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0027 - Wir fingen den roten Delphin

0027 - Wir fingen den roten Delphin

Titel: 0027 - Wir fingen den roten Delphin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir fingen den roten Delphin
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offenbaren, daß Sie unbedingt zum Theater müssen, daß Sie nicht mehr länger ohne die Bühne leben können und was weiß ich sonst noch? Dann sind Sie an der falschen Adresse. Ich vermittle keine Schauspieler, jedenfalls nicht in meinem Urlaub.«
    Er wollte mir die Tür vor der Nase zuschlagen. Ich schob meine Fußspitze dazwischen.
    »Was soll das?« brauste er auf.
    »Ich habe ein Feuerzeug gefunden«, sagte ich langsam. »Es trägt das Monogramm R. J. Ich dachte, es könne vielleicht Ihnen gehören. Hier, das ist es.« Ich hielt ihm den kleinen Metallgegenstand hin, ohne den Blick von seinen Augen zu wenden. Er Wurde irgendwie unsicher, zögerte auch, nach dem Feuerzeug zu greifen, tat es dann aber doch und sagte: »Ja, tatsächlich. Das ist meins.«
    Er wollte es einstecken. Ich nahm es ihm schnell wieder aus der Hand.
    »Stopp, Mr. Jewis«, sagte ich gemächlich. »Ich habe das Feuerzeug nicht gefunden, sondern von einem gewissen Bill Studeway. Sie kennen ihn sicher, diesen geistig etwas Behinderten, den man manchmal in der Gesellschaft seiner beiden Brüder sehen kann. Können Sie mir einen Tip geben, wie dieser Geistesgestörte an Ihr Feuerzeug kam?«
    Ich sah ihn lauernd an. Er holte tief Luft und blies sich auf wie ein Truthahn.
    »Ihre Art ist verdammt unverschämt!« schnaufte er.
    Noch bevor er weiterbrüllen konnte, stippte ich ihm den Zeigefinger auf die Brust und sagte leise: »Es ist beobachtet worden, daß Bill Studeway das Feuerzeug von Miß Rosalee Martens erhielt. Sie verstehen? Miß Martens ist in der Nacht vom Sonntag zum Montag ermordet worden! Waren Sie vielleicht mal bei ihr und haben Ihr Feuerzeug dort aus Versehen liegen lassen?«
    Ich beobachtete ihn gespannt.
    »Bei wem soll ich gewesen sein?« fragte er entrüstet. »Bei dieser Frau, die man umgebracht hat? Sind Sie denn von allen guten Geistern verlassen? Was sollte ich denn bei dieser Frau?«
    »Sie sind also niemals bei Miß Martens gewesen?« wiederholte ich eigensinnig.
    »Niemals!« schnaubte er.
    »Und wie kam das Feuerzeug in ihren Besitz?«
    »Ich habe es verloren. Sie wird es eben gefunden haben. Da sie nicht wußte, wem es gehört, hat sie es eben diesem Kindskopf geschenkt, der einem ständig auf die Nerven fällt mit seinem affigen Grinsen. Das ist die einzige Erklärung, die ich dafür habe. Und damit gute Nacht, junger Mann!«
    Er knallte mir die Tür vor der Nase zu. Wer log nun? Er oder unser Bun-Girl?
    Oder hatten sie beide in ihrer Art recht? Mir fiel plötzlich etwas ein, was mein Mißtrauen gegen eine ganz andere Person lenkte.
    ***
    Mr. Anthony Edens Bungalow-Hotel hatte eine Postversorgung, wie sie in jedem anderen Hotel der Welt üblich ist: Der Briefträger brachte die ganze Post zum Hauptgebäude, dort wurde sie auseinandersortiert und von den einzelnen Bun-Girls den entsprechenden Gästen zugestellt.
    Am nächsten Morgen fand ich im Flur hinter der Haustür unseres Bungalows einen Brief, der an mich adressiert war. Ich war ein wenig überrascht, denn außer Mr. High und Mr. McCormick wußte ja kein Mensch, daß Phil und ich in Miami waren. Also konnte es sich nur um eine Botschaft von unserem Chef handeln.
    Ich riß den Umschlag auf und zog das darin enthaltene Schreiben heraus. Es hatte den aufgedruckten Briefkopf eines Rechtsanwalts aus Cheyenne. Ich hatte weder den Namen des Rechtsanwalts schon einmal gehört, noch kannte ich dieses Nest Cheyenne!
    Phil rasierte sich gerade.
    »He, Phil!« rief ich ihm zu. »Kennst du einen Rechtsanwalt aus Cheyenne?«
    »Nein. Wo liegt dieses Dorf überhaupt?«
    »Keine Ahnung.«
    »Warum? Wie kommst du plötzlich darauf?«
    »Weil ich einen Brief von einem Rechtsanwalt aus Cheyenne bekommen habe.«
    Phil tauchte in der Tür zum Badezimmer auf. Die linke Hälfte seines Gesichts war schon von den Bartstoppeln befreit, während rechts noch die blauschwarzen Stoppeln schimmerten.
    »Einen Brief!« staunte er. »Hierher? Woher weiß der Kerl überhaupt, daß wir hier sind?«
    »Keine Ahnung«, wiederholte ich.
    »Was steht denn in dem Brief?«
    »Ich habe ihn noch nicht gelesen.«
    »Vielleicht tust du’s mal?« schlug er vor.
    Tatsächlich, das war ein Gedanke. Ich nahm mir das Schreiben vor und las:
    »Sehr geehrter Mr. Botton, auftragsgemäß teilen wir Ihnen mit, daß das Konkursverfahren gegen Ihre Firma ordnungsgemäß abgeschlossen wurde. Die Konkursmasse reichte zu einer Befriedigung der Gläubiger auf 52 Prozent, womit sich alle Gläubiger einverstanden erklärten.

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