0030 - Hexentanz
Sie, unternehmen Sie etwas. Holen Sie Gwendy da heraus.«
»Auch kein Fenster…?«
»Nein!« keuchte Pengger. »Nur dieses Tor. Brechen Sie es auf. Reißen Sie es nieder. Machen Sie, was Sie wollen, ich bin mit allem einverstanden, wenn es Ihnen nur gelingt, Gwendy vor der größten Dummheit ihres Lebens zu bewahren!«
»Wer weiß, ob sie überhaupt noch drinnen ist«, sagte der zweite Polizist.
»Sie ist drinnen? Ich bin ganz sicher.« Pengger versuchte, die Garage zu öffnen. »Sehen Sie? Es geht nicht. Gwendy hat von innen abgeriegelt.« Er hämmerte wieder mit den Fäusten gegen das Tor. »Gwendy, hör auf deinen Vater! Macht mich nicht unglücklich. Ich habe nur dich auf der Welt. Wenn du dich umbringst, bin ich allein… Willst du das? Hast du überhaupt schon daran gedacht?«
Die Uniformierten zogen ihre Dienstwaffen.
Sie baten, Pengger möge auf die Seite gehen. Dann richteten sie ihre Pistolen auf das Schloß und gaben mehrere Schüsse ab.
Danach ließ sich das Garagentor öffnen. Es schwang nach oben, und das Sonnenlicht traf Gwendy Pengger. Sie saß in der Mitte der leeren Garage auf dem Boden.
Ihr Blick war verzückt und verklärt. Sie schien sich zu freuen. Sie schwitzte, ihre Bluse klebte auf der nackten Haut.
Gwendy Pengger sah aus, als hätte man sie aus dem St.Lorenz-Strom gefischt. Doch die Nässe, die ihre Kleidung tränkte, auf Haaren und Gesicht glänzte, war kein Wasser.
Das war Benzin!
Roy Pengger, der verzweifelte Vater erblickte den Kanister, der leer neben dem Mädchen lag.
Er schüttelte entsetzt den Kopf und brüllte: »Nein! Nein, Gwendy, tu’s nicht!«
Das Mädchen hielt ein Gasfeuerzeug in der Hand.
»Mein Weg führt geradewegs zu dir, Oxoran«, sagte sie mit fester Stimme.
Die Polizisten wollten sich auf sie stürzen.
»Gweeendyyy!« kreischte ihr leidgeprüfter Vater.
Sie tat es trotzdem. Ihr Daumen schnippte das Feuerzeug an. Mit einem dumpfen Knistern verwandelte sich das Mädchen augenblicklich in eine lebende Fackel. Aus den Flammen heraus schrie sie voller Vergnügen: »Oxoran, ich komme!«
Roy Pengger schlug die Hände vors Gesicht. Er schluchzte und fiel auf die Knie. »Gwendy, warum?« weinte er. »Warum, Gwendy?«
Die Polizisten versuchten, das Mädchen zu retten. Der eine riß den Feuerlöscher von der Wand und bespritzte damit das brennende Mädchen. Der andere zog seine Uniformjacke aus und versuchte, die Flammen damit zu ersticken.
Sie schafften es nicht. Gwendy nahm das Ende, nach dem sie sich gesehnt und wie sie es sich vorgenommen hatte…
***
Der Montreal International Airport in Dorval ist einer der höchstfrequentierten Flughäfen der Welt – mit mehr als drei Millionen Fluggästen pro Jahr. Die beiden Weltgremien der Luftfahrt, Civil Aviation Organization und International Air Transport Association, haben hier ihren Sitz.
Es ging ziemlich hektisch zu, als wir ankamen.
Inspektor Waldo Tarum pickte uns aus der Masse der Passagiere heraus und begleitete uns zu seinem Dienstwagen.
»Wie war der Flug?« erkundigte sich Waldo. Ich saß neben ihm auf dem Beifahrersitz. Suko hockte hinter uns in der Mitte des Fonds. Dort hatte er den meisten Platz.
»Zufriedenstellend«, antwortete ich.
»Und die Stewardess war ein Mittelding zwischen Doris Day und Raquel Welch«, gab Suko seinen Senf dazu.
Ich sagte lachend: »Du solltest lieber auf deine krummen Beine als auf hübsche Stewardessen schauen.«
»Hör mal, ich hab’ doch keine krummen…«, begehrte der Chinese auf.
Und dann wurde die Unterhaltung ernst.
Waldo Tarum berichtete von seinem Fall. »Mittlerweile haben sich schon drei Mädchen das Leben genommen. Nummer eins war Cora Finley. Dann kam Ann Rogan. Und heute Mittag hat sich Gwendy Pengger mit Benzin übergossen und angezündet.«
Ich spürte, wie mein Mund austrocknete. Drei tote Mädchen. »Wie ist Ann Rogan aus dem Leben geschieden?« fragte ich, und Waldo erzählte es uns. Wir erfuhren vom Reichtum der Rogans und den finanziellen Verhältnissen Roy Penggers.
Drei Mädchen aus verschiedenen sozialen Schichten, die sich nicht gekannt hatten, nahmen sich ohne jeden Grund das Leben!
Verantwortlich war ein Kerl namens Oxoran.
Waldo Tarum erzählte, daß auch Ann Rogan und Gwendy Pengger diesen Namen erwähnt hatten. Oxoran hatte sie auf irgendeine Weise gerufen, und sie waren seinem Ruf gefolgt.
Sie waren glücklich gewesen, für ihn sterben zu dürfen. Gab es etwas Verrückteres? Normalerweise hat der Mensch Angst vor dem
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