0027 - Wir fingen den roten Delphin
Keller des Hauptgebäudes zum Bungalow. Gemeinsam mit dem Arzt und den beiden Krankenwärtern machten wir uns dann an die schwierige Arbeit, den Körper der Schwerverletzten um ein paar Zentimeter anzuheben, während einer ein Brett drunter durchschob.
Dann kam das nächste. Wir schwitzten, denn wir durften keine heftige Bewegung machen, und Miß Trancer schien auf einmal ein unheimliches Gewicht zu haben. Endlich hatten wir acht Bretter unter ihrem Körper. Wir stellten uns auf beiden Seiten auf, jeder faßte zwei Bretter, und dann hoben wir. Millimeterweise. Der Arzt kommandierte. Unsere Augen hingen an der Stelle, wo der Dolch im Rücken steckte.
Es dauerte eine halbe Stunde, bevor wir die Schwerverletzte auf der Bahre im Transportwagen hatten, aber wir schafften es, ohne daß eine Blutung einsetzte.
Der Arzt und einer der Krankenwärter kletterten zu der Bahre ins Fahrzeug. Der zweite erhielt Befehl, im Schrittempo zu fahren. Phil und ich sahen dem Wagen nach, wie er leise mahlend über den Kies glitt und langsam aus dem Blickfeld verschwand.
Plötzlich fühlte ich eine Hand auf meiner nackten Schulter.
»Mordkommission. Ich möchte Sie mal sprechen. Kommen Sie mit zu unserem Einsatzwagen!«
Ich nickte.
Ein paar Minuten später hatten wir uns mit den Herren von der Mordkommission bekannt gemacht. Phil war mit einem von ihnen in unseren Bungalow gegangen, hatte unsere Ausweise von der Bundeskriminalpolizei geholt, und nach einer kritischen Prüfung der Papiere waren wir als Kollegen anerkannt worden.
Wir machten uns mit der Mordkommission zusammen an die Arbeit und durchsuchten den Bungalow, den Miß Trancer bewohnt hatte, bis in den letzten Winkel hinein.
Was wir fanden?
Keinen einzigen Fingerabdruck, der nicht von Miß Trancer oder ihrem Bun-Girl stammte.
Keinen Hinweis auf die Person des Täters.
Nicht die leiseste Spur.
»Gute Nacht«, sagte der Chef der Mordkommission, obwohl es erst zwei Uhr mittags war.
***
»Geben wir uns keinen Illusionen hin«, sagte ich zu Phil, als die Mordkommission wieder abgerückt war. »Wir sind auf einem toten Punkt angekommen. Nirgends ein Lichtblick. Wenn es so weitergeht, können wir in einer Woche wieder nach Hause fahren, ohne Rosalees Mörder gestellt zu haben.«
»Abwarten!« brabbelte Phil lakonisch vor sich hin. Wir lagen am weißen Strand und starrten träge in die Sonne. »Abwarten«, wiederholte Phil nach einer Weile. »Nach meiner Meinung hat dieser Erpresser, den ich für den Mörder unserer Kollegin halte, heute seine erste große Dummheit gemacht. Er traf Miß Trancer mit seinem Dolch nicht tödlich. Wenn sie es überlebt, was wir alle hoffen, wird sie ihren Zeigefinger ausstrecken und sagen: ,Das war der Mann! Wir brauchen ihn dann nur bei der nächsten Polizeiwache mit einem Paar solider Handschellen versehen zu lassen und können ihn nach Memphis zu McCormick bringen. Der wird sich dann schon auf seine Weise mit ihm unterhalten.« Ich gähnte: »Du stellst dir die Sache ja reichlich einfach vor.«
»Warum soll nicht mal eine Sache reichlich einfach sein?« war sein einziges Gegenargument.
In der Ferne ratterte ein Motorrad. Zuerst kümmerten wir uns nicht darum, aber dann kam es näher und störte uns und die übrigen Strandgäste durch seinen Höllenlärm. Wir sahen neugierig hoch.
Es war ein uniformierter Polizist von der State Police. Auf dem Rücksitz hockte - unser Bun-Girl! Sie hielt sich mit einem Arm an dem Polizisten fest. Mit dem anderen drückte sie sittsam ihr aufgeregt flatterndes Kleidchen auf die Knie.
Phil konnte es nicht lassen und winkte ihr zu. Sofort bog der Cop mit seiner schweren Maschine von der Strandstraße ab und kam quer über den Sand auf uns zu.
»Hallo, wir haben Sie gesucht!« rief unser Bun-Girl.
»Warum, was ist los?« rief ich zurück. »Der Sheriff hat Sehnsucht nach Ihnen, Mr. Cotton«, lachte das Mädchen.
»Stimmt, Sir«, meldete sich der Polizist. »Der Sheriff schickt mich. Sie möchten sofort zu ihm kommen. Das Mädchen sagte, Sie seien hier am Strand zu finden. Weil ich Sie nicht kannte, habe ich sie mitgenommen, damit sie mit beim Suchen helfen konnte.«
Ich schwang mich auf den Rücksitz und sagte: »Okay, dampfen Sie ab!«
»Und ich?« fragte unser Bun-Girl.
Ich grinste: »Es wird sicher ein Vergnügen für Mr. Decker sein, Sie zum Hotel zurückzubegleiten.«
Phil kniff ein Auge ein und drohte mir mit der Faust. Aber der Cop trat schon mächtig auf den Anlasserhebel und brauste, eine
Weitere Kostenlose Bücher