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0017 - Wolfsnacht

0017 - Wolfsnacht

Titel: 0017 - Wolfsnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kubiak
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durch das Gewölbe. »So höret denn. Heute ist die Nacht der Rache. Jahrhundertelang habe ich darauf gewartet. Ihr wart mir immer treue Diener gewesen, und dafür sollt ihr auch belohnt werden. Fast hätte man uns entdeckt. Doch wir haben den Feind abwehren können. Nun soll unser Blutdurst endlich gestillt werden, und der Höllenfürst wird uns erscheinen und mit uns sein Imperium aufbauen. Doch erst müssen wir den Fluch unserer Väter erfüllen. Dieses Dorf am Ufer des Sees, es muß dem Erdboden gleichgemacht werden, auf das in den Ruinen Platz geschaffen wird für die Dämonen der Unterwelt. Erst dann werden wir dem Herrscher des Dämonenreichs unser Opfer darbringen. Zwei wunderschöne, junge Frauen! Sie werden sterben, auf daß wir leben können. Und jetzt gebt euch hin. Schließt eure Seelen auf, der Satan fährt in euch und macht euch zu seinem Gefolge.«
    Wieder bewegten sich die Lippen des Rufers in stummen Beschwörungsformeln.
    Zamorra zog den Bibliothekar ins Dunkle zurück. Der Mann war totenblaß geworden. Er konnte das Gesehene und Gehörte nicht fassen.
    »Mann, reißen Sie sich zusammen. Jetzt ist nicht die Zeit, an seinem Verstand zu zweifeln. Hören Sie gut zu: Sie laufen sofort in den Ort hinunter. Dort holen Sie den Pfarrer aus dem Bett und befehlen ihm, die Kirchenglocken zu läuten. Dann sorgen Sie dafür, daß sich alle, die auf die Straßen geeilt kommen, mit Kreuzen oder anderen geweihten Gegenständen bewaffnen. Und lassen Sie Feuer anzünden, daß man die Angreifer erkennen kann. Haben Sie verstanden?«
    Gionti nickte stumm und verschwand im Unterholz. So schnell ihn seine Füße tragen konnten, rannte er ins Tal.
    Zamorra schlich sich wieder an die Fensteröffnung. Für ihn galt es jetzt, diese mordenden Bestien hier oben so lange aufzuhalten, bis die Bewohner des Dorfes ihren Widerstand organisiert hatten.
    Noch immer knieten die nackten Gestalten vor dem Teufelsaltar, auf dem die Mädchen lagen.
    Eine gräßliche Verwandlung ging mit den Knienden vor sich. Sie fielen in sich zusammen, kippten vornüber und wälzten sich auf dem Boden. Es war eine zuckende Masse menschlichen Fleisches, in der man keinen vom anderen unterscheiden konnte.
    Und nach und nach verwandelten sich die Kreaturen. Graues Fell sproß ihnen, die Köpfe verformten sich, wurden länglich. Reißzähne schimmerten zwischen hochgezogenen Lefzen. Raubtierohren spielten nervös.
    Und auf einmal tanzte ein wildes Rudel Wölfe um den Altar.
    Eine Geste des Mannes hinter dem Stein ließ sie wiederum verharren.
    »Seht her, ihr Getreuen. Bald werde ich einer von euch sein und euch zum Sieg und zum Triumph führen.«
    Fasziniert reckten die grauen Raubtiere ihre Schädel.
    Der Mann brach über den Frauen auf dem Altar zusammen. Mit letzter Kraft zog er sich ganz auf den Stein hinauf. Dort verharrte er.
    Dann krümmte er sich zusammen. Der rote Umhang glitt ihm von den Schultern, die zusammenschrumpften. Auch sein Kopf wurde zu einem Wolfsschädel. Auch ihm sproß ein Fell aus der vormals menschlichen Haut. Nur – dieses Fell war weiß, schneeweiß, fleckenlos.
    Geduckt stand er auf dem Altarblock und witterte. Eine der Frauen erblickte ihn und schrie schrill auf.
    Das war das Zeichen für Professor Zamorra. Mit einer entschlossenen Bewegung riß er eine Dornenranke beiseite. Er machte einen Satz und stand auf dem Fenstersims.
    »Halt! Bis hierher und nicht weiter!« Als er in den Saal hinuntersprang, ließ er das Amulett in seine Handfläche gleiten. Die Wölfe in seiner Nähe sahen den Lichtreflex und wichen zurück. Nur der weiße Wolf auf dem Altar ließ sich nicht davon erschrecken.
    Mit einem wütenden Knurren duckte er sich wieder. Er setzte zum Sprung an. Und er sprang.
    Mit einem irrsinnigen Satz schoß er auf Zamorra zu. Der steppte zur Seite und versuchte, den Wolf mit seinem Amulett zu treffen.
    Doch als hätte er das geahnt, tauchte er unter der Faust des Professors weg.
    Der Wolf wirbelte herum. Lauernd stand er da. Seine Augen glühten haßerfüllt.
    Die anderen Ungeheuer rührten sich nicht. Zu groß war ihre Angst vor der magischen Kraft des Amuletts.
    Plötzlich erscholl unten im Tal das Läuten von Kirchenglocken.
    Unwillkürlich fuhr der weiße Wolf herum und war für einen Augenblick abgelenkt. Diesen Moment nutzte Zamorra.
    Seine Hand mit dem Amulett weit vorgestreckt, sprang er auf den Wolf zu. Der spürte zwar den Luftzug, wollte ausweichen, doch zu spät.
    Das Amulett traf seinen Hinterkopf. Wütend

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