0030 - Hexentanz
mal, melde dich endlich!« Danach wartete ich gespannt, doch das kleine Gerät enttäuschte mich abermals.
Meine Kopfhaut zog sich zusammen. Eine Vielzahl von Möglichkeiten passierte vor meinem geistigen Auge Revue. Suko konnte mit der Kawasaki einen Unfall gehabt haben.
Dabei konnte sein Funkgerät kaputtgegangen sein. Dann konnte ich ihn lange rufen. Er würde mich nicht hören. Oder hatte er das Sprechfunkgerät verloren?
Ich saß in meinem seegrünen Pontiac und war zu unserem Hotel unterwegs. Vielleicht hatte Suko dort eine Nachricht für mich hinterlassen.
An der nächsten Ampel hatte ich rot.
Ich griff wieder zum CB-Gerät und rief erneut meinen chinesischen Partner. Und plötzlich erhielt ich Antwort von ihm. Er war ziemlich außer Atem. Hinter der Kreuzung hielt ich an, um mich besser auf das Gespräch konzentrieren zu können.
»Sag mal, wieso warst du so lange verschollen?« fragte ich ungehalten.
»Du würdest nicht so laut in das Mikro brüllen, wenn du wüsstest, was mir inzwischen alles zugestoßen ist, John«, gab der Chinese sauer zurück.
»Ich brenne darauf, es zu erfahren.«
»Ich war bei Pengger…«, begann mein Freund, und dann erfuhr ich seine Geschichte.
So erfuhr ich zum zweitenmal Einzelheiten über dieses merkwürdige Gebäude. Derek Shapiro hatte es schon mal erwähnt. Es war der Sitz von Oxoran und seinen drei Hexen. Auch über sie wußte mir Suko einige haarsträubende Dinge zu berichten.
Blieb immer noch die Frage offen, warum Suko sich auf mein Rufen nicht früher gemeldet hatte.
Er antwortete: »Sie haben mich gefesselt. Die Arme auf dem Rücken. Ich konnte nicht an das CB-Gerät herankommen.«
»Wie hast du’s schließlich doch geschafft?«
»Mit einigen lebensgefährlichen Verrenkungen. Ich zog die Arme unter dem Körper durch, zog die Beine nach – jetzt bin ich zwar immer noch gefesselt, aber meine Hände befinden sich nicht mehr hinten. Ich werde versuchen, die Beinfesseln zu lösen und anschließend die Handfesseln mit den Zähnen aufzuknabbern.«
»Guten Appetit«, sagte ich, aber wir lachten nicht darüber. Dazu war Sukos Lage viel zu ernst.
Er erzählte mir, daß Oxoran die Absicht hatte, ihn zu töten, weil er sich in dessen Angelegenheiten eingemischt hatte. Bestimmt hatte Oxoran dasselbe mit mir vor.
Einen Versuch hatte er bereits in Murray Rogans Haus unternommen.
Ich berichtete meinem chinesischen Freund davon, informierte ihn von Derek Shapiros Erlebnis mit der Hexe Cora, und dann kam Suko wieder zum Zug: »John«, sagte er warnend. »Ich weiß nicht genau, was für eine Teufelei diese Furien vorhaben, aber ich habe deutlich gehört, wie sie angekündigt haben, das Grauen in die Stadt zu tragen. Sie werden irgend etwas Gemeines tun, davon bin ich überzeugt. Ich wollte, ich könnte dir Einzelheiten mitteilen.«
Ich fragte Suko, ob er mir nicht wenigstens einen kleinen Anhaltspunkt geben könne, um ihn leichter zu finden.
»Tut mir leid, John«, erwiderte der Hüne. »Ich habe keinen Schimmer, wo sich Oxorans Haus befindet.«
Wir beendeten vorläufig das Gespräch.
Ich fuhr sofort nach Outremont, wo es Suko erwischt hatte. Er hatte mir die Stelle gut beschrieben. Ich fand sie auf Anhieb.
Bevor ich aus dem Pontiac stieg, schaute ich mich aufmerksam um. Niemand war zu sehen. Still und friedlich lag das kleine Wäldchen zu beiden Seiten der Straße.
Das Seil war längst nicht mehr da.
Ich verließ meinen Wagen. Sicherheitshalber prüfte ich den Sitz meiner Beretta, die in der Schulterhalfter steckte. Sie war mit geweihten Silberkugeln geladen, und ich hatte damit in Dämonenkreisen schon einigen Schaden angerichtet.
Ein geisterhaftes Rascheln in einem der Büsche ließ mich angespannt herumwirbeln. Die Pistole lag sofort in meiner Hand. Ich lief auf den Busch zu, entsicherte die Waffe und war bereit, nötigenfalls abzudrücken.
Langsam ging ich um das Gestrüpp herum. Vorsichtig setzte ich einen Fuß vor den anderen. Mit gespannter Aufmerksamkeit wartete ich auf den Angriff, doch er blieb aus.
Ich konnte hinter dem Busch keinerlei Spuren entdecken. Das beruhigte mich einigermaßen. Ich schob die Waffe in die Schulterhalfter zurück und kehrte um. Es mußte der Wind gewesen sein, der mich in Alarmbereitschaft versetzt hatte.
Ich fand an zwei Bäumen Spuren des Seils, von dem mir Suko erzählt hatte. Und wenig später entdeckte ich im Unterholz die Kawasaki.
Ich setzte mich wieder mit Suko in Verbindung. Seine Stimme kam nun deutlicher aus
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