Perry Rhodan - 2534 - Der Gesandte der Maahks
1.
Der Letzte
Ich bin der Letzte meines Volkes.
Berühren dich diese Worte? Oder hältst du sie für das dumme Geschwätz eines Verrückten, der irgendwann vor langer Zeit lebte und dessen Schicksal dich schon aus diesem Grund nicht rührt?
Noch einmal: Ich bin der Letzte meines Volkes.
Zumindest muss ich das annehmen, denn ich finde keinen der anderen mehr. Vielleicht gibt es trotzdem jemanden, der so ist wie ich irgendwo da draußen, irgendwo im All. Nur ... ob ich ihn finden kann? Das scheint mir so gut wie unmöglich. Deshalb macht seine Existenz auch keinen Unterschied.
In diesem Bericht geht es mir ohnehin nicht um diese Frage. Es bleibt eine Tatsache für mich: Sie sind alle fort, durch jene letzte Barriere dieses Lebens.
Ich muss mich dieser Realität stellen. Ich bin allein und werde wohl immer allein bleiben. Selbst wenn ich mich irgendwann in die Gesellschaft anderer Intelligenzwesen wagen sollte, werden sie mich zwar umgeben, aber das würde meine Isolation nur verstärken. Denn ich bin anders als sie, und das macht sie zu Fremden. Ein freundliches Gesicht wird mir vielleicht begegnen, aber dahinter wird stets die Wahrheit durchblitzen: Ich werde nie wieder eine Heimat finden können.
Was ist das für ein Gefühl, der Letzte seiner Art zu sein?
Mir kommen mehrere Antworten auf diese grundlegende Frage in den Sinn. Was ich nun sage, ist nur der erste Versuch in einer ganzen Reihe. Was ist das für ein Gefühl? Es ist nichts Besonderes.
Oder besser: Ich bin nichts Besonderes, nur weil ich der Letzte bin. Ganz im Gegenteil. Ich bin derselbe, der ich zuvor war. Mit dem einen Unterschied, dass ich damals einer von vielen war und nun allein stehe. Für das Universum bin ich ein Relikt, ein Artefakt aus der Vergangenheit, aus einer Epoche, die nicht mehr ins aktuelle Geschehen passt.
Manchmal wünsche ich mir, das Erdreich würde aufreißen und mich verschlingen.
Man könnte meinen, es sei eine besondere Gnade, überlebt zu haben.
Ich könnte mich für einen Auserwählten irgendeiner kosmischen Macht halten, für den Günstling einer Superintelligenz oder gar eines Kosmokraten.
Wer immer diese Aufzeichnung findet, könnte zum Schluss gelangen, ich sei etwas Besseres, weil ich die Auszeichnung eines längeren Lebens erhalten habe, als es all den Meinen vergönnt war.
All das ist falsch. Man könnte sich nicht mehr irren. Dass ich weiterhin existiere, ist weder Gnade noch Gunst oder Auszeichnung. Vielmehr stellt es die furchtbarste Strafe dar, die man sich nur denken kann.
Ich bin der Letzte, der Einzige, der Einsamste der Elendste unter allen Bewohnern dieser Galaxis, ich gehe zwischen den Sternen auf dunklen Pfaden des Nichts, jenseits des Lichtes.
Meine Seele ist gequält, und ich leide mehr, als ich es meinen schlimmsten Feinden wünschen würde. Selbst den Machthabern der Frequenz-Monarchie und ihren Handlangern gönne ich kein solches Schicksal.
Anfangs fehlte mir der Mut, meiner Existenz, wie ich sie kenne, ein Ende zu bereiten. Als ich mich endlich dazu aufraffte, hinderten mich andere Gedanken, den finalen Schritt zu vollziehen.
Gedanken, die mir auf einmal klarer und logischer erscheinen als je zuvor. Was, wenn meine Strafe mit einer Aufgabe einhergeht? Bin ich nur deshalb auf dieser Ebene des Seins zurückgeblieben, weil etwas erledigt werden muss? Etwas, das niemand außer mir vermag?
Besitze ich eine Gabe, die keinem anderen lebenden Wesen verliehen wurde? Und wenn dies so ist, darf ich diese Gabe dann dem Universum vorenthalten? Wenn ich sie nicht verwirkliche, wird sie für immer verloren gehen.
Ein ganz erstaunlicher Gedanke. Vielleicht bin ich tatsächlich auserwählt, wenn auch auf ganz andere Art, als es mir je zuvor in den Sinn kam.
*
Akika Urismaki stockte im Redefluss und beendete die automatische Aufzeichnungssequenz mit einem akustischen Befehl.
Konnte das sein? War er tatsächlich ein Auserwählter? Schlummerte etwas Einmaliges in ihm, womöglich sogar etwas Schöpferisches?
Diese Überlegung überraschte ihn. Er hatte in den vergangenen Minuten einfach geredet, sich vom Fluss seiner Gedanken treiben lassen. Für diese Aufzeichnung hatte er sich kein Konzept zurechtgelegt, kein Schema, dem er folgen wollte.
Mit diesem Datenkristall wollte er ein Zeugnis hinterlassen, damit man sich irgendwann an ihn und sein Leben erinnerte und an sein Volk er wusste selbst nicht, wohin dies alles im Detail
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