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0028 - Insel der Seelenlosen

0028 - Insel der Seelenlosen

Titel: 0028 - Insel der Seelenlosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Tenkrat
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Von Maeve war nichts mehr zu sehen. Der Platz, wo sie auf den Knien gelegen und um Gnade gewimmert hatte, war leer.
    ***
    Das 5,5 Meter lange Motorboot, mit dem wir unterwegs waren – ein Modell Marathon V-515 –, tanzte mit Höchstgeschwindigkeit auf den nachtschwarzen Wellen. Immer wieder klatschten Wassermassen gegen den schlanken Kunststoffleib des Allzweck-Runabout. Suko hielt das Steuer fest in seinen Händen.
    Er beobachtete ständig den beleuchteten Kompaß. Über die flache Windschutzscheibe flogen uns immer wieder Wasserfontänen ins Gesicht. Unser Haar klebte naß am Kopf.
    Ich setzte das Nachtglas an die Augen und suchte den Horizont ab. Noch war die Insel der Seelenlosen nicht zu erblicken. Einen Augenblick kamen mir Zweifel. Hatte uns Maeve die Wahrheit gesagt? Ich glaubte schon. In ihrer Situation lügt nicht einmal mehr eine so gerissene Hexe wie sie. Ich blickte auf meine Uhr. Es war elf.
    Der Himmel war sternenklar. Die silberne Mondsichel erhellte die schicksalsschwere Nacht. Es war ein Wettrennen mit der Zeit. Heute Nacht sollten die Seelen ihren Weg in die Verdammnis antreten.
    Vermutlich würde sie ein Höllenbote abholen.
    Stand das noch bevor – oder war es bereits geschehen? Ich schluckte. Ich wollte nicht annehmen, daß sich, die Seelen bereits auf dem Weg in die Hölle befanden. Ich hoffte, daß wir die Insel noch rechtzeitig erreichen würden, um das Unheil von den unglücklichen Opfern abzuwenden.
    Wenn wir zu spät kamen, konnten wir nichts mehr für diese bedauernswerten Menschen tun. Dann hatte ich Jane für immer verloren. Mein Herz krampfte sich bei diesem Gedanken schmerzhaft zusammen.
    Wieder schaute ich durch das Nachtglas. Suko korrigierte den Kurs geringfügig. Immer noch tauchte die Insel nicht aus dem nachtschwarzen Ozean auf. Weder mein Freund noch ich sprachen ein Wort.
    Wir hingen unseren schwermütigen Gedanken nach, und wir dachten gewiß beide dasselbe: Würde es uns noch gelingen, Roxanos Treiben zu unterbinden?
    Ich griff nach dem Hexenstab, den ich in meinen Gürtel gesteckt hatte. Es genügte, ihn zu berühren, und schon faßte ich wieder neuen Mut. Und kurz darauf entdeckte ich die Insel.
    Ich machte Suko darauf aufmerksam. Er nickte mit finsterer Miene. Wir fuhren bis auf eine Meile an die Insel heran, dann stellte Suko den Motor ab. Den Rest des Weges legten wir rudernd zurück.
    Punkt Mitternacht gingen wir an Land. Meine Nerven waren bis zum Zerreißen angespannt. Wir befanden uns auf der Insel der Seelenlosen. Ein eigenartiges Gefühl war das.
    »Vorsicht!« warnte ich meinen Freund, der sogleich losstürmen wollte. »Kann sein, daß die Insel magisch abgesichert ist.«
    Sie war es tatsächlich. Wir bemerkten es in der nächsten Sekunde. Zischend schossen zwei brennende Teufel aus dem Boden, die meinen Freund sofort attackierten.
    Ich riß hastig den erbeuteten Hexenstab aus meinem Gürtel, richtete ihn auf die brennenden Gestalten und brachte sie auf diese Weise zum Erlöschen. »laß mich vorgehen«, sagte ich zu Suko, und er hatte gegen meinen Wunsch nichts einzuwenden.
    Wir eilten einen schmalen Pfad entlang. Er stieg steil an. Im Zickzack ging es durch einen dunklen Wald. Es kam zu keinen weiteren Zwischenfällen mehr. Bald blieb der Wald hinter uns, und wir blickten von einem Hügel in eine Senke, in deren Mitte ein Blockhaus stand.
    Licht fiel aus den Fenstern.
    Suko und ich eilten den Hügel hinunter. Unsere Schritte wurden von dem weichen Grasboden verschluckt.
    »John!« raunte mir der Chinese plötzlich zu. Er wies mit der ausgestreckten Hand auf eine Gruppe von Gestalten, die auf dem Boden hockten und sich nicht rührten. Ihre Körper waren transparent.
    »Roxanos Opfer!« knirschte ich.
    »Dann müssen auch Jill Grabowski und Jane dabei sein«, stieß Suko hervor. »Bestimmt«, sagte ich.
    »Wollen wir zu ihnen…«
    Ich schüttelte den Kopf. »Wozu? Wir können im Augenblick nichts für sie tun. Wir haben keine Zeit zu verlieren. Wir müssen uns erst einmal Roxano kaufen. Er muß uns sagen, wo sich die Seelen seiner unglücklichen Opfer befinden.«
    Schweigend eilten wir weiter. Die Seelenlosen beachteten uns nicht, obwohl wir nahe an ihnen vorbeikamen.
    Sie schienen nicht mehr Anteil zu nehmen am Leben dieser Welt.
    Noch zwanzig Meter bis zum Blockhaus. Suko und ich verständigten uns mit einem einzigen Blick. Es waren keine Worte nötig. Wir wußten, wie wir gegen den verdammten Seelenhändler vorgehen würden.
    Ich warf einen Blick durch das

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