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002 - Der Hexenmeister

002 - Der Hexenmeister

Titel: 002 - Der Hexenmeister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B.R. Bruss
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wohnte in Angoulême. Sie schien sich
     
    erst seit kurzer Zeit in Paris aufzuhalten.
    Wir sahen uns an. Lionnel war blass geworden.
     
    »Hast du gewusst, dass du Verwandte in Angoulême hast?« fragte Patrick ihn.
    »Nein, aber möglich ist es schon, dass wir einen gemeinsamen Vorfahren haben.«
    »Gehen wir doch zur Polizei«, schlug ich vor. »Vielleicht erfahren wir dort nähere Einzelheiten.«
    An diesem Vormittag hatte ich keinen Unterricht zu geben. Hervé begann erst um zehn Uhr mit seiner Sprechstunde, und Lionnel war zeitlich ungebunden.
    Nur Patrick wart einen Blick auf die Uhr.
    »Gut, eine Stunde habe ich noch Zeit«, sagte er.
    Im Polizeipräsidium erklärten wir, dass wir gestern bei der Bergung der Toten geholfen hätten und uns nun durch einen Zeitungsartikel bekannt geworden wäre, dass die Tote denselben Namen trug wie Lionnel Dosseda. Wir wollten deshalb gern feststellen, ob es sich vielleicht um eine Verwandte handelte.
    Man führte uns ins Büro des mit den Ermittlungen betrauten Inspektors. Lionnel zeigte seinen Ausweis und wiederholte das, was wir schon dein Polizisten, mit dem wir zuerst gesprochen hatten, am Eingang des Präsidiums gesagt hatten.
    »Viel wissen wir auch nicht über das Mädchen«, bemerkte der Inspektor. »Hier, da ist ihre Handtasche … der Ausweis … Vielleicht wollen Sie sich ihre Adresse in Angouleme notieren.«
    »Ja, gern«, erwiderte Lionnel und schrieb sie in seinen Taschenkalender, »Nachdem wir die Tasche gefunden hatten«, sagte der Polizeibeamte, »habe ich mich sofort mit meinen Kollegen in Angouleme in Verbindung gesetzt und veranlasst, dass dort Ermittlungen angestellt wurden. Ich hatte schon gestern Abend einen Bericht. Sie hat an der angegebenen Adresse gewohnt. Ihre Eltern sind vor einem Monat bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen. Es waren reiche Leute, aber sie lebten sehr zurückgezogen, übrigens sind sie erst vor zwei Jahren in den Ort gezogen. Ein Notar beschäftigt sich mit der Regelung der Hinterlassenschaft. Vielleicht sind Sie sogar einer der Erben oder der Erbe, wenn es keine anderen Verwandten gibt«, fügte er, an Lionnel gewandt, hinzu.
    »Sicher nicht«, erwiderte Lionnel. »Wenn wir miteinander verwandt sind, dann bestimmt nur sehr entfernt.«
    »Das ist bedauerlich für Sie«, meinte der Inspektor. »Die Dossedas waren nämlich sehr reich. Hier, das bestätigt es.«
    Er zog ein Scheckheft aus der Handtasche und ein zerknittertes Blatt Papier. Beidem sah man an, dass es im Wasser gelegen hatte.
    »Das sind die einzigen Papiere, die außer dem Ausweis in der Handtasche waren. Das Scheckbuch ist noch nicht benutzt worden. Dieses Blatt hier ist die Quittung für drei Goldbarren, jeder ein Kilo schwer, die bei einer Bank hinterlegt worden sind. Ich habe dort angerufen und mich erkundigt, ob man die Tote kannte und noch mehr über sie wusste. Man hat sie dort aber nur zweimal gesehen. Das erste Mal am 25. April, als sie das Gold hinterlegte und 50 000 Francs auf ein Konto einzahlte, das sie eröffnete. Das zweite Mal war sie dort, um das Scheckheft abzuholen.«
    »Ist es ganz sicher, dass es sich um Selbstmord handelte?« fragte Patrick.
    »Ja, daran ist nicht zu zweifeln. Obwohl es früh morgens passiert ist, haben wir drei verschiedene Zeugen, die genau gesehen haben, wie sie auf das steinerne Geländer der Tournelle-Brücke gestiegen und dann ins Wasser gesprungen ist. Alle drei Zeugen bestätigen, dass das Mädchen allein war. Armut war offensichtlich nicht der Grund für die Verzweiflungstat. Vermutlich war es der Kummer über den plötzlichen Tod der Eltern, übrigens trug sie ein sehr ungewöhnliches Schmuckstück, ein Medaillon an einer Goldkette. Das Medaillon ist das Porträt eines jungen Mannes, das von einem Kranz von Edelsteinen umgeben ist. Wollen Sie es mal sehen?«
    »Ja, bitte«, erwiderte Lionnel.
    Der Inspektor holte das Schmuckstück aus der Schublade. Er reichte es Lionnel, und ich sah, wie dieser zusammenfuhr.
    »Ein sehr schönes Stück«, sagte Lionnel. »Es stammt aus dem 15. Jahrhundert.«
     

     
    Er reichte es mir. Wenn der Polizeibeamte mich angesehen hätte, als ich das Medaillon betrachtete, hätte er an meiner Bestürzung gemerkt, dass wir ihm etwas verheimlichten. Der auf dem Schmuckstück abgebildete junge Mann war ich.
    Auch Patrick und Hervé bemerkten die Ähnlichkeit sofort.
    »Wer kümmert sich denn um die Beerdigung?« fragte Lionnel den Inspektor.
    »Der Notar der Familie kommt noch heute nach

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