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0028 - Insel der Seelenlosen

0028 - Insel der Seelenlosen

Titel: 0028 - Insel der Seelenlosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Tenkrat
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erblickte mich und kam mit behutsam gesetzten Schritten auf mich zu, Sie war für mich schöner als je zuvor. Die Freude darüber, sie gerettet zu haben, schnürte mir, dem harten Geisterjäger, die Kehle zu.
    Ich nahm sie in meine Arme. Sie sank an meine Brust, seufzte und sagte leise: »Danke, John. Ich danke dir im Namen aller, die du gerettet hast.«
    Suko schleppte Roxano aus dem Blockhaus. Der Mann klapperte vor Angst mit den Zähnen. Wie eine drohende Wand schoben sich seine Opfer auf ihn zu. Suko ließ den Seelenhändler los.
    Er kam zu uns. Jane drückte ihm dankbar die Hand.
    »Sinclair!« plärrte im Hintergrund Roxano. »Oberinspektor Sinclair! Ich verspreche Ihnen, nie wieder mit der Hölle Geschäfte zu machen? Ich sehe ein, daß ich mich an den Seelen meiner Mitmenschen niemals hatte vergreifen dürfen! Ich war habgierig und gewinnsüchtig! Aber ich werde mich ändern! Geben Sie mir eine Chance, Sinclair! Halten Sie diese Leute zurück! Ich flehe Sie an, stehen Sie mir bei.«
    Die Menschen, die ihre Seele wiederbekommen hatten, hatten Roxano fast erreicht. »Sinclair, wenn Sie mir nicht helfen, werden diese Leute mich umbringen!« schrie Roxano. »Sie sind Polizeibeamter! Sie dürfen das nicht zulassen! Ich verlange Ihren Schutz! Sie dürfen ihn mir nicht verweigern! Meinetwegen stellen Sie mich vor Gericht, aber sehen Sie nicht tatenlos zu, wie diese Leute mich umbringen!«
    Die Opfer des Seelenhändlers griffen nach ihm.
    Der Mann kreischte auf und schlug wie von Sinnen um sich.
    »Komm, Suko!« sagte ich. »Roxano soll seiner gerechten Strafe nicht entgehen! Aber er soll keiner Lynchjustiz zum Opfer fallen!«
    Der Chinese und ich eilten auf die etwa dreißig Personen zu.
    »Sinclair!« plärrte Roxano. »Wo bleiben Sie? Warum helfen Sie mir nicht?«
    Wir erreichten die Leute. »Aufhören!« schrie ich. »Laßt ihn in Ruhe!«
    »Wenn diese Leute mich umbringen, machen Sie sich mitschuldig!« heulte Roxano. Der Seelenhändler wurde von mehreren Armen gepackt. Suko und ich kämpften uns durch die Menge.
    »Laßt ab von dem Mann, Leute!« schrie ich atemlos. »Macht euch die Finger an ihm nicht schmutzig. Er ist das nicht wert!«
    Sie hörten nicht auf mich. Sie stellten sich mir in den Weg. Ein großer, schlanker Mann knurrte mich mit finsterer Miene an: »Halten Sie sich da raus, Oberinspektor.«
    »Das kann ich nicht.«
    »Zwingen Sie uns nicht. Hand an Sie zu legen!«
    »Zum Teufel, habt ihr vergessen, was ich für euch getan habe?« schrie ich den Mann aufgebracht an.
    »Nein, Oberinspektor. Das haben wir nicht vergessen, und wir sind Ihnen dafür dankbar.«
    »Dann beweist es, verdammt noch mal. Beweist es, indem ihr diesen Mann in Ruhe laßt!«
    »Das ist unmöglich. Was er getan hat, muß mit dem Tode bestraft werden!«
    Ich ballte die Fäuste. »Gehen Sie mir aus dem Weg, Mann!«
    Der Große wich keinen Schritt zur Seite.
    »Sinclair!« kreischte der Seelenhändler. »Stehen Sie mir bei! Um alles in der Welt beschützen Sie mich vor dieser rasenden Meute!« Zwei oder drei Männer rissen Roxano hoch und trugen ihn fort.
    Der Seelenhändler brüllte aus Leibeskräften. Ein vierter Mann packte zu. Sie schleppten ihn fort. Ich konnte es nicht verhindern. Auch Suko konnte nichts für Roxano tun. Wir versuchten zwar, die Wand aus Menschenleibern, die uns umgab, zu durchbrechen, doch viele Arme ergriffen uns, legten sich wie Klammern um uns, beeinträchtigten unsere Bewegungsfreiheit, ließen uns keinen Spielraum für Arme und Beine.
    Wir hörten Roxano brüllen.
    »Leute, so nehmt doch Vernunft an!« schrie ich. »Was da geschieht, ist Mord! Niemand hat das Recht, seinem Mitmenschen das Leben zu nehmen!« rief ich, doch was immer ich auch vorbrachte, es fruchtete nicht. Roxano wurde von den vier Männern zu den steil abfallenden Klippen geschleppt.
    Endlich gelang es Suko und mir, die Wand der Menschenleiber zu durchbrechen, Wir hatten uns hierzu die schwächste Stelle des Ringes ausgesucht. Ein grauhaariger Mann und ein junges Mädchen flogen zur Seite. Ich strauchelte und fiel, rollte mich ab, und kam auf die Beine. Ehe sie mich wieder fassen konnten, hetzte ich los, den Hügel hinauf, hinter Suko her. Schnell holte ich seinen Vorsprung auf. Fast zur gleichen Zeit erreichten wir die Klippen und die vier Männer, die ihr Opfer fest umklammert hielten. »Ich habe für eure Gefühle Verständnis, aber einen Mord lasse ich nicht zu. Ihr werdet euch für die Tat vor Gericht verantworten müssen. Lange

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