0038 - Sie kamen aus dem Schattenreich
anzupreisen, in der nachts große Panzerschlachten toben.«
Er gab seinen drei Beamten ein Zeichen ihm zu folgen.
Nur widerstrebend lösten die sich von der Wand und trotteten hinter ihrem Chef her.
Der Bürgermeister wollte noch etwas sagen, doch er verschluckte lieber, was er auf der Zunge hatte. Es hätte den Polizeichef nur noch mehr aufgeregt.
Kopfschüttelnd verließ auch er das Büro.
Zugegeben, er konnte sich auch keinen Reim darauf machen, dass die Soldaten, die vor zwei Tagen in dem Wald ihr Biwak bezogen hatten, plötzlich in der Nacht mit dem Kriegspielen anfingen. Aber es würde schon seinen Sinn haben.
Überdies war der Bürgermeister ein alter Kriegsveteran, und der Schlachtenlärm übte immer noch einen unerklärlichen Reiz auf ihn aus.
Unbewusst straffte er sich, als er auf die Straße trat. Mit würdevoll erhobenem Haupt entfernte er sich. Sollte Malice doch selbst zusehen, wie er mit dieser Situation fertig wurde.
Wieder rollte der Donner der Geschütze durch die Nacht.
Malice fluchte halblaut vor sich hin, als der Polizeijeep nicht sofort anspringen wollte. Heute ging ihm aber auch alles daneben!
Wieder betätigte er den Anlasser. Endlich kam der altersschwache Motor. Unter lautem Knallen und Fauchen sprang er an. Es dauerte einige Sekunden, ehe er richtig rund lief.
Doch dann war Malice nicht mehr zu halten. Wie ein Todesfahrer drosch er den ersten Gang rein und ließ die Kupplung springen. Der Jeep machte einen wilden Satz und schoss aus der Garage.
Die drei Beamten mussten sich krampfhaft festhalten, um nicht hinausgeschleudert zu werden.
Malice legte mit der alten Mühle ein mörderisches Tempo vor. Er holte aus der alten Kiste, was drinsteckte.
Auf der Landstraße, die zum Schloss führte, konnte er endlich der amtlichen Benzinkutsche die Sporen geben. Einer der Polizisten, die ihn begleiteten, wollte einen schwachen Protest anmelden, doch Malice konnte oder wollte ihn nicht verstehen.
Die Landstraße beschrieb eine lang gezogene Kurve. Ein paar Büsche verdeckten die Sicht auf das Feld dahinter. Dort musste die sonderbare Schlacht stattfinden.
Malice fieberte dem Augenblick entgegen, dem Kompaniechef seine Meinung zu sagen. Darauf freute er sich besonders. Zum Glück hatte in Frankreich das Militär noch nicht die Macht ergriffen. Denen würde er es schon zeigen.
Als der Jeep die Kurve ausgefahren hatte, glaubte Malice, seinen Augen nicht trauen zu können. Den andern drei Beamten erging es nicht anders.
Was Malice sah, war ein Inferno. Halb auf der Straße und über dem Sturzacker lagen dichte Rauchwolken.
Malice konnte drei Panzer zählen, die offensichtlich mit scharfer Munition zusammengeschossen liegen geblieben waren.
Träumte er, oder bildete er sich das nur ein? Ein Manöver mit scharfer Munition? So etwas hatte er noch nie gehört.
Und dann tauchte aus den Rauchschwaden ein Kettenfahrzeug auf. Mit hoher Geschwindigkeit kurvte es über das freie Feld. Gleich darauf tauchte eine weitere Kampfmaschine auf. Sie schien den ersten Panzer zu verfolgen.
Ja, so musste es sein. Der Geschützturm des zweiten Panzers drehte sich träge und suchte offensichtlich sein Ziel. Eine Rauchwolke spritzte aus dem Geschützrohr. Dann folgte der dumpfe Knall.
Der Schuss ging knapp daneben und krachte in den Wald. Es blitzte auf, und die Äste der Bäume, von langer Trockenheit ausgedörrt, fingen Feuer.
Laut klang das Prasseln der Flammen zu den vier Polizisten hinüber.
Malice hatte es die Sprache verschlagen.
Fassungslos verfolgte er das Geschehen auf dem Feld. Es musste Wirklichkeit sein, was er sah.
Auf dem Acker war ein tödlicher Kampf im Gange!
***
In einer Reflexbewegung bremste Zamorra die linke Kettenbahn des Panzers ab.
Augenblicklich drehte sich das mächtige Fahrzeug auf der Stelle.
Im Vorbeiwischen des Sehschlitzes konnte Zamorra gerade noch erkennen, wie aus dem Geschützrohr seines Widersachers ein weißes Rauchwölkchen hervorplatzte.
Ein wuchtiger Schlag traf das eigene Fahrzeug. Er ächzte auf wie ein waidwundes Tier. Jeden Augenblick rechnete der Professor damit, dass der Panzer explodierte oder unbeweglich liegen blieb.
Zamorra wurde in der engen Kabine hin und her geschleudert.
Sein Kopf schlug gegen ein Seitenschott. Sterne tanzten vor seinen Augen auf und nieder.
Krampfhaft bemühte Zamorra sich, die Ruhe zu bewahren. Er zwang sich dazu, ruhig und regelmäßig durchzuatmen. Seine Lungen füllten sich in gleichmäßigem Rhythmus mit nach Benzin und
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