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0012 - Der Dämonenknecht

0012 - Der Dämonenknecht

Titel: 0012 - Der Dämonenknecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Maurer
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zu.
    Mit einer letzten, verzweifelten Willensanstrengung versuchte Georges Discoud zurückzuspringen, aber es wurde nur ein Zucken seiner Glieder. Das Unfaßbare geschah.
    Die Füße, die Hände und der gesamte Körper tauchten in die massive Wand ein.
    Georges Discoud war Sekunden später spurlos verschwunden.
    ***
    Der Regen klatschte auf die schlammige Straße, und der Wind schüttelte die Räume.
    Felipe hatte sich kurzerhand ein vor einem Haus abgestelltes Fahrrad gegriffen, sich darauf geschwungen und war losgeradelt. Der Alkohol in seinem Blut und das plötzliche Auftauchen und Sterben seines verschollenen Bruders hatten ihn so aufgewühlt, daß ihm das Unsinnige seines Handelns nicht bewußt wurde. Er war davon überzeugt, daß die Wurzel allen Unheils auf dem Schloß zu suchen waren. Felipe Ortez wollte es jetzt wissen. Ohne Kopfbedeckung und schützendem Umhang strampelte er über die regennasse Landstraße – dem Schloß Santillana del Már entgegen.
    Es war inzwischen schon ziemlich hell geworden. Obwohl er, genau wie fast alle Bewohner der näheren Umgebung, den Ort Santillana in den letzten Jahren wie die Pest gemieden hatte, kannte er sich aus.
    Keuchend und schwer in die Pedale tretend, kämpfte er gegen Wind und Regen an. Das halb im Wald liegende, verbeulte Auto sah Felipe überhaupt nicht. Sein Herz klopfte rasend, und der Schweiß perlte auf seiner Stirn.
    Nach einer halbstündigen Fahrt hatte Felipe Ortez sein Ziel erreicht. Die dunkle Silhouette des Schlosses lag vor ihm. Weit und breit war keine Menschenseele zu entdecken. Nicht einmal eine Katze strich um die wie tot liegenden Mauern und Gebäude des Schlosses.
    Der Drahtesel flog achtlos in den Straßengraben. Langsam stampfte Felipe den teilweise mit Gras bewachsenen Anfahrtsweg hinauf.
    Sein Blick streifte die Zinnen und Türme und die aus Felsstein gehauenen schwarzen Mauern mit den vielen Fenstern, die ihm wie blinde Augen entgegenglotzten. Irgendwo erklang Hundegebell.
    Einen Augenblick blieb Felipe zögernd stehen. Er fuhr sich mit den Fingern seiner rechten Hand zwischen Hemdkragen und Hals.
    Der Schimmer einer Ahnung über die Gefährlichkeit seines Unternehmens erfaßte ihn. Schwach erkannte er, daß seine Handlungsweise im krassen Widerspruch zu seiner sonstigen strikten Vorsicht lag. War er nicht immer jeder Gefahr gerne aus dem Weg gegangen?
    Nicht zu glauben, wie er, den Freunde schon mal spöttisch als Feigling bezeichnet hatten, jetzt in seinen triefenden Kleidern vor diesem verrufenen Schloß stand. Das immer wilder werdende Gebell der Hunde ängstigte Felipe und erhöhte seine Unsicherheit. Warum war er überhaupt hier?
    Felipe mußte sich zwingen, an den Mann zu denken, der vor einer knappen Stunde vor seinen Augen gestorben und der sein Bruder gewesen war.
    Er mußte sich, verflucht noch mal, zusammenreißen. Der Wirt gab sich einen Ruck und setzte sich wieder in Bewegung.
    Langsam stieg er die ausladenden Stufen der großen Treppe empor. Seine Hand ergriff den Knauf der schweren, mit großen Eisenbeschlägen versehenen Eingangstür. Die aus massivem Holz gebaute Tür war nicht verschlossen. Leise knarrend gab sie dem Druck von Felipes Händen nach, und ebenso leise knarrend schloß sie sich hinter ihm.
    Im Innern des Gebäudes herrschte Grabesstille. Das Gebell der Hunde drang nur noch gedämpft an Felipes Ohren. In schwaches, fahles Licht gehüllt, lag die riesige Halle vor ihm.
    Es dauerte eine Weile, bis sich die Augen Felipes an das schummerige Licht gewöhnt hatten. Erneut beschlich ihn ein ungutes Gefühl.
    Noch nie war er im Innern des Schlosses gewesen. Felipe versuchte, das ihn plötzlich überkommende ängstliche Gefühl abzuschütteln.
    Nur schwerlich gelang es ihm. Es kostete ihn einige Überwindung, die Halle zu durchqueren. Immer wieder redete er sich ein, daß sein Bruder in diesem Schloß gefangengehalten und zu Tode gequält worden war. Man konnte ja nicht tatenlos zusehen. Irgend jemand mußte ja einmal etwas gegen die Verbrecher unternehmen. Mit diesen Gedanken gelang es ihm immer wieder, sich selber anzufeuern.
    Langsam tappte Felipe Ortez durch die dämmrige Halle. Undeutlich sah er die Schwerter, Lanzen und Hellebarden, die neben großen dunklen Gemälden an den Wänden hingen.
    Da zuckte er plötzlich zusammen.
    Ein dumpfes Geräusch war an seine Ohren gedrungen.
    Felipe sah den Treppenaufgang an der rechten Seite der Halle.
    Jetzt handelte er nur mechanisch und ohne lange zu überlegen. Er wandte

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