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0012 - Der Dämonenknecht

0012 - Der Dämonenknecht

Titel: 0012 - Der Dämonenknecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Maurer
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stockdunkel um ihn. Er brauchte nur kurze Zeit, bis er begriff, was passiert war.
    Das Glas der Uhr an seinem Handgelenk war zertrümmert. Die Zeiger zeigten auf neunzehn Uhr vierundzwanzig, den genauen Zeitpunkt des Unfalls. Da war doch diese Elendsgestalt aufgetaucht und hatte ihn abgelenkt.
    War bestimmt ein Kurzschluß oben in der Leitung. Durfte einem alten Autohasen eigentlich nicht passieren.
    Georges hatte es geschafft. Mit einem unterdrückten Stöhnen zwängte er sich endgültig aus der halbgeöffneten Wagentür.
    Ein kalter Nachtwind blies über den Hang. Aus der Dunkelheit nieselte es auf ihn herab.
    »Hätte ja noch schlimmer kommen können«, murmelte Georges, nachdem er seine Glieder vorsichtig ausprobiert hatte. Es schien nichts gebrochen, nur ein paar schmerzhafte Prellungen und die Beulen am Kopf. Genausogut hätte ich mir das Genick brechen können, dachte er.
    Nachdem Georges Discoud sich seinen leichten Mantel aus dem Auto geangelt und übergestreift hatte, humpelte er los. Seine Knie schmerzten erbärmlich, und Discoud mußte sich zwingen, nicht laut aufzustöhnen.
    Der Wagen war zum Teufel. Ein Gedanke, an den sich George, wenn auch widerwillig, gewöhnen mußte. Automatisch fühlte er nach seiner Brieftasche, die auch schon ziemlich dünn war. Für die Heimfahrt mit der Bahn würde es noch langen.
    Zu Georges' Linken fiel der Hang steil ab. Er konnte auf das Dorf blicken. Leer und einsam lagen die schmalen Gassen. Verwundert stellte er fest, daß in den niederen Häuschen kein Licht brannte. Alle Menschen schienen zu schlafen.
    Discoud blieb stehen und starrte nach unten.
    Wie unwirklich kam ihm die kleine Anhäufung von dicht zusammengerückten Hütten plötzlich vor. Tot und unwirklich! Unsinn!
    Georges empfand dieses Gefühl der Unwirklichkeit als krankhaft und phantastisch und schrieb es seinen doch wohl von dem Autounfall etwas angeknacksten Nerven zu.
    Er schalt sich selber, zog den Kragen seines Mantels hoch und humpelte weiter.
    Da, an der rechten Seite der Straße blinkte plötzlich ein gelber Lichtschein durch das Laub der Bäume.
    »Na, also«, brummte Discoud erleichtert. Die bedrückende Vorstellung, keinen lebenden Menschen in seiner Nähe zu haben, erwies sich als bedeutungslos. Er humpelte schneller vorwärts. Das, was da vor ihm selbst durch die regenverhangene Dunkelheit in verschwommener Helle schimmerte, war ein großes vierstöckiges Gebäude mit Zinnen und Türmen. Georges Discoud erkannte ein Schloß.
    »Das müßte Santillana del Már sein«, murmelte Georges.
    Die Rundbogenfenster an der Vorderfront gähnten dunkel und leer. Nur das einzige erleuchtete Fenster im ersten Stock versuchte mit milchigem Schein gegen den dunstigen Rege n anzukommen.
    Georges Discoud, der sich eben noch nach einem Haus mit hilfreichen Menschen gesehnt hatte, spürte beim Anblick des Schlosses ein seltsames, bedrückendes Gefühl. So etwas wie Angst.
    ***
    Nicole Duval und Zamorra schlenderten durch die verwinkelten, schmalen Gassen der Pariser Altstadt. Menschen aller Hautschattierungen in bunter Kleidung umdrängten sie.
    An ihre Ohren drangen Wortfetzen aus einem Stimmengewirr, das aus allen Sprachen der Welt zusammengesetzt schien.
    Vor dem schmutzigen Schaufenster eines Trödlerladens blieb Zamorra stehen.
    Er starrte wie gebannt auf ein paar alte Pergamentrollen, die unmittelbar hinter der Scheibe lagen. Irgend etwas an den vergilbten Rollen zog ihn an, Zamorras feine, unsichtbare Antennen wirkten wie eine Wünschelrute.
    Die Rollen erregten Zamorras Interesse. Sie waren zufällig in sein Blickfeld geraten. Er hätte zu diesem Zeitpunkt niemand erklären können, warum. Er wußte es einfach. Zamorra spürte ein feines Prickeln im Nacken, das Zeichen, daß er sich nicht irrte. Zamorras Entschluß stand fest. Wenn diese Pergamentrollen verkäuflich waren, würde er sie erwerben.
    »Was gibt es denn Interessantes in dem Kramladen?« Nicole Duval, die Zamorra eine Weile kopfschüttelnd beobachtet hatte, schaute nun auch durch die Scheibe.
    Nicole zog ihre Nase kraus. Die Auslagen in dem schmutzigen Schaufenster waren für sie nur Gerümpel.
    »Kommen Sie, Nicole.« Ohne ein weiteres Wort der Erklärung faßte Zamorra sie am Arm und zog sie in den kleinen, düsteren Laden.
    Irgendwo bimmelte eine Glocke. Ein kleines fettes Männchen, mit einem grauen Kittel bekleidet, tauchte in einer gegenüberliegenden Tür auf und watschelte auf sie zu. Er begrüßte Zamorra und Nicole wortreich und

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