0030 - Hexentanz
begann, langsam wieder zu zirkulieren.
Suko verspürte ein unangenehmes Prickeln bis in die Fingerspitzen. Der Chinese machte sich nichts vor. Frei war er noch lange nicht. Man hatte ihn in diesen kleinen Raum eingesperrt, und es waren gewiss noch etliche Hindernisse zu überwinden, um aus diesem Haus zu gelangen.
Suko trat an die Tür.
Er griff nach der Klinke. Abgeschlossen. Ganz klar. Er hatte damit gerechnet. Und da er nicht über die Fähigkeit der Hexen verfügte, durch geschlossene Türen gehen zu können, mußte er sie aufbrechen.
Das würde nicht ungehört bleiben.
Suko legte deshalb zunächst sein Ohr an die Tür und lauschte angestrengt. Nichts. Die Hexen waren ausgeflogen, und auch Oxoran schien nicht hier zu sein. Möglicherweise hielt er sich oben im Haus auf.
Dann würde er wie der Teufel heruntergesaust kommen, wenn die Tür mit lautem Krach aufflog. Aber das mußte Suko riskieren. Der Weg zurück in die Freiheit führte allein durch diese Tür.
Er trat zurück, hob das Bein und rammte es in Schlosshöhe gegen das dicke Holz. Beim ersten Versuch tat sich überhaupt nichts. Suko legte mehr Kraft in seinen zweiten Tritt.
Daraufhin knirschte das Holz. Und beim dritten Tritt flog die Tür auf und knallte gegen die Wand.
Suko hob seine Fäuste.
Keine Reaktion auf den Knall. Um so besser.
Er verließ seine »Zelle«. Seine Nerven waren bis zum Zerreißen angespannt. Er rechnete in jeder Sekunde mit einem heimtückischen Angriff.
Das war vernünftiger, als allzu sorglos durch den Keller zu schreiten. Ein geheimnisvoller Lichtschein zog Sukos Aufmerksamkeit auf sich. Der Chinese entdeckte einen Tisch, dessen magische Zeichen weiß leuchteten.
Plötzlich begann das Licht zu pulsieren. Die magischen Symbole schienen den Störenfried wahrgenommen zu haben. Sie reagierten ziemlich heftig auf Sukos Nähe.
Ein gefährliches, aggressives Zischen flog durch den Raum.
So seltsam es klingen mochte, dieses Zeichen bewachte den Chinesen. Es beobachtete ihn und hatte anscheinend von Oxoran den Auftrag erhalten, den Gefangenen nicht entkommen zu lassen.
Hell loderte mit einemmal eine Flammensäule vom Tisch auf.
Suko mußte daran vorbei. Die Kellertreppe befand sich weit hinter dem Tisch. Er wollte losrennen. Da erfüllte auf einmal ein schrilles Kreischen den Raum. Gleichzeitig lösten sich Blitze von den magischen Symbolen, die wie glühende Lanzen auf den Chinesen zurasten.
Suko schnellte sich zur Seite. Eines der glühenden Geschosse streifte seinen Hals. Es versengte seine Haut. Er biss die Zähne zusammen und kämpfte gegen den wahnsinnigen Schmerz an.
Aufgeben kam für ihn nicht in Frage. Er bückte sich und versuchte, unter dem Niveau des Feuers durchzukriechen. Wieder war dieses markerschütternde Kreischen zu hören.
Wieder trieben ihn mehrere Blitze weit zurück.
Und dann hoben die magischen Symbole in Gedankenschnelle vom Tisch ab. Senkrecht standen sie in der Luft. Waagerecht leckten die Feuerzungen dem mutigen Chinesen entgegen.
Das Feuer weitete sich aus. Es toste und brauste. Es entwickelte eine enorme Hitze, die Suko den Atem nahm. Eine der Feuerzungen strich blitzschnell über Sukos Gesicht.
Er schrie auf und sprang zurück.
Gelächter. Schadenfroh. Hohntriefend. Gemein. Es roch nach verbranntem Horn. Suko konnte einen Moment lang nichts sehen. Er wankte zurück. Und als er die Augen wieder öffnete, sah er, daß ihm die magischen Symbole folgten.
Er konnte gegen ihre Hitze nicht bestehen. Er war gezwungen, in seine ‘Zelle’ zurückzuweichen.
Sobald er wieder in dem kleinen, feuchten Raum war, krachte die Tür ins Schloß, das plötzlich wieder intakt war, als hätte es Suko niemals beschädigt.
Suko schlug voller Wut mit den Fäusten gegen die Tür und schrie: »Verdammt! Verdammt! Verdammt!«
Es schien so, als müsse er bis zu seinem Ende Oxorans Gefangener bleiben…
***
An diesem Tag befanden sich Oxorans Hexen im Blutrausch. Niemand vermochte ihnen Einhalt zu gebieten. Niemand außer Oxoran, doch der sah nicht ein, warum er das hätte tun sollen.
Cora, Arm und Gwendy sollten sich ruhig austoben, das war ganz in seinem und im Sinne der Hölle.
Und die Furien trieben es so wild, wie sie es noch nie getrieben hatten. Nachdem sie Jerry Morell ermordet hatten, zogen sie weiter durch Montreal.
Sie tobten mit einem erschreckenden Hölleneifer durch die Stadt. Sie trugen Angst, Schrecken und Grauen in die Häuser. Sie trieben Menschen in den Wahnsinn.
Zahlreiche Unfälle
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