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0012 - Der Dämonenknecht

0012 - Der Dämonenknecht

Titel: 0012 - Der Dämonenknecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Maurer
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sich der Treppe zu und schlich, die Stufen vorsichtig an den Seiten betretend, leise hinauf.
    Gerade als er sich von der Treppe gelöst hatte, hörte er eine Stimme undeutlich etwas rufen.
    Am Ende des Ganges tauchte eine Gestalt auf. Ein Mann, nur mit einem Schlafanzug bekleidet, rannte direkt auf ihn zu.
    Felipe drückte sich hinter einen Pfeiler und hielt den Atem an. Unmittelbar vor ihm hörte das klatschende Geräusch der nackten Füße auf. Der Wirt glaubte sich schon entdeckt und wollte aus seinem Versteck hervortreten, da sah er mit einem Auge, daß der Mann direkt vor ihm eine Tür öffnete. Der Unbekannte sprach mit jemand und trat dabei langsam in den hinter der Tür liegenden Raum.
    In seiner Aufregung achtete der Wirt nicht auf die Worte, die der Mann sprach, aber er sah von seinem Standort aus mit einem Blick alle Einzelheiten des Raumes, in den er getreten war.
    Die schweren Vorhänge an den Fenstern waren zugezogen. Das Zimmer lag im gelblichen Schein von vier brennenden Kerzen, die auf einem mit einem weißen Tuch bedeckten Tisch standen. Felipe sah das Bild mit dem grinsenden Totenschädel und erschauerte.
    Nun passierte etwas, was Felipes Gehirn so schnell nicht begreifen konnte.
    Der Mann im Schlafanzug ging auf die Wand zu, er hielt nicht an, er prallte nicht zurück, wie in eine Nebelwand tauchte er in sie hinein und verschwand.
    Still und ruhig, als ob nichts gewesen wäre, lag der Raum vor ihm.
    Nur die Kerzen brannten flackernd auf dem Tisch.
    Felipe Ortez fuhr sich mit der Hand über die Augen. Aus allen Poren brach gleichzeitig der Schweiß.
    Das konnte doch nicht wahr sein! Seine Augen hatten ihn genarrt, oder…? Die vielen Vermutungen und Gerüchte über dieses Schloß fielen ihm ein. Hier gab es böse Geister und Dämonen, davon war der Wirt jetzt felsenfest überzeugt. Dagegen konnte man nichts machen, man war einfach machtlos.
    Ein Zittern lief durch Felipes Körper. Er fühlte einen Wunsch heiß in sich aufsteigen. Den Wunsch, weit weg von diesem unheimlichen Schloß zu sein. Und er verfluchte seine Idee, hierhergekommen zu sein.
    Er drehte sich um und stolperte wie in Trance die Treppe hinunter.
    Felipe Ortez wußte nicht, wie er aus dem Schloß herauskam. Er stand plötzlich im strömenden Regen mitten auf der Straße.
    Ein Motorrad knatterte heran und hielt unmittelbar vor ihm. Dr. Amondo, in Lederkleidung und mit Sturzhelm, saß auf der schweren Maschine.
    Felipe schwang sich auf den Rücksitz.
    »Fahren Sie los, Doktor!« brüllte er.
    ***
    Für einen Augenblick war es stockfinster um Georges Discoud. Ein unsichtbarer Ring preßte ihm die Brust zusammen und ließ seinen Atem stocken.
    Plötzlich umflutete ihn greller Lichtschein. Georges schloß geblendet die Augen. Er spürte, daß er wieder Luft bekam und atmete erleichtert auf.
    Als er Sekunden später die Augen öffnete, glaubte er zu träumen.
    Eine fremdartige, gespenstische Landschaft breitete sich im Schein einer unnatürlich hellglühenden Sonne vor ihm aus.
    Er stand auf einer Felsenplattform. An den Hängen um ihn herum waren Mauern, Häuser, Türme – eine Stadt.
    Weißer Granit leuchtete in der hellen Sonne. Im Hintergrund wechselte sich eine graslose Steppe mit kahlem Fels und dichtem Urwald ab.
    Georges preßte seine Augen zusammen und riß sie wieder auf. Er kniff sich in die Wange und spürte den Schmerz. Nein, er träumte nicht.
    Immer wieder ließ er seinen Blick in die Runde gleiten. Alles um ihn herum war unwirklich und tot. Nur ein leiser, um die Felsen wehender Wind streifte seine Wangen.
    Discoud fand keine Erklärung dafür, was mit ihm geschehen war und wo er sich befand. Er versuchte zu rekonstruieren.
    In schemenhaften Bildern zog es in seiner Erinnerung vorüber.
    Das Schloß, Maria de Almagro, die Wand. Ja, die Wand, diese verfluchte Wand. Sie hatte ihn förmlich aufgesogen.
    Er drückte seine Handflächen gegen die schmerzenden Schläfen.
    Von einer Wand verschluckt, das gibt es doch nicht. Und dann diese gespenstische Höllenlandschaft um ihn herum. War er tot?
    Aber nein, wer tot ist, dem schmerzt der Schädel nicht, dem klopft nicht das Herz bis zum Hals hoch.
    Mitten in seiner Ratlosigkeit sah er eine Gestalt hinter einer Felsennadel hervortreten.
    Georges Discoud atmete erleichtert auf und lief auf sie zu. Er war nicht mehr allein in dieser fremden Welt. Da war noch jemand in der gleichen Lage wie er. Die Gegenwart eines lebenden Wesens erfüllte ihn mit Hoffnung. Nun würde er vielleicht

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