf, das, nach dem Holpern der Maschine zu schließen, ein Granattrichterfeld zu sein schien, beschrieb eine etwas windschiefe Kurve und blieb vor einem langgestreckten Holzhaus stehen, auf dessen First die Flagge des Dominions Kanada wehte.
    Unser Pilot kam aus der Kanzel, öffnete die Seitentür und sprang hinaus. Wir folgten ihm, jeder sein Köfferchen, mit der Zahnbürste, dem Schlafanzug und dem zweiten Hemd in der Hand. Hinter uns sprangen zwei Uranschürfer ins Freie, und allesamt sahen wir uns einem baumlangen Kerl in einem dicken karierten Baumwollhemd, in Reithose und Stiefeln und dem Scouthut der kanadischen berittenen Polizei gegenüber.
    »Bringst du mir schon wieder welche von diesen verrückten Uransuchern, Collin?« brüllte er den Piloten an. »Wohin, zum Henker, soll ich mit den Kerlen, he? Fort Epson kracht vor solchen Burschen aus den Nähten. Ich kann sie nicht mehr unterbringen. Wenn der Winter kommt, erfrieren sie mir zu Dutzenden.«
    Unser Pilot zuckte mit den Achseln. »Sie haben die Passage bezahlt, und solange es die Regierung nicht verbietet, fliege ich sie dahin, wohin sie wollen.« Er grinste. »Und wegen des Winters brauchst du dir keine Sorgen zu machen, McDonald. Wenn sie zahlen, fliege ich sie auch gern wieder zurück.«
    Mir gefiel der tobende Riese großartig.
    »Wir bleiben bestimmt, Mr. McDonald, wenn ich Ihren Namen richtig verstanden habe«, sagte ich freundlich. »Ich heiße Cotton, und das ist Phil Decker, beide aus New York.«
    »Ach so«, brummte er und musterte uns von Kopf bis Fuß, aber da alles so blieb, wie er es beim ersten Blick gesehen hatte, konnte er nur mit Mühe ein Kopfschütteln unterdrücken. »Kommen Sie mit mir«, sagte er und stiefelte voran. Den Piloten beachtete er nicht weiter.
    McDonald öffnete eine der Türen in dem Holzbau. Angenehme Wärme schlug uns entgegen. Offensichtlich handelte es sich um das Büro. Alle Möbel waren aus schwerem Holz gezimmert, der bullernde Kamin aus Ziegelsteinen gebaut, und der einzige Gegenstand, der nicht in Fort Epson selbst erzeugt worden war, schien eine Schreibmaschine zu sein. Als Teppich diente das Fell eines prächtigen schwarzen Bären.
    »Was kann ich für Sie tun?« fragte McDonald.
    »Einen handhohen Whisky, wenn Sie einen haben«, antwortete ich.
    Er zog die Augenbrauen hoch, und zum erstenmal sah ich eine Spur von Freundlichkeit in seinem Gesicht. Er ging in einen Nebenraum und kam mit einer Flasche Scotch und drei Gläsern zurück.
    »Auf daß es Ihnen hier gefällt«, sagte er und hob, nach dem Einschenken, sein Glas. Soda bot er uns erst gar nicht an. Er setzte ab und fügte hinzu: »Sie werden es nämlich brauchen können.«
    Ich ließ mich auf einen der schweren Stühle nieder.
    »Sie scheinen uns für irgendwie ungeeignet zu halten, hier zu arbeiten«, sagte ich lächelnd.
    »So, wie Sie angezogen sind, können Sie mir das nicht übelnehmen«, antwortete er lakonisch.
    Ich sah Phil an. »Mr. McDonald gefallen unsere Anzüge nicht.«
    »Dabei trage ich das teuerste Modell, das bei Macy’s vorrätig war«, antwortete er mit betrübtem Kopfschütteln.
    »Für New York sind sie sicherlich hochelegant«, knurrte McDonald, »hier ist Ihr Anzug einfach lachhaft.«
    Ich beugte mich ein wenig vor.
    »Mr. McDonald, ich fuhr vor einiger Zeit mal nach Rio, um einen Jungen zu finden, der falsche Goldmünzen machte. Auch damals trug ich einen von Macy’s gekauften Anzug, der sich als höchst ungeeignet herausstellte, als ich besagten Goldmünzenfälscher aus dem Amazonas-Urwald herausfischen mußte. Immerhin fand ich einen freundlichen Mann, der mich in meiner Amazonas-Kleidung beriet. Wie wäre es, wenn Sie

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