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0012 - Ich - und der Mörder ohne Waffen

0012 - Ich - und der Mörder ohne Waffen

Titel: 0012 - Ich - und der Mörder ohne Waffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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Stimme einer Frau, schätzungsweise eines älteren, aber schon sehr älteren Fräuleins, und statt ›Guten Morgen‹ oder ›Hallo‹ oder so etwas, sagte sie: »Krischna Parpotoi.«
    »Wie bitte?« fragte ich.
    »Sie wünschen bitte?« antwortete sie darauf. Jetzt war ihre Stimme scharf wie ein Rasiermesser.
    »Hören Sie, Miss«, sagte ich. »Ich interessiere mich für Ihre Bestrebungen. Kann ich Sie mal besuchen?«
    »Haben Sie Empfehlungen?«
    »Nicht unmittelbar, aber ich denke, wenn man voller Interesse ist, werden Sie mich sicherlich auch so zulassen.«
    Statt einer Antwort hängte sie ein. Ich legte den Hörer auf. »Nun?« fragte Phil.
    »Sie sind verdammt exklusiv«, sagte ich.
    ***
    Ich glaubte, es gibt wenig Dinge, die das FBI nicht beschaffen kann, wenn er sie haben muß. Wenn in Eskimokreisen ein Verbrechen begangen wird, beschaffen wir einen Agenten, der ein geborener Eskimo ist. Wir haben Detektive, die im Bergarbeitermilieu großgeworden sind, und ebensogut solche, die sich in russischen Adelskreisen bewegen können.
    Und jetzt also suchte ich eine Person, die in einschlägigen Spiritistenkreisen ›persona grata‹ war. Es war nicht leicht, sie zu finden, und als wir sie endlich aus dem Karteiwust herausgestöbert hatten, da handelte es sich nicht um einen Mann, sondern um eine Frau.
    Saddly Byer hatte ein paar Betrugssachen auf dem Kerbholz. Sie lagen eine Zeitlang zurück, und sie hatte ihre Strafe abgebrummt, aber inzwischen hatte sie sich zu einer angesehenen Astrologin entwickelt, der es unangenehm gewesen wäre, wenn ihre ebenso reiche wie abergläubische Kundschaft etwas von ihrem Vorleben erfahren hätte, denn Wahrsagen aus den Sternen und ganz normales Betrügen liegen so weit auseinander, daß das Bekanntwerden ihrer Vorstrafen gleichbedeutend mit einer Geschäftsschädigung gewesen wäre. Aus diesem Grunde konnten wir von Saddly manchen Gefallen haben.
    Nach jenem mißglückten Telefongespräch mit den Krischnaisten dauerte es noch fünf Tage, bis wir Mrs. Byer überhaupt als einzig in Frage kommende Dame festgestellt hatten.
    Ich rückte ihr auf die Bude und setzte ihr auseinander, was ich von ihr wollte. Sie sah aus wie eine besonders schäbige Vogelscheuche mit einem ungewöhnlich sorgfältigen Make-up. Sie zierte sich nicht lange, aber sie bestand darauf, mir erst einmal drei Tage Unterricht im Benehmen eines Spiritistengläubigen zu geben.
    Manchmal brach ich während des Unterrichts in brüllendes Gelächter aus, aber Saddly öffnete nur ihren strichschmalen Mund und sagte: »Sollten Sie im Klub ein einziges Mal lachen, Mr. G-man, dann können wir uns überhaupt das Hingehen sparen.«
    Ich sah es ein und trainierte auf Pokergesicht.
    Am Abend des dritten Tages telefonierte die Astrologin mit der Sekretärin der ›Krischnaisten-Vereinigung‹, jener Dame, die mich so hatte abblitzen lassen, und sie waren gegenseitig katzenfreundlich zueinander. Saddly erbat sich eine Einladung für das morgige Zusammentreffen und sagte, daß sie einen Gast mitbringen würde, für den sie sich verbürge. Die andere Seite hatte nichts einzuwenden.
    Das Haus der Vereinigung lag in der einhundertzweiunddreißigsten Straße. Es war ein zweistöckiger Bau, der in einer sehr seltsamen Form errichtet war. Von einem Rundbau gingen drei Seitenflügel ab, so daß das ganze aussah, wie ein Ypsilon mit einem Punkt in der Mitte. Saddly und ich kamen in einem Taxi, aber ich staunte nicht wenig über die Wagenauffahrt. Es waren zwar nur sechzehn Fahrzeuge, aber das kleinste darunter war ein Buick Roadmaster, siebentausend Dollar Ladenpreis.
    Auf den Rat der Astrologin hatte ich einen Smoking angezogen. Sie selbst trug ein schwarzes Abendkleid. Wir mußten uns trennen, denn es gehörte zum Ritual des Vereins, daß die Herren den runden Mittelpunkt durch den linken Balken des Ypsilons, die Damen hingegen durch den rechten betraten.
    Ich ging also auf die linke Eingangstür zu und drückte auf den Summer. Es öffnete ein Mann in schwarzer Kapuze. Ich prallte unwirklich einen halben Schritt zurück, zumal der Bursche gar nicht schlecht gebaut war.
    »Name?« fragte er.
    »Denver Cool«, antwortete ich. »Auf Empfehlung von Mrs. Byer.«
    Er trat einen halben Schritt zurück und gab mir den Eingang frei.
    Ohne Übergang durch einen Flur oder dergleichen betrat ich unmittelbar einen sehr langen, praktisch völlig kahlen Raum. Rechts stand ein einfacher Holztisch, an dem ein ebenfalls mit einer Kapuze verhülltes Wesen

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