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0027 - Wir fingen den roten Delphin

0027 - Wir fingen den roten Delphin

Titel: 0027 - Wir fingen den roten Delphin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir fingen den roten Delphin
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auf einen Tisch und wollte wieder gehen.
    »Halt, kleine Märchenfee!« rief Phil und grinste. »Möchten Sie nicht ein Glas Whisky mittrinken?«
    Das Mädchen holte sofort ein drittes Glas aus dem Schrank, wobei sie kokett sagte: »Zu meinen Aufgaben gehört auch die Unterhaltung der Gäste, soweit nicht die Regeln der Sittsamkeit verletzt werden.«
    Phil machte ein Gesicht, als habe er in eine saure Zitrone gebissen.
    »Meine Güte!« rief er aus. »Was glauben Sie von mir, meine Schöne? Sehe ich etwa aus wie ein Schürzenjäger?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Wenn ich ehrlich sein darf, würde ich sagen, Sie sehen wie ein netter Junge aus.«
    Phil erhob sich schweigend und band seine Krawatte um. Nachdem er auch noch das Jackett angezogen hatte, fragte er ernst: »Sehe ich jetzt vielleicht wie ein Mann aus?«
    »Nein. Jetzt sehen Sie aus wie ein Junge, der zu schnell gewachsen ist!«
    »Oh«, schrie Phil. »Sie nimmt mich nicht für voll! Meine Dame, wer sind Sie eigentlich, daß Sie sich erlauben, mich für einen netten Jungen zu halten?«
    Sie knickste und sagte ironisch:
    »Mary Lanca, Studentin der Jurisprudenz im elften Semester. Ich habe mein Staatsexamen bestanden und werde im nächsten Jahr den D. C. L. machen. Ich verdiene mir nur in den Semesterferien hier meine Studiengebühren.«
    D. C. L. bedeutet Doctor of Civil Law, Doktor der zivilen Rechtssprechung, und ist ungefähr dasselbe wie der europäische Dr. jur. Da hatte sich Phil ganz schön in die Finger geschnitten. Unser Bun-Girl war also eine typische Vertreterin der jungen Generation von Amerika. Man trifft diese Leute bei Arbeiten an, die nach gar nichts aussehen, und hinterher entpuppen sie sich als Anwärter auf akademische Grade.
    Ich kann Ihnen aber bestätigen, daß es auch manchmal das Gegenteil gibt. Sie sehen einen Herrn, der wie ein. Professor aussieht und in Wirklichkeit ein steckbrieflich gesuchter Einbrecher ist. Nach dem Aussehen kann man wirklich nicht immer gehen.
    Phil schluckte seine Überraschung mit Würde. Er kratzte sich hinter den Ohren und murmelte: »Sehr angenehm und sehr unangenehm, Mary. Angenehm, Ihre Bekanntschaft zu machen. Unangenehm, mich so zu blamieren. Na, immerhin. Wenigstens sehe ich nicht aus wie ein Verrückter.«
    »Wie kommen Sie darauf, Mr. Decker?«
    Während ich mich diskret im Hintergrund hielt, trank Phil mit unserem akademisch gebildeten Bun-Girl Whisky.
    »Fiel mir nur so ein«, meinte er. »Ich sah auf der Bank am Weg diesen jungen Mann sitzen, der unaufhörlich mit dem Feuerzeug schnipste. Er scheint ein bißchen schwachsinnig zu sein, nicht wahr?«
    »Ja, seit ihm Miß Martens das Feuerzeug geschenkt hat, schnipst er fast dauernd damit. Nur wenn seine beiden Brüder bei ihm sind, darf er es nicht. Er ist an sich ein ganz verträglicher Mensch, nur eben geistig behindert.«
    Phil hatte sein Gespräch da, wo er es hinhaben wollte, und er hielt am Thema fest. »Was machen eigentlich seine Brüder?« fragte er in harmlosem Unterhaltungston. »Irgendwer sagte mir, sie seien schon ein paar Monate hier. Arbeit haben die wohl nicht nötig?«
    Mary Lanca zuckte die Achseln. »Ich weiß es nicht. Es stimmt, daß sie schon seit ein paar Monaten hier sind. Anfangs hatten sie einmal Schwierigkeiten mit Mr. Eden. Sie wohnten schon länger als einen Monat hier und dachten nicht ans Bezahlen. Als der Chef sie einmal vorsichtig an eine Zahlung erinnerte, hatten sie erst Ausflüchte. Daraufhin ließ ihnen Mr. Eden noch eine Woche Zeit. Nach Ablauf dieser Frist hatten sie allerdings Geld und bezahlten gleich einen Monat im voraus. So haben sie es seither immer gehalten.«
    Ich registrierte es in Gedanken. Phil aber fragte weiter: »Wie heißen die drei Brüder denn eigentlich?«
    »Studeway, und ihre Vornamen fangen alle mit einem B an: Bill, Bob und Ben.«
    Phil erzählte einen der üblichen Vertreterwitze, in denen drei B Vorkommen. Ich stand von meinem Diwan auf und sagte, daß ich noch ein bißchen an die Luft gehen wolle.
    Darüber schien Phil sehr erfreut zu sein. Und die Anwärterin auf einen juristischen Doktortitel machte auch keine Anstalten, mich zurückzuhalten.
    Mich interessierte aber ein gewisses Feuerzeug viel mehr als die Luft von Miami.
    ***
    Ich ging eilig den Kiesweg hinüber in Richtung auf das Hauptgebäude. Auf der Bank an der Weggabelung saß tatsächlich noch der ewig grinsende Studeway und schnipste mit seinem Feuerzeug.
    »Hallo!« sagte ich und setzte mich neben ihn. »Feiner

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