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002 - Der Hexenmeister

002 - Der Hexenmeister

Titel: 002 - Der Hexenmeister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B.R. Bruss
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ist es bald soweit. Der Tod kommt rasch näher. Auf meinem Gesicht sehe ich schon die Flecken, die anzeigen, dass mein Schicksal besiegelt ist. Doch ich fürchte mich nicht. Ruhe und Frieden ist in meiner Seele eingezogen. Ich denke an Laura, meine geliebte Frau. Bald werde ich im Tod mit ihr vereint sein.
     
                                                     
     
    Aufzeichnungen des Arztes Dr. Jean-Paul Colas.
    10. Dezember
     
    Vor einem Monat ist auf meiner Station der Patient Georges Lenand gestorben, um den ich mich besonders intensiv gekümmert hatte. Es war mir allerdings nicht gelungen festzustellen, ob er geisteskrank war oder nicht und ob er nach seinem Selbstmordversuch tatsächlich das Gedächtnis verloren hatte.
    Er starb unter höchst merkwürdigen Umständen. Er erlag einer Infektionskrankheit, die, wie nicht nur ich, sondern auch meine Kollegen hier im Krankenhaus feststellten, alle Symptome der Pest aufwies. Er war aber schon seit sechs Wochen hier in der Klinik, konnte sich also nirgends angesteckt haben, Es ist auch kein einziger Fall von Pest in Paris gemeldet worden und auch sonst nirgends in Europa.
    In Lenands Zimmer habe ich nach seinem Tod einen großen Umschlag gefunden, auf dem mein Name stand. Er enthielt ein dickes Heft, das bis über die Hälfte mit einer kleinen, ordentlichen Handschrift vollgeschrieben war. Ich habe die Aufzeichnungen des Kranken gelesen, weil ich aus ihnen zu entnehmen hoffte, welcher Art seine geistigen Störungen waren.
    Die rätselhaften Umstände seines Todes und auch die besondere Art seiner Geisteskrankheit hatten mich ganz besonders beschäftigt. Der Bericht, den er verfasst hatte, schlug mich völlig in seinen Bann. Ich las ihn zweimal hintereinander und achtete auf jede Kleinigkeit. Was Lénand da niedergeschrieben hatte, beschäftigte mich so sehr, dass ich einige Nachforschungen anstellte.
    Ich suchte einen Studienfreund auf, der an dem Krankenhaus arbeitet in dem Hervé Migal gestorben war. Nachdem ich in ihn gedrungen war, mir nichts zu verschweigen, gestand mir dieser Kollege, dass Migal tatsächlich an der Pest gestorben war.
    Bezüglich Patrick Buez holte ich bei der Polizei Informationen ein. Ich gab mich als Verwandter des Toten aus, der auf Grund einer längeren Abwesenheit von Paris erst jetzt die Nachricht von seinem Tod erhalten hatte. Ich wollte gern den Dolch sehen, mit dem der junge Mann getötet worden war.
    Es handelte sich, wie ich mich überzeugen konnte, um einen uralten Dolch, wie ihn die Soldaten der Wache in Paris Anfang des 15. Jahrhunderts am Gürtel trugen.
    Der dritte Freund des Toten, Lionnel Dosseda, war spurlos verschwunden. Er war nie wieder in seine Wohnung zurückgekehrt, und niemand hatte etwas von ihm gehört.
    Dann tat ich etwas, dessen ich mich nie für fähig gehalten hätte. In meinem Büro lagen noch die Gegenstände, die man in der Kleidung des Patienten gefunden hatte: Seine Brieftasche, die Autoschlüssel, der Schlüssel zu dem Bankschließfach und die Wohnungsschlüssel. Um drei Uhr morgens schlich ich mich in seine Wohnung und fand dort, ohne lange suchen zu müssen, das, worauf ich es abgesehen hatte: Lauras Tagebuch, die Briefe ihrer Eltern und die Anweisungen von Nicolas Flamel, die sich auf die Figur bezogen.
    Da ich ein leidenschaftlicher Sporttaucher bin, war mein nächstes Unternehmen auch nicht weiter schwierig. Ich sprang an der Tournelle-Brücke in die Seine. Nach einer knappen Stunde hatte ich die Figur gefunden.
    Das Männchen aus Blei existierte also tatsächlich. Nun musste ich nur noch feststellen, ob es wirklich imstande war, einen Menschen in die Vergangenheit zu versetzen. In der folgenden Nacht machte ich bei mir zu Hause diesen Versuch.
    Dabei stellte ich fest, dass der verstorbene Lenand nicht verrückt war. Leider war er es nicht. Sein Bericht war nichts als die Wahrheit.
    Auch ich bin nicht verrückt. Ich bin tatsächlich in die Vergangenheit zurückgekehrt, wenn auch nur für ein paar Stunden. Dabei stellte ich fest, dass mein Ahne, in dessen Haut ich geschlüpft war, vor ein paar Monaten einen Hexenmeister Michel Dosseda verbrannt hatte. Er war der Henker.
    Dossedas Sohn, seine Nichte und ein gewisser Georges Lenand wurden zusammen mit einigen anderen immer noch von der Polizei gesucht.
    Ich erfuhr, dass der sagenhaft reiche Nicolas Flamel auf Reisen war und dass die Pest, obwohl bereits im Abklingen begriffen, noch jeden Tag zahlreiche

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