0018 - Ich und die Bande der Halbstarken
löste mich aus der Zimmerecke und ging zum Gegenangriff über. Ich schlug die Angreifer in die Flucht und mußte grinsen, als sie schimpfend ins Nebenzimmer zurückgingen. Ich folgte ihnen bis zur Tür und zog mir dann die Krawatte zurecht.
»Noch eine Runde gefällig?« fragte ich sachlich. Ich schaute auf die jungen Männer, die sich in die Sessel geworfen hatten und keine Lust mehr verspürten, etwas gegen mich zu unternehmen. »Im übrigen gebe ich Ihnen den guten Rat«, sagte ich, »erstmal zu denken, bevor man zuschlägt. Sie könnten sonst eines Tages verdammten Ärger haben. Viel mehr Ärger als heute.«
Ich zeigte ihnen meinen Dienstausweis und trat zurück in den ersten Raum. Ich wußte, daß sie mir nicht mehr nachkommen würden. Erstaunt wendete ich mich herum, als sich schmale Finger um meinen Oberarm legten.
»Donnerwetter«, sagte das Mädchen, das den zwei Nummern zu engen Pullover trug. »Sie waren berauschend. So habe ich mir immer einen Agenten vom FBI vorgestellt.«
Helen Rangers Augen gluteten mich an, daß ich unwillkürlich lachen mußte. Das Mädchen war verdammt offen und gab sich mehr als ungeniert. »Möchten Sie mit mir einen Schluck trinken?« fragte sie.
»Wo steckt Ihre Schwester Maud?« erkundigte ich mich. Ich klopfte ihr leicht und verweisend auf die Finger, damit sie ihre Hand von meinem Oberarm nahm, und zündete mir eine Zigarette an.
»Du lieber Himmel, sind Sie aber brutal«, sagte sie in verzücktem Ton.
»Ich kann auch brutaler sein«, erwiderte ich, denn das Mädchen begann mir auf die Nerven zu gehen. »Sie können zum Beispiel eine Ohrfeige beziehen, die nicht von schlechten Eltern ist. Also, wo steckt Maud?«
Helen Ranger antwortete nicht sofort. Ich hatte große Lust, sie über das Knie zu legen und zu verprügeln. Ich hörte, daß im Nebenzimmer wieder gejazzt wurde, und war beruhigt. Solange sich die Halbwüchsigen damit beschäftigten, bestand keine Gefahr, daß sie erneut auf Dummheiten kamen. Helen Ranger war neben mich getreten und lehnte sich an mich.
Ich schob sie zur Seite.
»Hat einer von Ihnen Maud Ranger gesehen?« fragte ich die jungen Leute. Ich ließ meinen Blick durch das Zimmer wandern, konnte Maud aber nicht entdecken. Maud nicht und auch nicht diesen Paul, dessen Vorname wohl Vanny lautete. Mit diesem bulligen Typ hatte Maud nach ihrer eigenen Aussage den Tennisplatz ja verlassen.
Ich erhielt keine Antwort auf meine Frage. Die jungen Männer und deren Freunde senkten verlegen den Kopf, und einer von ihnen stellte plötzlich den Plattenspieler ab. Es wurde unheimlich still im Raum, aber niemand antwortete.
Ich drehte mich auf dem Absatz herum und verließ das Zimmer. Ich hörte hinter mir die Schritte Helens, aber ich drehte mich nicht einmal um. Diese Sache mußte anders angepackt werden. Die jugendlichen Gäste im Hause Ranger wollten nicht mitspielen, obwohl doch einer von ihnen ermordet worden war.
Als ich im Wagen saß und losfahren wollte, merkte ich erst, daß man mir die Reifen meines Jaguars zerschnitten hatte. Als ich wieder ausstieg, wurde ich plötzlich von Steinen in ziemlich jeder Größe eingedeckt. Von irgendwoher waren Grölen und Pfeifen zu hören. Ich war an Ärger gewöhnt, nahm die Sache daher auch nicht sonderlich tragisch. Ich wußte, wer mir die Reifen zerschnitten hatte. Verschiedene Leute mußten sich fürchterlich stark fühlen, solange sie nicht allein waren.
***
Als ich in das Haus zurückging, waren die jungen Leute bis auf Helen Ranger verschwunden. Das Mädchen stand wieder am Pfosten auf der Porch und kicherte.
»Hauptsache, Sie amüsieren sich«, meinte ich gelassen. »Sie haben doch nichts dagegen, daß ich mal anrufe, wie?«
»Haben Sie Pech mit Ihrem Wagen gehabt?« fragte Helen, löste sich vom Pfosten und kam näher. Sie hatte die Arme auf den Rücken verschränkt und sah zu, wie ich telefonierte. Als ich den Hörer in die Gabel zurückgelegt hatte, zündete ich mir eine Zigarette an, hockte mich auf die Lehne eines Sessels und sah das junge Mädchen spöttisch an, das unsicher wurde. Ein trotziger Zug stahl sich in ihr Gesicht. Sie fühlte sich wohl nicht für voll genommen.
»Wenn Maud nach Hause kommt, soll sie das Distriktsbüro des FBI anrufen«, empfahl ich ihr. »Warum ist sie eigentlich so scharf darauf, sich Ärger zu verschaffen? Dabei springt doch nichts für sie heraus. Seit wann war sie eigentlich mit Steve Clamdon befreundet?«
»Da fragen Sie mich zuviel«, meinte sie und zuckte
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