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Im Herzen der Nacht - Roman

Titel: Im Herzen der Nacht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherrilyn Kenyon Eva Malsch
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Prolog
    A. D. 558, GLIONNAN
    Immer höher schlugen die Flammen aus dem Dorf empor. Wie gleißende Schlangenzungen leckten sie am samtschwarzen Himmel. Durch das neblige Dunkel wehten Rauchschwaden, die nach Tod und Rache rochen. Dieser Anblick müsste Talon erfreuen. Doch so war es nicht. Nie wieder würde er Freude empfinden. Der bittere Schmerz, der in ihm aufstieg, lastete beklemmend auf seiner Seele und schwächte ihn. Welch ein unerträgliches Leid! Bei diesem Gedanken musste er beinahe lachen... Oder fluchen.
    Aye, er verfluchte die überwältigende Qual. Alle Menschen, die ihm auf dieser Welt etwas bedeuteten, hatte er verloren, einen nach dem anderen.
    Mit sieben Jahren war er ein Waisenkind geworden, für seine jüngere Schwester verantwortlich. Unfähig, die kleine Ceara und sich selbst zu versorgen, wusste er nicht, wohin er sich wenden sollte. Schließlich kehrte er zu dem Clan zurück, den seine Mutter einst befehligt hatte.
    Noch vor seiner Geburt hatte dieser Clan seine Eltern verbannt. Sein Onkel Idiag war erst vor wenigen Monaten zum König gekrönt worden, als Talon sich einen Weg in die große Halle bahnte. Nur widerstrebend nahm der Herrscher die beiden Kinder auf. Doch der Clan akzeptierte sie nicht.

    Erst als Talon die Leute dazu zwang. Mochten sie seine Herkunft auch missachten, seine Fechtkunst und sein Temperament rangen ihnen einen gewissen Respekt ab. Sie fürchteten, er würde jeden töten, der ihn beleidigte. Nachdem er zum Mann herangewachsen war, wagte niemand, seine Herkunft zu verspotten und das Andenken oder die Ehre seiner Mutter zu beschmutzen.
    Erstaunlich schnell stieg er in der Kriegerhierarchie empor und lernte alles, was er über Waffen, Kampfhandlungen und die Befehlsgewalt wissen musste. Letzten Endes wurde er einstimmig zu Idiags Nachfolger gewählt, und zwar von den Menschen, die ihn einst verhöhnt hatten.
    Als designierter Erbe stand Talon an der Seite seines Onkels und schützte ihn, bis sie von einem feindlichen Hinterhalt überrascht wurden.
    Selbst verwundet und zutiefst verzweifelt, hielt Talon den sterbenden König im Arm.
    »Beschütze meine Gemahlin und Ceara, mein Junge«, flüsterte Idiag vor seinem letzten Atemzug, »damit ich nicht bereuen muss, dass ich dich aufnahm.«
    Talon versprach, diesen Wunsch zu erfüllen. Wenige Monate später wurde seine Tante von den Feinden vergewaltigt, ermordet und die geschändete Leiche wilden Tieren zum Fraß vorgeworfen. Ein knappes Jahr danach presste er seine vergötterte Frau Nynia an seine Brust. Auch sie hauchte ihr Leben aus, ließ ihn allein, beraubte ihn ihrer Liebe, ihrer Zärtlichkeit. Sie war seine Welt gewesen, sein Herz, seine Seele. Ohne sie sah er keinen Sinn mehr in seinem Dasein. Ein gebrochener Mann, legte er den tot geborenen Sohn in ihre leblosen Arme und begrub die beiden am Ufer des Lochs, wo er in seiner Kindheit mit Nynia gespielt hatte.

    Dann tat er, was seine Mutter und sein Onkel ihn gelehrt hatten. Er war am Leben geblieben, um den Clan zu befehligen.
    So gut er es vermochte bezwang er seine Trauer und dachte nur noch an das Wohl des Clans. Zahllose Wunden erduldete er und vergoss genug Blut, um ein tosendes Meer zu füllen. Doch er verteidigte seine Untertanen gegen die Widersacher vom Festland und die nördlichen Sippen, die sein Gebiet zu erobern suchten, und führte sein Volk zu höchstem Ruhm. Nachdem ein Großteil seiner Familie verschieden war, gab er dem Clan alles, was er besaß. Seine Treue, seine Fürsorge. Sogar sein Leben wollte er opfern, um diese Menschen vor den Göttern zu schützen. Doch sie nahmen ihm das Letzte, das er noch liebte. Ceara. Seine kostbare kleine Schwester. Seinen Eltern und seinem Onkel hatte er geschworen, sie zu behüten, um jeden Preis. Ceara mit ihrem goldblonden Haar und den lachenden Bernsteinaugen. So jung, so warmherzig und gütig.
    Da seine Clanbrüder die selbstsüchtigen Ambitionen eines gewissen Mannes befriedigen wollten, töteten sie Ceara vor den Augen Talons, der gefesselt am Boden lag, unfähig, die grausige Tat zu verhindern. Bevor sie starb, hörte er, wie sie ihn um Hilfe anflehte. Ihr schriller Schrei gellte noch lange in seinen Ohren.
    Sobald die Männer seine Schwester hingerichtet hatten, wandten sie sich zu ihm und beendeten auch sein Leben. Doch der Tod schenkte ihm keine Ruhe, qualvolle Schuldgefühle trieben ihn an, das Unrecht zu rächen, das seine Familie erlitten hatte.
    Dieser Rachedurst übertrumpfte alles, sogar den

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