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0034 - Dracula gibt sich die Ehre

0034 - Dracula gibt sich die Ehre

Titel: 0034 - Dracula gibt sich die Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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oben führenden Weg zurückrutschten.
    Schließlich verließen wir den Wald und standen auf einer Lichtung. Der Nebel hing vor uns wie eine Wand aus Watte. Nur allmählich schälten sich die Umrisse aus dem Dunst, als wir uns näherten.
    Ich erkannte, daß das Schloß schon ziemlich verfallen war. Es mußte eine wechselvolle Geschichte hinter sich haben. Durch große Löcher in den Außenmauern krochen lange Nebelschleier und wehten wie Fahnen über den Innenhof. Marek führte uns dorthin, wo er in das Verlies gestiegen war. Wir gingen den gleichen Weg, und meine Lampe leuchtete die Dunkelheit aus. Ein fauliger Geruch strömte uns entgegen. Dann hatten wir das Verlies erreicht, in dem der Pfähler Petroc Jure getötet hatte.
    Der Mann lag noch immer da.
    »Ich – ich – hatte einfach noch keine Möglichkeit gefunden, ihn zu begraben«, entschuldigte er sich. »Ich werde mich aber später darum kümmern.«
    Ich ging inzwischen auf den offenen Sarkophag zu und leuchtete mit der Lampe hinein. Das Tierblut war getrocknet und hatte eine dicke Kruste gebildet.
    Sonst war die Grabstätte des Vampirs leer. Ebenso leer und verlassen wie der gesamte Komplex. Wir entdeckten nicht eine Spur von Leben in dem Schloß.
    Als wir den Rückweg antraten, war der neue Tag schon angebrochen. Ich war nicht der einzige, der die Müdigkeit spürte, auch Marek gähnte hin und wieder. »Ein paar Stunden Schlaf werden uns guttun«, meinte er. Das Dorf war völlig ausgestorben. Ich kam mir vor wie in einer Geisterstadt. Kein Laut unterbrach die drückende Stille. Es gab kein Echo unserer Schritte – nichts, nur dieses drückende, graue, feuchte Gefängnis. Vielen Menschen schlug der Nebel aufs Gemüt. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich die Leute verstehen.
    Wir erreichten das Haus des Schmieds, und Marek wunderte sich, daß noch Licht brannte.
    »Wieso ist Marie noch nicht im Bett?« fragte er mehr zu sich selbst als zu uns. »Sonst kann sie nie früh genug in die Federn kommen.«
    »Sie wird sich Sorgen gemacht haben«, erwiderte ich.
    Marek schloß auf. »Mal sehen.«
    Der Pfähler hatte erst zwei Schritte über die Schwelle getan, als er, wie vor eine Wand gelaufen, stehenblieb.
    »Marie!« schrie er, lief auf seine Frau zu und kniete neben ihr nieder.
    Jetzt sahen auch wir, was geschehen war.
    Marie Marek hockte auf dem Boden. Sie hielt ein großes Holzkreuz umklammert, und neben ihr lag eine ältere Frau, die wir nicht kannten, die aber auf dem Rücken deutlich das Zeichen des Kreuzes eingebrannt hatte.
    Diese Frau mußte ein Vampir gewesen sein, doch sie lebte nicht mehr. Es sah so aus, als hätte Marie sie getötet.
    Frantisek Marek faßte seine Frau an beiden Schultern. »Was ist los?« rief er verzweifelt. »So rede doch, um Himmels willen!«
    Sie deutete auf die Frau. »Sie ist tot!« flüsterte sie kaum hörbar.
    »Wer ist es?« fragte ich den Pfähler. »Kennen Sie die Tote?«
    »Ja«, erwiderte er mit schleppender Stimme. »Es ist Suva Varescu, die Frau aus…«
    »Dann befand sie sich nicht auf dem Friedhof«, meinte Suko.
    »Es sieht so aus«, sagte ich. »Vielleicht müssen wir sogar damit rechnen, daß noch mehr Mitglieder der Familie leben.«
    Marek drehte den Kopf und sah mich dabei von unten her an.
    »Malen Sie den Teufel nicht an die Wand!«
    Ich hob die Schultern. »Sicherheitshalber müßten wir das Dorf durchsuchen.«
    Da mischte sich die Frau ein. »Sie – sie ist allein gekommen«, erklärte sie. »Sie hätte mir sonst etwas davon gesagt. Sie war sich ihrer Sache sicher. Sie wollte mich zu einem Vampir machen, damit wir gemeinsam das Dorf…«
    Marie Marek redete nicht mehr weiter. Ein Weinkrampf schüttelte sie.
    Der Pfähler tröstete sie. »Jetzt ist alles gut«, sagte er. »Ich bin bei dir, und vor den Vampiren brauchst du dich auch nicht mehr zu fürchten.«
    »Habt ihr – habt ihr sie…?«
    »Ja, Marie, wir haben sie getötet!«
    »Dem Himmel sei Dank!« schluchzte die Frau. Sie stand auf.
    »Am besten ist, Sie legen sich hin«, sagte ich und versuchte ein Lächeln. »Der Schlaf wird Ihnen guttun. Morgen sieht bereits alles anders aus.«
    Die Frau nickte. Dann deutete sie auf die Tote. »Was geschieht mit ihr?«
    Ich gab die Antwort. »Wir werden sie begraben. Machen Sie sich darüber keine Sorgen.«
    »Jetzt komm aber«, sagte Marek. »Du mußt dich hinlegen, Marie.«
    Sie ging mit ihrem Mann. Wir hörten sie noch sprechen. »Ich war so allein, Frantisek. Niemand hat mir geholfen. Da habe ich gebetet und das

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