0030 - Hexentanz
gingen auf ihr Konto. An diesem schrecklichen Tag tobte die Hölle durch Montreal, und die Leute gerieten in Panik.
Niemand wußte, warum das alles passierte. Die Hexen entfesselten Feuersbrünste, ließen Gasleitungen platzen, zerstörten Wasserrohre. Eine Hiobsbotschaft löste die andere ab.
Panik und Hysterie griffen immer schneller um sich. Sie zogen immer größere Kreise. Bald wußte jedermann in Montreal, daß der Teufel los war.
Die Menschen glaubten, das Ende der Welt stünde bevor. Sie eilten in die Kirchen und beteten für ihr Seelenheil. Viele von ihnen hatte es nach vielen Jahren zum erstenmal wieder in die Kirche getrieben.
Das Ende schien nahe zu sein.
Jemand war drauf und dran, Montreal in einen furchtbaren Höllenschlund zu stürzen.
Sein Name war Oxoran.
***
Waldo Tarum raufte sich die Haare. Ich war bei ihm im Büro. Die Telefone liefen heiß. Der Inspektor war nahe daran durchzudrehen. Pausenlos kamen Anrufe von oben.
Der Captain, der Polizeipräsident, der Bürgermeister… Alle wollten wissen, was in ihrer Stadt los war.
Waldo gab einige dieser Anrufe an mich weiter. Ich versuchte, die Leute zu beschwichtigen, bat sie, dafür zu sorgen, daß sich die Panik nicht weiter in Montreal ausbreitete.
Ich war gezwungen, diese Leute zu belügen, indem ich sagte, daß ich die Sache bereits im Griff hätte. In Wirklichkeit hatte ich noch keine Ahnung, wie ich an Oxoran herankommen sollte. Und wo Suko gefangengehalten wurde, wußte ich auch immer noch nicht.
Waldo nippte an seinem Kaffee. »Wenn das so weitergeht, gerät mein Nervenkostüm in Fransen«, stöhnte er. Er schaute mich flehend an. »Sag mir, was wir tun sollen, John.«
»Es wäre verdammt wichtig, das Haus zu finden, in dem Suko gefangengehalten wird«, sagte ich ernst. »Dort steckt vermutlich auch Oxoran. Ich würde ihn zwingen, sich mir zu stellen, und irgendwie würde ich es dann schon schaffen, ihm für immer den Garaus zu machen.«
»Meinst du nicht, daß dir dieser Kerl mit seinen drei Hexen überlegen ist, John?«
»Auch er hat – wie jeder Dämon – einen schwachen Punkt. Sobald ich den gefunden habe, ist Oxoran keine Gefahr mehr für uns, Waldo.«
»Angenommen, du findest diesen Punkt nicht.«
»Ich finde ihn!«
»Okay. Wenn du ihn aber nicht schnell genug findest?«
»Dann«, sagte ich mit finsterer Miene, »kann keiner mehr etwas für Montreal tun. Dann fällt die Stadt in Oxorans Hände.«
Waldo stöhnte auf. Er legte sein Gesicht in die Handflächen und sagte: »Ich wage nicht, daran zu denken.« Er erhob sich und stellte sich neben mich. Ich sah mir die Wandkarte genau an und kümmerte mich speziell um das Gebiet, wo ich Suko vermutete.
»Es gibt dort Dutzende von abseits gelegenen Häusern, John«, sagte Waldo. »Es ist unmöglich, daß wir sie uns alle ansehen. Das würde zu lange dauern. Wir sollten uns etwas anderes einfallen lassen.«
Ich blickte Waldo voll an. »Na schön. Und was?«
»Du bist der Geisterjäger, John, nicht ich.«
Ich nickte. »Richtig. Und ich werde mich auf die Suche nach meinem verschwundenen Freund begeben, denn wenn ich ihn gefunden habe, kenne ich auch Oxorans Versteck!«
»Und inzwischen geht Montreal unter!« schrie Waldo Tarum mir wütend ins Gesicht. Aber dann senkte er verzweifelt den Kopf, seufzte schwer und sagte leise: »Verzeih, John. Ich wollte dich nicht anbrüllen. Das steht mir nicht zu. Du weißt besser als ich, was zu tun ist. Entschuldige bitte!«
***
Sie waren zurückgekommen. Suko hörte sie lachen und kreischen. Sie wirbelten durch den Keller und tanzten vergnügt. »Oxoran wird mit uns zufrieden sein!« riefen sie. »Wir haben an diesem ersten Tag großartige Arbeit geleistet. Die Stadt ist in hellem Aufruhr. War das ein Vergnügen.«
Suko überlief es eiskalt.
Sie kamen nicht, um nach ihm zu sehen. Sie waren sicher, daß er noch hier war. Schließlich waren die magischen Symbole zuverlässiger als der schärfste Wachhund.
Oben knallte eine Tür.
Die Hexen verstummten kurz. »Oxoran!« sagten sie dann. »Das ist Oxoran. Kommt, wir gehen zu ihm und erzählen ihm, was wir alles angestellt haben.«
Sie rasten aus dem Keller, und Suko stieß die Luft geräuschvoll aus. Er griff nach dem Funkgerät und rief mit unterdrückter Stimme John Sinclair. Der Oberinspektor meldete sich sofort. Er wollte Suko berichten, zu welchen schrecklichen Ereignissen es in der Stadt gekommen war.
Doch der Chinese unterbrach ihn: »Ich kann’s mir ausmalen, John. Die
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