0031 - Wir durchschauten seine Maske
Mordkommission fand die beiden Gläser und zwei fast leere Whiskyflaschen. Und Sie erzählten, mir, Sie tränken nie Alkohol!«
Ich hielt noch mein Schießeisen auf Father Holy gerichtet.
»Oh, ich bin noch nicht fertig. Sie hatten inzwischen auch oft O’Brien besucht und bei ihm den alten Revolver gesehen. O’Brien läßt ja jeden in seine Schublade sehen. Brownie wußte es auch. Was taten Sie? Sie nahmen heimlich den Revolver, gingen abends zu Martens und erschossen ihn. Sie nahmen das Geld und entfernten alle Fingerabdrücke im Haus. Das war Ihre größte Dummheit. Sie hatten mir gesagt, daß Sie an dem Abend, als Martens starb, bis gegen zwölf Uhr bei ihm gewesen wären. Dann hätte doch die Mordkommission irgendwo Ihre Fingerabdrücke finden müssen! Sie können sich ja nicht stundenlang in einem Raum aufhalten, ohrie etwas zu berühren. Aber nicht ein einziger Abdruck wurde von Ihnen gefunden. Da wußte ich einen Tag nach meiner Ankunft hier, wer der Mörder war!«
Ich trat einen Schritt näher auf ihn zu.
»Sie brachten den Revolver zurück«, fuhr ich fort. »Aber Sie wurden auf dem Rückweg von Quire gesehen. Es war genauso, wie Sie es in dem Brief schrieben, der bei Quire gefunden wurde, nur daß er nicht Brownie, sondern Sie gesehen hatte. Sie brachten ihn um, bevor er seine Aussage machen konnte. Sie schrieben auf O’Briens Schreibmaschine den Brief, der Brownie verdächtigte. Stimmt es O’Brien? Kam Father Holy eines Tages zu Ihnen mit der Bitte, etwas auf der Schreibmaschine schreiben zu dürfen?«
O’Brien nickte nur stumm.
»Auf derselben Maschine hatten Sie die Drohung geschrieben, die Sie hier ins Haus praktizierten, während wir nicht da waren. Und das war Ihr zweiter Fehler! Wir hatten das Haus abgeschlossen und fanden es bei unserer Rückkehr auch wieder abgeschlossen vor. Trotzdem lag der Zettel auf dem Tisch. Der Mann, der ihn brachte, mußte also einen Hausschlüssel gehabt haben. Wer hatte einen solchen Schlüssel? Martens natürlich, denn er bewohnte dieses Haus ja. Warum war dieser Schlüssel nicht von der Mordkommission gefunden worden? Weil ihn der Mörder mitgenommen hatte.«
Father Holy lächelte nachsichtig.
»Ich räume ein, daß Sie eine sehr gute Phantasie haben, Mr. Cotton. Aber so schön Ihre Theorie auch entwickelt ist, stimmen tut sie nicht. Und Sie wissen es selbst, denn Sie haben bis jetzt noch nicht einen einzigen Beweis für Ihre Theorie erbringen können!«
Ich lachte. »Nummer eins!« sagte ich und griff in meine Hosentasche. Ich zog ein Döschen heraus und warf es auf den Tisch. »Ist das ein Beweis?«
Zum erstenmal wurde er unsicher. Er sah erschrocken das Döschen mit dem Mastix an, dem Klebstoff für künstliche Bärte und Perücken.
»Das haben Sie bei der Ausführung der Tat hier verloren. Das haben Sie gesucht, als Sie nächtlicherweise hier eindrangen und mich niederschlugen!«
Er sagte gar nichts mehr.
»Nummer zwei«, sagte ich und legte das Glasröhrchen auf den Tisch, »ein Haar aus Ihrer Perücke. Ich sah heute nachmittag bei Ihnen die Pomade, die unsere Wissenschaftler noch an diesem Haar fanden. Nummer drei: Ich sah, daß keines Ihrer Fenster zur Straße hinausgeht. Aber Sie sagten doch, Sie hätten den Menschenauflauf vor Quires Haus gesehen, als man seine Leiche gefunden hatte. Wie wollen Sie denn Quires Haus vofi Ihrem Fenster genau in der entgegengesetzten Richtung sehen? Geben Sie’s auf, Mr. Caleen!«
Bei dem letzten Wort war ich schnell auf ihn zugesprungen und hatte ihm die weiße Perücke abgerissen. Dunkles straffes Haupthaar kam darunter zum Vorschein.
»Mr. Caleen«, wiederholte ich noch einmal, »Sie sind der Kassierer der Bank, bei der Martens sein Geld hatte. Caleen, der zwei Tage, nachdem Martens sein Geld abgehoben hatte, kündigte und mit seinen Ersparnissen und in der Maske von Father Holy nach Green Woods zog. Mein Freund war heute bei dieser Bank. Er hörte, daß Caleen am linken Zeigefinger eine kleine Narbe hatte. Dieselbe Narbe haben auch Sie. Wenn wir Ihnen die Schminke aus dem Gesicht gewischt haben, wird man 'Sie in der Bank schon identifizieren. Das Haar, das wir bei Quires Leiche fanden, und alles andere — das reicht für jedes Geschworenengericht zum klaren ,Schuldig'.«
O’Brien stand auf. Er sah den falschen Priester einen Augenblick lang an, dann spuckte er ihm vor die Füße und ging. Er brummte in seiner üblichen mürrischen Art nur einen kurzen Gruß, bevor er die Tür hinter sich
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