Mordrausch
EINS
S ie waren zu dritt, harte Männer mit Nylontaschen, Carhartt- und Levi’s-Arbeitsjacken, alle mit Bart. Sie durchquerten die Parkgarage in Richtung der Stahlsicherheitstür und ließen dabei den Blick prüfend in alle Ecken schweifen. Ihre Atemwolken erfüllten die eisige Luft; einer von ihnen sprach in ein Handy.
Als sie die Tür erreichten, öffnete sie sich, und ein vierter Mann, den sie per Handy informiert hatten, winkte sie herein. Dieser vierte Mann war groß gewachsen und schlank, hatte dunkle Haut und einen schwarzen Bürstenschnurrbart. Er trug einen knielangen schwarzen Regenmantel, den er zwei Tage zuvor in einem Goodwill-Laden erworben hatte, und eine schwarze Hose. Nach einem kurzen Blick in den Parkraum zog er die Tür zu und vergewisserte sich, dass sie wieder richtig verschlossen war.
»Hier lang«, zischte er.
Im Innern bewegten sie sich schnell, um das Risiko einer Begegnung zu verringern – obwohl das am hintersten Ende des Krankenhauses ohnehin gering war, um Viertel nach fünf an einem bitterkalten Wintermorgen. Sie hasteten ein Labyrinth von Korridoren entlang, bis der Großgewachsene sagte: »Hier.«
Er deutete auf eine Abstellkammer und öffnete die Tür mit einem Schlüssel. Darin lag ein Haufen blauer, extragroßer Pflegeruniformen auf einem Wäschewagen.
Die Männer schlüpften aus ihren Jacken und zogen die Uniformen über ihre Straßenkleidung. Eine sonderlich gute Verkleidung war das nicht, aber sie erwarteten nicht, aus der Nähe beobachtet zu werden, sondern mussten nur an der Videokamera vorbeikommen. Der kräftigste der Männer legte sich auf den Wäschewagen und scherzte lachend: »Schaut, ich bin tot.« Der Großgewachsene roch den Alkohol im Atem des Scherzboldes.
»Halt die Klappe«, sagte einer der anderen, aber nicht allzu unfreundlich.
»Alber hier nicht rum«, rügte der Großgewachsene den Scherzbold in ziemlich scharfem Tonfall und breitete ein weißes Laken über den Wäschewagen.
Einer der anderen sagte: »Los geht’s!«
»Es wird niemand verletzt«, ermahnte der Großgewachsene sie, nicht aus Mitgefühl, sondern aus Berechnung, denn Körperverletzung erregt weit größere Aufmerksamkeit als ein Raubüberfall.
»Ja, ja …« Einer der Männer zog eine halbautomatische Pistole aus dem Gürtel, eine schwere, der Army National Guard in Milwaukee entwendete Beretta, überprüfte sie und steckte sie zurück. »Okay?«, fragte er. »Haben alle ihre Masken? Gut, dann lasst uns gehen.«
Sie stopften die Skimasken in ihre Gürtel, und zwei der Männer schoben den Wäschewagen auf den Flur. Der Großgewachsene führte sie durch die schmalen, gefliesten Gänge. »Da vorne ist die Kamera«, teilte er ihnen mit.
Die beiden, die den Wäschewagen schoben, drehten sich weg, wie der Großgewachsene sie instruiert hatte, und bogen in den Seitengang mit der Überwachungskamera. Falls ein Mann vom Sicherheitsdienst in diesem Moment auf den Monitor geblickt hätte, wären darauf lediglich die Rücken zweier Pfleger und etwas Unförmiges auf dem Wäschewagen zu sehen gewesen. Der Großgewachsene im Regenmantel kroch auf der der Kamera abgewandten Seite auf Händen und Füßen dahin.
Der Mann auf dem Wäschewagen beobachtete kichernd, wie die Deckenfliesen über ihm vorbeiglitten. »Ist wie beim Autoscooter«, bemerkte er.
Sobald sie sich außer Sichtweite der Kamera befanden, richtete sich der Großgewachsene auf und führte sie tiefer ins Krankenhaus hinein – die anderen drei hätten den Weg niemals allein gefunden. Zwei Minuten später reichte der Großgewachsene einem seiner Komplizen einen Schlüssel und deutete auf eine gelbe Stahltür ohne Beschriftung.
»Ist sie das?«, fragte der Anführer skeptisch. Die Tür sah ziemlich unscheinbar aus.
»Ja«, antwortete der Großgewachsene. »Wenn ihr da durchgeht, seid ihr mittendrin. Die Aufnahme und das Ausgabefenster sind bis sechs geschlossen. Ich warte um die Ecke, bis ihr ruft, und behalte alles im Auge.«
Von dort konnte er sich absetzen, wenn etwas schiefging, dachte er.
Sein Komplize nickte und fragte: »Alle bereit?« Die beiden anderen murmelten angespannt: »Ja.« Dann zogen sie ihre Skimasken über und holten ihre Pistolen heraus. Ihr Anführer steckte den Schlüssel ins Schloss und riss die Tür auf.
Weather Karkinnen hatte um neun Uhr eine halbe Schlaftablette genommen, weil sie wusste, dass sie ohne kein Auge zutun würde. Zu viele Dinge spukten ihr im Kopf herum. Die Abläufe waren geplant,
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