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002 - Der Safe mit dem Rätselschloß

002 - Der Safe mit dem Rätselschloß

Titel: 002 - Der Safe mit dem Rätselschloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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den Fuß auf dem niedrigen Gitter, den Kopf ein wenig gesenkt.
    »Ich war hergekommen, um es Ihnen zu sagen«, antwortete Jimmy.
    »Warum gehen Sie weg?«
    Jimmy räusperte sich.
    »Weil ich Veränderung brauche«, sagte er beinahe ungezogen.
    »Sind Sie - Ihrer Freunde müde?« fragte sie, ohne aufzublicken.
    »Ich habe so wenige Freunde«, antwortete Jimmy bitter. »Leute hier, die sich zu kennen verlohnen würde, kennen mich zu genau.«
    »Was kennen sie?« fragte sie und sah ihn dabei nachdenklich an.
    »Sie kennen mein Leben«, erwiderte er dickköpfig, »von dem Tage an, da ich in Oxford weggeschickt wurde, bis zu dem Tage, da ich Titel und Besitztümer meines Onkels erbte. Sie wissen, daß ich mich auf der ganzen Welt herumgetrieben und zweifelhafte Bekanntschaften gemacht habe. Sie wissen, daß ich einer von der« - zögernd suchte er nach einem Wort - »Bande war, die Rahbat Paschas Bank beraubt hat, daß ich mit einem großen Anteil in Reales Unternehmungen verwickelt war - einem Anteil, den er mir gestohlen hat -, aber das spielt hier keine Rolle, und daß ich mein ganzes Leben damit zugebracht habe, dem Gesetz zu entwischen.«
    »Zu wessen Vorteil?« fragte sie.
    »Das weiß Gott allein«, sagte er müde. »Nicht zu meinem eigenen. Ich habe nie Mangel an Geld gehabt - dafür hatte mein Onkel gesorgt. Nie wieder hätte ich Reale aufgesucht, wäre nicht der Wunsch nach Gerechtigkeit in mir lebendig gewesen. Wenn Sie glauben, ich hätte aus Gewinnsucht gestohlen, so irren Sie sich. Ich habe aus Lust am Spiel gestohlen, um der Aufregung willen, wegen des beständigen geistigen Kampfes mit Männern, die ebenso scharfsinnig waren wie ich. Männer wie Angel haben mich zum Dieb gemacht.«
    »Und nun -?« fragte sie.
    »Und nun«, erwiderte er und richtete sich hoch auf, »nun bin ich mit dem alten Leben fertig. Es ekelt mich an und bedrückt mich - es ist aus.«
    »Und ist diese Reise nach Afrika ein Teil Ihrer Buße?« fragte sie. »Oder gehen Sie fort, um zu vergessen…?« Ihre Stimme war fast zu einem Flüstern herabgesunken, und ihre Augen blickten ins Feuer.
    »Was?« fragte er heiser.
    »…um - mich zu vergessen«, hauchte sie.
    »Ja, ja«, sagte er, »das möchte ich vor allem vergessen.«
    »Warum?« fragte sie, ohne ihn anzusehen.
    »Weil - oh, weil ich Sie zu sehr liebe, als daß ch es wünschen könnte, Liebste, Sie zu mir herabzuziehen. Ich liebe Sie mehr, als ich es für möglich hielt, eine Frau zu lieben. - So sehr, daß ich mit tausend Freuden den innigsten Wunsch meines Herzens opfere, weil ich glaube, Ihnen durch mein Fortgehen am besten zu dienen.«
    Er nahm ihre Hand und hielt sie zwischen seinen beiden starken Händen.
    »Finden Sie nicht«, flüsterte sie, so leise, daß er sich näher zu ihr beugen mußte, um sie zu verstehen, »finden Sie nicht, daß ich - daß ich da um Rat gefragt werden müßte?«
    »Sie - Sie«, rief er voller Staunen, »Sie würden …«
    Sie blickte ihn lächelnd an, und ihre Augen strahlten vor unausgesprochener Glückseligkeit.
    »Ich will dich, Jimmy«, sagte sie. Es war das erstemal, daß sie ihn beim Vornamen nannte. »Ich will dich, Liebster.«
    Er schloß sie in die Arme und küßte sie.
    Sie hörten nicht einmal das Klingeln der Hausglocke, sondern erschraken erst bei dem Klopfen an der Tür. Kathleen schlüpfte aus seinen Armen und setzte die Teetassen zusammen, als Angel hereinspazierte.
    Er sah Jimmy an, der geistesabwesend mit seiner Uhrkette spielte, und er sah das Mädchen an.
    »Tut mir schrecklich leid, daß ich schon wieder störe«, sagte er, »aber ich habe eben ein Telegramm erhalten, daß ich den Fall in Newcastle nicht zu übernehmen brauche. Da bin ich lieber noch mal zurückgekommen, um Ihnen zu sagen, Jimmy, daß ich heute abend gerne noch einen Kirchhofs-Trunk, wie man’s nennen könnte, mit Ihnen einnehmen möchte.«
    »Ich fahre nicht«, sagte Jimmy, der allmählich seine Fassung wiedergewann.
    »Fahren nicht?« fragte der erstaunte Angel.
    »Nein«, erwiderte das junge Mädchen über seine Schultern hinweg, »ich habe ihn überredet, zu bleiben.«
    »Aha, ich sehe schon!« sagte Angel und bückte sich nach einer Haarspange, die auf dem Kaminteppich lag.

ENDE

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