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0012 - Der Dämonenknecht

0012 - Der Dämonenknecht

Titel: 0012 - Der Dämonenknecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Maurer
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Wetterleuchten tauchte am dunklen Horizont seines Geistes die Erkenntnis auf, daß er verloren war. Die dämonischen Mächte waren stärker gewesen als er.
    Manuel spürte keinen körperlichen Schmerz mehr. Alle Bedrängnis und Qual war abgefallen wie das Herbstlaub vom Baum. Seine Seele begab sich auf die Reise über den schwarzen Strom in unerforschtes Land – in die Ewigkeit – in das Nichts.
    »Exitus«, murmelte Dr. Amondo mit tonloser Stimme. Das Grauen schüttelte ihn. Amondo wußte, daß dies kein gewöhnlicher Todesfall war. Der Mediziner hatte sich immer dagegen gewehrt, an Geister, Teufel und Dämonen zu glauben. Für die seltsamen Berichte, die seine Patienten ihm über das Nachbardorf Santillana lieferten, hatte er nie ein Ohr gehabt. Selbst die Organe des Staates hatten es ja aufgegeben, nach den verschwundenen Menschen des Dorfes Santillana zu forschen.
    Der Doktor blickte sich suchend um, als erwarte er, Teufel aufsteigen zu sehen. Er sah nur die starren, von tödlicher Blässe überzogenen Gesichter Felipes und seiner Frau.
    »Er ist tot«, flüsterte Felipe heiser. Das Sprechen fiel ihm schwer.
    Wie im Traum bewegte er sich zum Fenster und schloß es. Seine Bewegungen waren langsam und schwerfällig. Krampfhaft versuchte er, seine Gedanken zu ordnen.
    Seine Frau legte sanft ihre Hand auf seine Schulter. »Er hat es überstanden«, murmelte sie.
    »Er ist tot.« Die Augen des Wirtes wanderten gequält von der Frau zu Dr. Amondo. »Mein Bruder Manuel ist tot.« Felipe fuhr sich mit der Hand über die Augen.
    »Vielleicht bin ich auf dem Holzweg, aber der Teufel soll mich holen, wenn dieser Almagro dort auf dem Schloß nichts damit zu tun hat. Was mir im Kopf herumspukt, ist, daß die Almagros die einzigen in dem verdammten Dorf sind, die am Schluß nicht fluchtartig die Umgegend des Dorfes verlassen haben.«
    Die Worte übersprudelten sich, die angestaute innere Erregung machte sich Bahn. Felipes Stirnader schwoll bedenklich an.
    »Kann man nicht in solch einem Schloß allerhand Menschen verstecken?« Die Augen des Wirtes glühten. »Ich werde das feststellen«, stieß er heiser hervor.
    Der Wirt schob seine Frau zur Seite und stampfte zur Tür, wobei er einen Stuhl umstieß, der polternd zu Boden stürzte. Er stieß die Tür auf und rannte wie gehetzt durch die Gaststube und durch die Haustür ins Freie.
    »Felipe, Felipe, bleib hier!« rief die Wirtin, verzweifelt hinter ihm herwatschelnd.
    Wie ein junges Mädchen beim ersten Stelldichein, so stand der neue Tag vor der Tür. In seinem ersten grauen Licht rauschte dünner Regen auf das Pflaster herab.
    Felipe Ortez, der Wirt, war verschwunden.
    Die Wirtin packte den neben sie tretenden Dr. Amondo am Jackenkragen. »Bitte, Doktor«, flehte sie. »Sie müssen ihm helfen.«
    ***
    Etwas in seinem Unterbewußtsein, eine innere Stimme, ein Teil seines Ichs warnte ihn.
    Georges Discoud wußte nicht, wie lange er geschlafen hatte, als er durch eine innere Alarmglocke aufgeschreckt wurde. Jemand war in seinem Zimmer. Er konnte das schwere Atmen hören. In der Finsternis war die Gestalt jedoch nicht zu erkennen.
    Georges war sofort hellwach. Seine Hand tastete vorsichtig zum Schalter der Nachttischlampe.
    Da beugte sich die Gestalt über sein Bett.
    Discoud warf sich zur Seite, schaltete die Lampe ein und riß sie gleichzeitig zu Boden.
    Ein Messer fuhr neben ihm in die Matratze.
    Der Franzose stieß sich vom Bett ab, kam auf die Beine und blickte zurück.
    Es war Maria de Almagro. Sie saß nackt auf dem Bettrand. In ihren Augen war ein seltsamer, irrer Ausdruck. Sie stand auf, zog das Messer aus dem Bett und kam mit geschmeidigen Bewegungen auf ihn zu.
    Ihr Körper war, abgesehen von einem Hang zur Magerkeit, gut proportioniert. Ihre Brüste gehörten nicht in die Kategorie einer Raquel Welch, dazu waren sie zu klein, ihr Bauch wies gerade die richtige Andeutung einer Rundung auf, und ihre Beine waren erstklassig.
    Maria de Almagro war körperlich ein Vollblut, das sah Discoud mit einem Blick.
    Er hielt den Atem an. »Habe ich Sie erschreckt?« flüsterte das Mädchen leise. Ihr Blick war verschleiert und eigenartig starr.
    Einen Schritt vor Georges blieb sie stehen. Mit der rechten Hand umklammerte sie den Griff des Messers und mit der linken Hand die Klinge.
    Georges ließ sie nicht eine Sekunde aus den Augen, es ging um Leben und Tod. Dieses junge Mädchen hätte ihn, wenn sie ihn schlafend angetroffen hätte, kaltherzig und ohne die geringsten Hemmungen

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