Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0026 - Wir hetzten ihn für zwölf Millionen

0026 - Wir hetzten ihn für zwölf Millionen

Titel: 0026 - Wir hetzten ihn für zwölf Millionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir hetzten ihn für zwölf Millionen
Vom Netzwerk:
Ich weiß heute, daß ich panisch gelähmt war und diese Sekunden nur deshalb so ruhig überstehen konnte und überstanden habe. Mir kam zwar kurz der Gedanke, daß ich mich nicht rühren dürfe, aber das konnte ich ja auch gar nicht.
    Wie willenlos lag ich langgestreckt auf der Couch. Der Schlangenkopf rutschte auf meine Schulter, der Leib folgte — meine Muskeln waren hart und erstarrt.
    Die Kobra glitt gerade schräg über mich hinweg, als von oben, von der Decke des Zimmers, ein scharfes Zischen kam. Sofort bäumte sich das Reptil auf. Wellenförmig wippend fuhr der Kopf der Schlange hin und her. Ich sah die Zunge wie einen dünnen Blitz aus dem weitgeöffneten Rachen wirbeln, der die nadelspitzen Zähne mit dem gefährlichen Gift barg.
    Wieder zischte es oben, und die Schlange rollte sich ganz zusammen.
    Ich gewann endlich meine Fassung zurück. Ich wußte, daß mir sonst nichts helfen konnte, als gedankenschnelles Handeln. Wie oft hatte ich schon in höchster Lebensgefahr geschwebt und wie oft hatte ich so quasi schon mit allem abschließen müssen! Es mochte jetzt gerade zwölf Stunden her sein, daß ich einer anderen Schlange entkommen war — der Schlange einer Zündschnur, in der sich ein kleiner bläulicher Funkenregen Zentimeter um Zentimeter an eine ganze Ladung Trinitrotuluol herangefressen hatte.
    Und ich war entkommen!
    Phil! dachte ich. Was war mit Phil, und was tat er in diesen Sekunden?
    Das nächste Zischen von oben steigerte die Erregung der Kobra. Der Kopf der Schlange wuchs in die Höhe, pendelte in der Richtung zur Tür, ihr Gewicht verlagerte sich auf meine Knie.
    Jetzt oder überhaupt nicht mehr! dachte ich.
    Ich spannte die Muskeln an und riß das rechte Knie blitzartig empor.
    Zwei, drei Meter flog das Reptil durch den Raum.
    Ich stand auf den Beinen, hatte schon die Wolldecke in den Händen, breitete hastig die Arme aus und warf die Decke über die sich bereits wieder hochbäumende Schlange. Dann flog ich mit einem weiten Sprung zur Tür.
    Die erste Kugel pfiff dicht an mir vorbei, harschte splitternd in das Mahagoniholz der Hausbar. Das zweite Geschoß gab mir einen kurzen Schlag gegen den Unterarm und jagte heiß in mein Fleisch. Beide Schüsse klangen wie Pfropfen, die jemand aus einer Weinflasche zog. Dann war ich durch die Tür. Ich warf sie hinter mir zu und fegte den Gang entlang, in dem ein eigenartiger süßlicher Geruch hing.
    Gas!
    Phil Decker und der City Police Detective lagen bewegungslos dicht vor dem Eingang des Bungalows. Sie mochten wohl versucht haben, noch ins Freie zu kommen, aber das Gas war stärker gewesen als ihr Wille.
    Ich stieß die Tür des Wochenendhauses auf und setzte die Signalpfeife meines Leibwächters an die Lippen.
    ***
    Sie können sich gar nicht vorstellen, wie lebendig es plötzlich in der Gegend wurde.
    Mr. High ließ seinen Besen fallen und setzte sich in Bewegung.
    Links im Bungalow vergaß Pat Corill seine Braut in Kentucky und flankte mit einer Maschinenpistole in der Hand durch das glücklicherweise immer noch offene Fenster.
    Die Schere im Liguster schnappte zum letztenmal, und Tom Rostara dachte plötzlich wieder an schnappende Handschellen.
    Der Punchingball von Charles Moreno wurde gänzlich überflüssig, denn der mollige Charly entwickelte trotz seines Bierbauches mit einemmal ein beachtliches und atemberaubendes Tempo.
    Und es zeigte sich, daß noch mehr Leute irgendwelche anderen Sachen vergaßen, für die sie sich bis dahin überaus interessiert hatten. Jedenfalls war der Bungalow in knapp zehn Sekunden von mindestens zwanzig Männern umstellt, die alle den gleichen harten und entschlossenen Gesichtsausdruck besaßen.
    Ich selbst war nicht bei diesen Männern, deren Auf tauchen den wahnsinnigen Kernphysiker ja schließlich ablenkte. Ich hatte diese Chance ausgenützt. Ich lag inzwischen schon auf dem Dach des Bungalows und wartete erst einmal, bis Myers von einigen Maschinenpistolen-Garben zum anderen Ende des Dachbodens gescheucht worden war.
    Dann sorgten Mr. High und seine Männer für die Sicherheit unserer beiden betäubten Kollegen. Phil Decker und der Detektiv wurden hastig in Deckung gebracht.
    Auch die Männer unten hielten sich in Deckung. Hinter Bäumen standen sie, knieten im Schutz niedriger Mauern mit schußbereiten Waffen, lagen hinter dichten Büschen und hinter dem Streifenwagen.
    »Kommen Sie ’raus, Myers!« rief Mr. High, als die Fronten feststanden. »Los, Mann, ergeben Sie sich! Sie sollten wissen, daß Ihre

Weitere Kostenlose Bücher