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0028 - Insel der Seelenlosen

0028 - Insel der Seelenlosen

Titel: 0028 - Insel der Seelenlosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Tenkrat
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auf dem Rücken, und sein Herz brennt. Tatsache! Ich dachte zuerst, ich hätte sie nicht mehr alle beisammen, aber es stimmt, daran ist nicht zu rütteln. Aus der Brust des Mannes schlagen blaue und grüne Flammen. So etwas haben Sie noch nicht gesehen.«
    Das war alles, was durch die Leitung kam.
    Es klickte.
    Aus.
    »Hallo!« rief ich, doch vergebens. Der Gesprächspartner war nicht mehr dran. Ich fragte mich, was ich von dem Anruf halten sollte. Eine Leiche mit einem brennenden Herzen! Wollte mich da jemand auf den Arm nehmen? Ich verließ die Telefonzelle.
    Als ich zu unserem Tisch zurückkehrte, war Jane Collins nicht mehr da. Ihr Kognakschwenker war noch voll. Aber ihre Handtasche war weg. Ich winkte den Kellner beunruhigt herbei.
    »Wissen Sie, wo Miss Collins ist?«
    »Miss Collins ist soeben weggegangen, Oberinspektor.«
    »Weggegangen?« Ich war sprachlos. Was war Jane denn da in den Sinn gekommen? Das hatte sie noch nie getan. Wir hatten die Absicht gehabt, einen netten Abend zu verbringen. »Hat sie Ihnen nicht aufgetragen, mir etwas zu bestellen?« fragte ich den Kellner.
    »Nein, Sir.«
    »Hat sie das Lokal allein verlassen?«
    »Nein, Sir. Sie war in Begleitung eines Mannes.«
    In meinem Innern schlugen eine Menge Alarmglocken gleichzeitig an.
    ***
    Ich war aus dem Lokal gerannt, hatte aber weder Jane noch ihren Begleiter entdecken können. Mit grimmiger Miene kehrte ich in das Restaurant zurück.
    Mir kam die ganze Geschichte reichlich mysteriös vor.
    »Dieser Mann, mit dem Miss Collins wegging«, sagte ich zum Kellner, »wie sah der aus?«
    Ich bekam eine vage Beschreibung, die auf jeden dritten Londoner paßte. »Wie lange war der Mann im Restaurant?« erkundigte ich mich weiter.
    »Er kam herein, ging auf Miss Collins zu, sprach mit ihr ein paar Worte, worauf sie sich erhob und mit ihm ging«, sagte der Kellner.
    Dieses Verhaltensmuster paßte nicht zu Jane. Was hatte ihr der Kerl gesagt?
    »Wie hat Miss Collins ausgesehen, als sie ging?« wollte ich wissen. »War sie erregt?«
    »Nein, Sir. Sie sah aus wie immer.«
    Ich bildete mir ein, daß sie nicht freiwillig mit dem Unbekannten aus dem Lokal gegangen war. Möglicherweise hatte der Kerl sie hypnotisiert. Hatte der Anruf nur dazu gedient, um mich von Jane wegzulocken?
    Hing Janes plötzliches Verschwinden mit dem Verschwinden von Jill Grabowski zusammen?
    Eine Vielzahl von Fragen geisterten durch meinen Kopf. Ich verlangte hastig die Rechnung und verließ das Restaurant, das mich zu seinen Stammgästen zahlte. Ratlos setzte ich mich in meinen Bentley. Er ist der einzige Luxus, den ich mir leiste. Ich fuhr die Straße einmal hinauf und auf der anderen Seite hinunter. Ich umrundete den Block, in dem sich das Restaurant befand.
    Keine Spur von Jane und dem Unbekannten.
    Die Leiche mit dem brennenden Herzen fiel mir wieder ein. Ich fuhr auf dem kürzesten Weg zur Earl’s Court Exhibition. Dahinter gab es eine große Baustelle. Hier sollte ein großzügig angelegtes Modezentrum entstehen, doch davon war man noch meilenweit entfernt.
    Es war noch nicht allzu viel auf der Baustelle geschehen.
    Ich stoppte meinen Wagen auf der North End Road, überquerte die Fahrbahn und betrat die Baustelle. Der Boden war uneben und von den Lkw-Pneus zerwühlt.
    Ich suchte den Kran. Das Ding stand in der Nacht wie das Skelett eines riesigen vorsintflutlichen Tieres. Ab und zu warf ich einen Blick über die Schulter. Stille umgab mich. Nur meine Schritte waren zu hören.
    Je näher ich an den Kran herankam, desto fühlbarer wuchs meine Spannung. Ich spürte, wie sich meine Nerven spannten. Ich preßte die Kiefer fest aufeinander und ballte die Fäuste.
    Eine Falle? Möglich war…
    Ich bin schon zu lange im Geschäft, um noch Illusionen zu haben. Mein Blick für die Realität und eine gesunde Portion Mißtrauen hatten mir schon in zahlreichen ähnlichen Situationen das Leben gerettet.
    Ich war auf der Hut, trotz der trügerischen Stille, die mir einen gläsernen Frieden vorgaukeln wollte.
    Ich erreichte den Kran. Das Gestänge ruhte auf einem mächtigen Fahrwerk. Räder und Schienen waren verrostet. Dahinter entdeckte ich etwas. Einen Körper. Die Leiche vermutlich, von der mir jener unbekannte Anrufer berichtet hatte.
    Ich sah einen milchigen Schein und eilte darauf zu. Auf dem Boden lag tatsächlich ein Toter. Er trug Jeans, sein Hemd war vor der Brust aufgerissen. Aus seinem Herzen – es war unglaublich, aber eine Tatsache – schlugen blaue und grüne

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