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0034 - Das Teufelsauge

0034 - Das Teufelsauge

Titel: 0034 - Das Teufelsauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Saupe
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zeigte.
    Da war die Gestalt also wieder. Fünfzehn, sechzehn Jahre alt mochte das Mädchen sein. Jetzt hatte es den Kopf hoch aufgerichtet.
    Ging das Mädchen der schaurigen, beklemmenden Melodie nach?
    Zamorra war fast sicher, daß es so war.
    Ab und zu blieb das Mädchen stehen und horchte nach allen Seiten. Wie ein witterndes Reh. Dann immer, wenn es sich in der zutreffenden Himmelsrichtung glaubte, ging es weiter.
    Der Weg führte ziemlich steil bergan, mitten hinein in die dunklen Wälder am Hang. Und vom Gipfel des Hügels war weiterhin das Stampfen von übermenschengroßen Füßen zu hören. Dazu das schrille monotone Geleier einer Geige. Und eine rauhe, singende Stimme, die lange, gutturale Laute aus den Wäldern hinunter ins Tal schickte.
    Gespenstisch war das alles, unfaßbar. Und doch war es schaurige Wirklichkeit.
    Wenn Zamorra, tausende von Kilometern weit vom Geschehen entfernt, das alles für so dämonisch, so abgrundtief erschreckend halten mußte, wie groß mußten die tausend Schrecken erst sein, die einen Menschen am Tatort überfielen!
    Jetzt schluckte die dumpfe Dunkelheit des Waldes die schmächtige Gestalt des jungen Mädchens.
    Für Sekunden schien sich die Nacht über das Bild zu senken.
    Aber dann leuchtete ein mattes Licht auf, hellrot, in kleinen, züngelnden Flammen zuerst. Doch bald wurden aus den winzigen Flammen grelle Fackeln. Und schließlich stand vor Zamorras geistigem Auge eine ganze Wand aus lodernden Flammen. Grellrote Flammen, die jeden Menschen an Höhe überragten.
    Und dann kam alles zugleich.
    Das weiße Mädchen stürzte aus dem Dunkel des nächtlichen Waldes. Mit schnellen Schritten lief es auf die Flammenwand zu. Zamorra befürchtete, daß sich das junge Ding ins Feuer stürzen würde.
    Aber das Mädchen machte wenige Meter vor den Flammen halt.
    Dann löste sich etwas Schwarzes aus der brennenden Wand hinter dem Waldrand.
    Ein riesiger dunkler Kreis war es zuerst.
    Und kam näher.
    Zehn Schritte, zwanzig Schritte.
    Es wurde ein Kopf. Scheußlich, abstoßend.
    Wild und wirr wehten schwarze Haarsträhnen um diesen Kopf.
    Aber das Gräßlichste an dieser Erscheinung war das Loch mitten unter der Stirn. Ein Loch, rot wie die flammende Wand des Feuers hinter ihm.
    Das Loch war ein Auge!
    Die Natur hatte dieser Larve, dieser Hexe, diesem weiblichen Teufel – oder wer immer das sein mochte – nur ein Auge gegeben! Und, wie um diesen Schaden auf grausame Art wettzumachen, hatte dieses eine Auge die Dimension einer kleinen Untertasse!
    Zamorra sah dieses gespenstische Gesicht ganz nah. Sah die feuchten Tränensäcke links und rechts an dem Auge, die schwer wie vollreife Kirschen waren. Rot, blutunterlaufen das ganze unheimliche Auge.
    Und auf das Mädchen gerichtet.
    Und dann wieder diese Töne, die bis ins Mark gingen.
    Die Melodie der Hölle.
    Da begann das Mädchen zu tanzen. Ihr weißes Kleid flatterte im Sog der Luft, den die prasselnden Flammen hinter ihr hervorriefen.
    Zuerst war das wie ein langsames, schwereloses Gleiten. Immer im Kreise, fast einschläfernd. Aber dann stampften die Füße der Einäugigen den Takt. Den grausamen, unerbittlichen, erbarmungslosen Takt, den Zamorra schon vorhin gehört hatte.
    Das Mädchen zuckte zusammen. Stand still. Aber nur für Sekunden.
    Dann riß das dumpfe Stampfen der Füße, die schrille Melodie, das Geknister der brennenden Zweige nahe der Flammen sie gleichsam vom Boden.
    Dieses Tanzen war ein wildes Springen. Unbändig, unkontrolliert.
    Und willenlos.
    Ja, das sah Zamorra sofort. Das junge Mädchen hatte keinen eigenen Willen mehr.
    Immer schneller, immer wilder sprangen ihre Füße auf. Bald schienen sie den Boden nicht mehr zu berühren. Die ganze, schmächtige Figur des jungen, bestialischen Vampirs war dem unheimlichen Gesang der Hexe ausgeliefert.
    Gab es denn so etwas wie Gegenhexen? fragte sich Zamorra.
    Konnte eine dämonische Natur diesem zweiten Dämon, diesem jungen weiblichen Vampir, mit Erfolg etwas anhaben? Würden die Kräfte der Älteren ausreichen, um über die Spukgestalt aus dem Krankenhaus zu triumphieren? Die Antwort bekam Zamorra sogleich.
    Er konnte sehen, wie aus dem Tanz des jungen Mädchens ein wildes Kreiseln wurde.
    Und die zweite, die ältere Hexe kam näher.
    Da riß das Mädchen den Mund auf. Nicht, um zu schreien. Es rang nach Luft. Der wilde, furienhafte Tanz hatte sie völlig erschöpft.
    Da trat die ältere Hexe heran. Furchtbar glühte ihr einziges Auge auf. Wütend schlug die Einäugige

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