002 - Der Safe mit dem Rätselschloß
Grinsen wurde geradezu teuflisch.
»Daß du’s doch immer mit den großartigen Worten hast, Jimmy! So bist du stets gewesen. Auf die Art hast du deine vornehmen Freundchen dazu gekriegt, ihr Glück bei mir zu versuchen. Meinst du, daß ich mich um sie sorge? Jawohl, das tu ich, ich sorg’ mich um sie. Und ich werde sie entschädigen.«
»Auf welche Art denn?«
»Sei bloß nicht neugierig!« fuhr ihn der Alte wütend an. »Ich hab’ mich auch nicht erkundigt, warum du mitten in der Nacht in mein Haus einbrichst, obgleich ich weiß, daß du neulich schon da warst und den Elektrizitätszähler kontrolliert hast. Ich hab’ dich gesehen und seitdem warte ich auf dich.«
»Das wußte ich«, sagte Jimmy ruhig und schnippte die Asche seiner Zigarette mit dem kleinen Finger fort, »und ich dachte, du würdest -«
Plötzlich hielt er inne und lauschte.
»Wer ist außer uns noch im Haus?« fragte er rasch; aber das Gesicht des Alten beruhigte ihn.
»Niemand«, sagte Reale ungeduldig. »Ich hab’ ein besonderes Haus für die Dienstboten, und sie kommen erst morgens, nachdem ich meinen - Diebesalarm abgestellt hab’.« Er grinste, aber dann kam ein unruhiger Blick in seine Augen.
»Die Alarmglocken!« flüsterte er. »Du hast beim Hereinkommen den Draht zerrissen, Jimmy. Ich hörte das Signal. Wenn jemand im Haus wäre, würden wir es jetzt nicht erfahren.«
Sie lauschten. Unten in der Halle knackte etwas, dann klang ein dumpfer Ton herauf.
»Er hat den Teppich übersprungen«, flüsterte Jimmy und drehte das Licht aus.
Die beiden Männer hörten gedämpfte Tritte auf der Treppe und warteten. Durch die Türritze zuckte ein Lichtschein, ein Mensch atmete schwer.
Dann, als die Klinke niedergedrückt und die Tür aufgestoßen wurde, drehte Jimmy das Licht wieder an.
Der Eintretende war ein kleiner untersetzter Mensch mit breitem, rotem Gesicht. Er trug einen sehr auffallend karierten Anzug und einen steifen Hut, dessen schmale Krempe die Breite seines Gesichts noch zu betonen schien. Ein zufälliger Beobachter hätte ihn für einen derben, gutmütigen Menschen halten können, von rauher, aber herzlicher Wesensart. Ein guter Menschenkenner jedoch hätte in ihm sofort den grausamen, gefährlichen Typ erkannt, dem Mitleid und Erbarmen fremd sind.
Er fuhr blinzelnd zurück, als das Licht aufflammte, aber er hielt einen Revolver auf die beiden gerichtet.
»Hände hoch!« rief er. »Hände hoch!«
Keiner von beiden gehorchte. Jimmy war nur belustigt und verbarg das keineswegs. Mit seinen weißen, spitz zulaufenden Fingern strich er sich über den Bart. Der Alte zitterte vor Wut.
Er war es auch, der sich ächzend an Jimmy wandte:
»Was hab’ ich dir gesagt, Jimmy? Was hab’ ich dir immer gesagt, Jimmy? Massey ist ein Schwein, und er benimmt sich auch wie ein Schwein!«
»Hände hoch!« zischte der Mann mit dem Revolver noch einmal. »Hände hoch, oder ich mache euch kalt!«
»Wenn er doch zuerst gekommen wäre, Jimmy!« Der Alte rang die Hände vor Kummer. »Mag er auch über den Teppich gesprungen sein - jeder armselige Dieb hätte das fertiggebracht -, aber glaubst du, daß er den Trick mit der Rüstung entdeckt hätte? Wenn du mir nur die Rüstung wieder in Ordnung gebracht hättest!«
»Leg den Revolver hin, Massey«, sagte Jimmy kaltblütig, »wenn du nicht gerade was zum Spielen brauchst. Der alte Reale ist zu krank für Turnübungen, wie du sie im Sinne hast, und ich hab’ auch keine Lust, dir gefällig zu sein.«
»Verdammt, wenn ihr eure dreckigen Tricks mit mir versucht, dann sollt ihr beide -«
»Ach, ich bin hier nur Besuch wie du auch«, sagte Jimmy mit einer leichten Handbewegung, »und was dreckige Tricks angeht, so hätten wir dich ja erschießen können, eh’ du ins Zimmer kamst.«
Massey machte ein finsteres Gesicht und spielte mit seinem Revolver.
»Links am Lauf ist ‘ne Sicherung«, fuhr Jimmy fort und zeigte auf den Revolver. »Schieb sie nach oben - du kannst sie ja immer wieder mit dem Daumen nach unten drücken, wenn es ernst wird. Für mich bist du nicht gerade das Ideal eines Einbrechers. Du atmest zu geräuschvoll und bist auch sonst zu ungeschickt. Ich hab’ dich ja sogar die Haustür öffnen hören!«
Die stille Verachtung im Ton dieser Worte ließ das rote Gesicht des Mannes noch dunkler werden.
»Du bist freilich ein ganz Gescheiter, das wissen wir schon lange…!« begann er, da hatte der Alte seine Fassung wiedergewonnen und winkte ihm, sich zu setzen.
»Nehmen Sie
Weitere Kostenlose Bücher