0025 - Das Geheimnis des Spiegels
möchte ganz sichergehen, daß Janus nicht noch einmal zum Leben erwacht. Es konnte jemandem in den Sinn kommen, diesen Sand einzusammeln und ihn mittels Schwarzer Magie wiederzubeleben.«
Deshalb zog Ballard mit seinem magischen Ring zuerst ein Kreuz durch den Sand. Danach schaufelte er ihn in seine Handfläche, ging zum Fenster und schleuderte ihn hinaus.
Die Körner wurden vom Wind erfaßt und zerstreut.
»So«, sagte Tony. »Jetzt werden wir den Janus nie mehr wiedersehen.«
»Ich bin darüber nicht traurig«, sagte John.
»Ich auch nicht«, knurrte Tony. »Ich auch nicht.«
***
Earl Baxter schlug die Augen auf, als John Sinclair und Tony Ballard die Treppe herunterkamen. Er richtete sich verwirrt auf. Auch die beiden Bettler kamen zu sich.
Zuletzt erwachten Yahan und Haidar.
Als die beiden Kerle erkannten, wo sie waren, sprangen sie erschrocken auf und rannten, so schnell sie konnten, aus dem Haus.
Baxter blickte John verstört an. »Was ist geschehen?«
»Sie können sich nicht erinnern?« fragte John zurück.
»Sie wollten gegen den Janus kämpfen. Sie schickten mich aus dem Haus. Soviel ich weiß, bin ich auch fortgegangen. Aber dann reißt der Faden.« Er schaut sich um und entdeckte den zerschlagenen Spiegel.
»Tut mir leid«, sagte Tony Ballard. »Das mußte sein. Sie befanden sich in der Gewalt des Bösen.«
»Ich?« fragte Baxter erschrocken.
»Sie wollten Oberinspektor Sinclair ermorden.«
»Das… das gibt’s doch nicht.«
»Sie waren ein Abbild des Dämons«, sagte Tony.
Baxter blickte den Geisterjäger bestürzt an. »Ist das alles wahr, Oberinspektor?«
»Leider ja. Wir wissen nicht, was vor dem Haus vorfiel, als Sie hinausgingen. Fest steht nur, daß Sie, als Sie wiederkamen, einen Januskopf auf Ihren Schultern trugen.«
»Wie schrecklich.«
»Das können Sie laut sagen. Erst als Mr. Ballard den Spiegel zerschlug, riß die Verbindung zwischen dem Dämon und Ihnen ab«, sagte John.
Auch die Bettelmönche standen verwirrt neben Earl Baxter. Auch sie hatten keine Ahnung, wie sie in dieses Haus gekommen waren. Ihre Erinnerung reichte bis in die vergangene Nacht. Da waren sie in der Nähe des Tempels der Kali unterwegs gewesen.
Was weiter geschehen war, entzog sich ihrer Kenntnis.
Sie baten, sich entfernen zu dürfen. Earl Baxter entließ sie nickend. Er schaute den Geisterjäger mit großen, sorgenvollen Augen an. »Und… Nadir?« fragte er gepreßt.
»Nadir lebt nicht mehr«, erklärte John.
»War er für Janus der Wirtskörper?«
»Ja. In ihm hatte sich der Dämon eingenistet. Wenn das einem Menschen widerfährt, ist er erledigt. Im allgemeinen geben Dämonen einen gefangenen Körper erst dann wieder auf, wenn ihn das Leben verlassen hat.«
»Was ist mit Nadir geschehen?« wollte der Schriftsteller wissen.
»Derjenige, mit dem wir es zu tun hatten, war nicht mehr Nadir. Das war bereits Janus«, stellte John Sinclair richtig.
»Und was haben Sie mit Janus gemacht?«
»Ich habe ihm in dem Augenblick, als er Tony Ballard vernichten wollte, den Kopf abgeschlagen.«
»Ist er auch tatsächlich… Ich meine, kann er nicht noch einmal aus der Versenkung auftauchen?«
»Kaum. Dafür hat Tony gesorgt«, sagte John.
»Und sein Leichnam?« wollte Baxter wissen.
John schüttelte den Kopf. »Es gibt keinen Leichnam. Der Körper hat sich völlig aufgelöst.«
Earl Baxter fuhr sich ächzend über die Augen. »Das ist mir einfach zu hoch.«
John legte dem Mann die Hand auf die Schulter. »Das macht nichts. Für diese Dinge sind Tony und ich da.«
Die beiden Dämonenjäger blieben noch einen Tag im Hause des Schriftstellers. Dann traten sie gemeinsam die Heimreise nach London an. Baxter brachte sie zum Dum Dum Airport. Die Männer bestiegen eine BOAC-Maschine – und ab ging’s, zurück in die Heimat.
In London angekommen, verabschiedeten sich die beiden Dämonenjäger. »Falls mal wieder Not am Mann sein sollte, ich helfe gerne aus«, sagte John Sinclair lächelnd.
»Dasselbe Angebot gilt auch von meiner Seite, John«, erwiderte Tony Ballard.
»Mach’s gut«, sagte John, »und laß dich von den Mordgesellen aus der Hölle nicht unterkriegen.«
»Du auch nicht«, murmelte Tony. Er schlug dem Geisterjäger freundschaftlich auf die Schulter, und dann trennten sich ihre Wege.
Vielleicht führt sie eines Tages ein neues Abenteuer wieder zusammen…
ENDE
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