0025 - Das Geheimnis des Spiegels
interessieren, Oberinspektor, wurde von einem Antiquitätenhändler namens Barbazon ersteigert.«
»Wann?« fragte John.
»Gestern.«
»Können Sie mir Mr. Barbazons Adresse geben?«
»Natürlich. Great Eastern Street 13.«
»Vielen Dank, Mr. Pamberton.«
»Keine Ursache, Oberinspektor. Wir helfen Scotland Yard gern, wenn wir können.«
»So ist es auch richtig«, sagte John zufrieden. Er nickte dem Mann zu und verließ dessen kleines Büro, in dem man Platzangst bekommen konnte. Wenig später setzte er sich in seinen silbermetallicfarbenen Bentley. Der schicke Wagen war der einzige Luxus, den John sich leistete. Er startete den Motor, gab Gas und fuhr los.
Sein Ziel war die Great Eastern Street.
***
Barbazon hatte seine Frau mühsam nach oben geschleppt und sich bemüht, sie aus der Ohnmacht zu holen. Sie hatte ihn danach unflätig beschimpft und ihm mit allem möglichem gedroht.
Am Morgen hatte Allan Barbazon seine Frau in der Wohnung eingeschlossen, war nach unten gegangen und hatte den Laden geöffnet. Norma hatte eine Weile geschrien und getobt, hatte mit ihren Fäusten gegen die Tür gehämmert, doch nun schien sie erschöpft zu sein, denn sie hatte das Lärmen aufgegeben.
Während Barbazon noch überlegte, was er mit dem geheimnisvollen Spiegel machen sollte, betrat ein schlanker Mann den Laden. Er hatte dichtes braunes Haar, fein geschnittene Züge und dunkle Augen. Er war elegant gekleidet und machte einen selbstsicheren Eindruck.
Sein Name war Earl Baxter. Ein Schriftsteller, der vor zehn Jahren nach Indien ausgewandert war und seither in Kalkutta lebte. Zweimal im Jahr hatte er geschäftlich in London zu tun. Er nützte die Aufenthalte, um alte Freunde wiederzutreffen und in Antiquitätengeschäften nach Dingen zu schnüffeln, die er mit nach Hause nehmen konnte.
Dies alles erzählte Baxter dem Antiquitätenhändler, und dann fragte er Barbazon händereibend: »Und nun… zeigen Sie mir, was Sie mir empfehlen können.«
Barbazon dachte sofort an den Spiegel.
Vielleicht war das eine günstige Gelegenheit, ihn loszuwerden.
Er hob aber die Achseln und sagte vorsichtig: »Ich kenne Ihren Geschmack nicht, Mr. Baxter.«
»Oh, ich habe mich in keiner Richtung festgelegt. Mir gefällt nahezu alles, was alt ist.«
Der Spiegel! dachte Barbazon. Den kannst du ihm andrehen.
»Wenn ich Sie weiterbemühen darf«, sagte Barbazon höflich.
Er verbarg vor Earl Baxter geschickt seine Nervosität.
»Ich habe erst gestern einen Spiegel hereinbekommen, der Ihnen bestimmt gefallen wird.«
»Darf ich ihn sehen?«
»Selbstverständlich.« Barbazon mußte allen Mut zusammennehmen, um den Jutesack vom Spiegel zu entfernen. Nichts passierte. Der Antiquitätenhändler hatte gespannt die Luft angehalten. Jetzt atmete er erleichtert weiter.
Er stellte den Spiegel auf und lehnte ihn an die Wand.
»Nun, was sagen Sie dazu?« fragte er.
Baxter betrachtete sich darin.
»Das prachtvolle Stück«, begann Barbazon zu erzählen »stammt aus dem Besitz eines Lords, der auf eine tragische Weise ums Leben kam. Man sagt, daß ihm der Spiegel sein wahres Gesicht gezeigt habe. Daraufhin sei der Lord in höchster Panik geflohen, sei über die Stufen gefallen und habe sich bei seinem Sturz über die Treppe das Genick gebrochen.«
Baxter hörte aufmerksam zu, während er sich fasziniert im Spiegel betrachtete.
Barbazon schwächte seine Story etwas ab, indem er hinzufügte: »Natürlich gebe ich persönlich nichts auf solche Erzählungen. Für mich starb der Lord in einem Anfall geistiger Umnachtung.« Er hatte es geschafft, Baxter mit dieser erfundenen Geschichte für den Spiegel zu interessieren.
Baxter blickte den Antiquitätenhändler an. »Sie glauben nicht an Spuk und Geister?«
»Nein, Sir.«
»Nun, dann lassen Sie sich gesagt sein, daß solche Geschichten nicht immer nur aus der Luft gegriffen sind. Es gibt Fälle, die glaubhaft belegt werden können…«
»Das mag schon möglich sein, nur… ich kann einfach nicht an diese Dinge glauben«, sagte Barbazon gegen seine Überzeugung, denn in der vergangenen Nacht erst hatte er einen Spuk erlebt, an den er noch lange denken würde.
Earl Baxter ließ sich noch einige andere Dinge zeigen, aber Allan Barbazon verstand sich ausgezeichnet auf Verkaufspsychologie. Er drehte es geschickt so, daß Baxter sich schließlich für den Spiegel entscheiden mußte.
Er verlangte dafür keinen hohen Preis. Er war froh, daß das Ding so schnell wie möglich wegkam.
Baxter nannte
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