0027 - Wir fingen den roten Delphin
Anfälle von Tatendrang. Aber was hätten wir schon tun sollen? Es gibt Fälle, die nur mit Geduld gelöst werden, so schwer einem manchmal auch das Warten fällt.
Es mochte kurz nach zwölf sein, als unser Bun-Girl ganz aufgeregt zu uns kam.
»Hallo, was ist los, schöne Frau?«
»Miß Trancer ist ermordet worden! In ihrem Bungalow! Ihr B'un-Girl hat sie gerade gefunden!«
Wir spurteten schon. Wir trugen lediglich Badehosen. Barfuß hetzten wir über den Kiesweg zu dem Bungalow der Lehrerin.
Hinter uns erschien Mr. Eden und rief uns irgend etwas nach, aber wir hörten es nicht.
»Nichts anfassen!« rief ich Phil zu, während ich mit dem Fuß die halb offenstehende Tür weiter aufdrückte.
»Bin ich ein Idiot?« fragte Phil.
Wir betraten das Häuschen. Tiefe Stille herrschte.
Links lagen Badezimmer und Schlafraum, rechts lag das große Wohnzimmer. Die Tür dazu stand weit offen. Wir traten vorsichtig über die Schwelle.
Miß Trancer lag auf dem Teppich. Sie lag auf dem Bauch, und aus ihrem Rücken ragte der Griff eines Dolches hervor.
Wir knieten neben ihr nieder. Sie hatte auffallend wenig Blut verloren. Ich bückte mich so weit nieder, daß mein Gesicht fast den Teppich berührte, und versuchte, ihr in die Augen zu sehen.
»Phil!« brüllte ich. »Los, den nächsten Rettungswagen! Sie lebt noch, wenn ich das richtig beurteile!«
Phil rannte zum Telefon. Mr. Eden erschien händeringend in der Wohnzimmertür.
»Welche Nummer hat die nächste Rettungsstation?« herrschte ihn Phil an.
Der Hotelbesitzer war ein Nervenbündel. Er schluckte, machte unverständliche Bewegungen mit seinen langen, dürren Armen und brachte endlich stammelnd hervor:
»Ich - ich weiß nicht - tut mir leid -ich…« Das Telefonbuch lag unter einem kleinen Tisch. Ich nahm es und schlug die erste Seite auf. Wie allgemein üblich, standen in Fettdruck die Anschlüsse der Polizei, der Feuerwehr und der Rettungsstation auf der Innenseite des Titelblattes.
Ich rief Phil die Nummer zu. Er wählte mit schnellen Fingern. Ich wandte mich um und schob Mr. Eden hinaus in den kleinen Flur.
»Sie sorgen dafür, daß niemand diesen Bungalow betritt, klar?«
Er nickte und stotterte irgend etwas.
»Los, Mann, gehen Sie!« fuhr ich ihn an.
Da kam Bewegung in seine schlotternde Gestalt. Er verschwand nach vorn zur Haustür. Ich ging zurück ins Wohnzimmer. Phil hatte schon die zweite Nummer gewählt und telefonierte jetzt mit der Polizei. Er forderte die Mordkommission an. Als er den Hörer auflegte, sah er gespannt hinüber zu der Lehrerin.
Die schwerverletzte Frau lag noch immer regungslos.
»Hoffentlich kommt sie durch«, murmelte ich. »Einmal ihretwegen, und zum anderen wäre sie der Kronzeuge. Sie muß doch den Kerl gesehen haben, der ihr das Messer in den Rücken stieß.« Phil kaute nervös an seiner Unterlippe. Ich ging unruhig auf und ab. Endlich hörten wir draußen das Heulen einer Autosirene. Zwei Krankenpfleger kamen Sekunden später mit einem weißbekittelten Arzt von der Rettungsstation herein.
Der Arzt war ein noch ziemlich junger Mann. Er sah sich kurz um, entdeckte die Verletzte und kniete neben ihr nieder. Wir verhielten uns schweigend, bis er seine kurze Untersuchung beendet hatte.
»Sie lebt noch«, sagte er. »Aber der Himmel mag wissen, wie wir sie lebend auf den Operationstisch kriegen sollen. Wir können sie nicht einfach hochheben und auf eine Trage legen. Wenn das Messer eine Ader eingeritzt hat, kann sofort eine heftige Blutung einsetzen. Wenn wir dann mit ihr im Hospital sind, kann es schon zu spät sein.«
»Kann man nicht hier operieren?«
»Unmöglich. Keine Sauerstoffgeräte, keine Herzkontrolle, nichts. Bei der kleinsten Komplikation stehe ich hier hilflos da.«
Ich wagte einen Vorschlag, der mir selber dumm vorkam, aber ich sah keine andere Möglichkeit.
»Könnte man nicht vorsichtig Bretter unter ihren Körper schieben? Eines nach dem anderen, meine ich. Dann brauchen wir sie nicht so heftig zu bewegen, wie wir sie bewegen würden, wenn wir sie auf eine Bahre legen.«
Der Arzt sah zuerst mich an, dann die Frau, schließlich nickte er und meinte: »Stimmt. Einzige Möglichkeit.«
Wir machten Mr. Eden, der schwitzend vor dem Bungalow stand, sehr entschieden klar, daß wir sofort ein paar kurze Bretter brauchten. Er konnte noch immer nicht richtig reden. Aber ein herbeigeeilter Oberkellner wußte, wo ein paar Bretter lagen.
Phil, der Kellner und ich schleppten die Bretter aus einem Verschlag im
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