0038 - Sie kamen aus dem Schattenreich
weiter gedreht. Schon spürte sie, wie sich die ledernen Fesseln an ihren Hand und Fußgelenken spannten.
Noch war aber der Druck der Lederriemen nicht schmerzhaft.
Nicole stellte sich vor, wie lange es wohl dauern würde, bis der Tod sie endlich erlöste. Der menschliche Körper sollte doch eine ganze Menge Belastungen aushallen können.
Nicole musste plötzlich lachen. Hysterisch kreischte sie auf. Sie lag hier und dachte darüber nach, wie lange es wohl dauern würde.
Wurde sie allmählich wahnsinnig? Hatten die Erlebnisse der Nacht ihren Geist verwirrt?
Sie schrie ihre Angst hinaus, rief nach dem Mann, dem ihr ganzes Vertrauen galt, auf den sie all ihre Hoffnungen setzte.
»Zamorra! Zamorra, hilf mir!«
Die drei Untoten schüttelten die Köpfe. Ein Grinsen verzerrte ihre Fratzen. Unverständliches Krächzen drang über ihre fleischlosen Lippen. Es klang wie das Lachen aus einer anderen Welt.
Und da befanden sie sich auch wirklich – in einer anderen Welt.
Für sie galt nicht menschlicher Schmerz. Sie hatten den Tod erlebt, waren von ihm geholt worden. Und nur ein dämonischer Geist hatte ihnen die Rückkehr in ihre Welt erlaubt. Und diesen Aufenthalt wollten sie so bald nicht beenden.
Darum mussten sie die Befehle befolgen, die man ihnen gegeben hatte.
Nicole begriff, dass sie keine Gnade zu erwarten hatte.
Sie wusste nur nicht, wie lange sie diese Folterung noch aushalten konnte…
***
»Tötet! Tötet! Tötet…«
Der Schrei traf Zamorra kurz bevor er in tiefe Bewusstlosigkeit versank. Er war nach vorn geschleudert worden, als er den Panzer von Mordius gerammt hatte.
»Tötet! Tötet! Tötet!«, hallte es immer wieder durch Zamorras Gedanken.
Da fiel ihm seine Assistentin ein. Mordius musste sie meinen.
Doch was wollte er mit dem Schrei bezwecken? War es ein Befehl?
Wer sollte diesen Befehl empfangen?
Zamorra wand sich aus seinem Sitz. Schwerfällig richtete er sich auf und zwängte sich an Apparaturen vorbei zum Aufgang zum Geschützturm hin.
Die Klappe hatte sich verklemmt. Mit übermenschlicher Anstrengung gelang es Zamorra, sie aufzustoßen. Kühle Nachtluft drang ein und füllte seine Lungen.
Der Professor atmete tief durch. Er schaute sich um.
Lichtfinger tanzten über den Sturzacker, der von den Fahrspuren der beiden Panzer zerfurcht war wie eine Landkarte.
Zamorra erkannte den Polizeijeep aus dem Dorf. Doch er nahm es nur am Rande wahr.
Unaufhörlich fragte er sich, was dieser wilde Schrei in seinen Gedanken zu bedeuten hatte.
Die Erkenntnis traf ihn wie ein Blitzschlag.
Mordius war gar nicht tot! Er konnte es ja gar nicht sein. Bereits einmal hatte er bewiesen, dass er sich wieder hatte befreien können, obwohl alles danach aussah, als hätte ihn sein Schicksal endgültig ereilt.
Und Zamorra wusste, was er zu tun hatte.
Er ließ sich einfach wieder zurück in den Panzer fallen.
Spuckend und fauchend sprang der Motor an.
Wie ein Wilder bearbeitete Zamorra den Fahrthebel. Knirschend setzte sich das Gefährt in Bewegung. Zamorra setzte einige Meter zurück, bis er freies Schussfeld hatte.
Er dachte nicht lange nach, was alles geschehen konnte. Er kümmerte sich auch nicht um die herannahenden Polizisten.
Sein ganzes Trachten galt nur der Rettung seiner Freundin. Vielleicht war es noch nicht zu spät.
Er hoffte es inständig und betet innerlich darum.
Zamorra zielte genau. Dann betätigte er den Auslöseknopf der Bordkanone. Donnernd löste sich der Schuss.
Unter wüstem Krachen traf er den umgekippten Panzer des wahnsinnigen Wissenschaftlers. Und wieder und wieder jagte Zamorra weitere Schüsse hinaus. Alle trafen ihr Ziel.
Eine Stichflamme schoss hoch.
Zamorra hatte den Treibstofftank des Panzers getroffen.
Jetzt erst wagte Zamorra es, endgültig aus seinem stählernen Sarg auszusteigen.
Plötzlich meinte er, ein wüstes Lachen zu hören, doch er musste sich wohl getäuscht haben.
Eine Detonation brachte die Erde zum Beben. Die Munition des anderen Kampfwagens flog in die Luft.
Die Feuersäule, die über dem Panzer stand, erleuchtete die Umgebung fast taghell.
Langsam ließ Zamorra sich von seinem Fahrzeug hinuntergleiten.
Seine Knie waren weich wie Pudding, und es dauerte einen Moment, bis er richtig gehen konnte.
Er schlug die Richtung zum Schloss ein.
Eine wilde Hoffnung erfüllte ihn. Vielleicht kam er noch nicht zu spät. Vielleicht konnte er Nicole noch retten.
Und er wusste genau, wo er zu suchen hatte.
Die Folterkammer! Dort musste er Nicole
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