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0039 - Das Todesmoor

0039 - Das Todesmoor

Titel: 0039 - Das Todesmoor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Tenkrat
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George zurückbringen können, Mr. Sinclair?«
    »Wir werden nichts unversucht lassen«, erwiderte ich. »Ein bindendes Versprechen kann ich Ihnen natürlich nicht geben.«
    »Das ist mir klar.« Der Russe leerte die zweite Whiskyhälfte in seine Kehle. »George wird an einem Ort, den ich nicht kenne, festgehalten!« behauptete er plötzlich.
    Ich horchte auf. »Woher wissen Sie das?«
    »Ich weiß es nicht. Ich fühle es. George lebt noch. Er ist nicht tot. Ich bilde mir ein, daß ich es spüren würde, wenn mein Junge nicht mehr leben würde. Glauben Sie mir das?«
    »Nun, Sie sind ein äußerst sensibler Mensch. Es könnte sein, daß Sie Impulse wahrnehmen, die wir nicht zu empfangen imstande sind«, erwiderte ich.
    Der Komponist senkte den Blick. »Es geht George nicht gut, das fühle ich, und darunter leide ich.«
    »Würden Sie uns bitte erklären, was sich in jener Nacht zugetragen hat, Mr. Tarkowskij?«
    Der Russe nickte langsam. »Ich kam am frühen Nachmittag von einer kleinen Konzerttournee zurück, hatte Auftritte in Jaffna, Galle, Trincomalee und Colombo hinter mir, und wie stets, wenn ich von einer Reise zurückkomme, brachte ich George eine Kleinigkeit mit. Diesmal war es eine hölzerne Eisenbahn mit Bahnhof, Bergen, Tieren und Fahrgästen. Wir spielten ziemlich lange damit. George war so glücklich, wie ich ihn noch nie gesehen hatte. Seine Augen strahlten. Er umarmte und küßte mich dauernd. Wir hatten sehr viel Spaß miteinander, und er wollte nicht zu Bett gehen. Ich blieb – als es dunkel geworden war – noch eine ganze Weile in seinem Schlafzimmer. Er war lange schon eingeschlafen, aber ich saß immer noch neben seinem Bett und betrachtete ihn liebevoll. Ich konnte mich an dem Jungen einfach nicht satt sehen. Heute kommt es mir so vor, als hätte ich vor einer Woche unbewußt von ihm Abschied genommen. Gegen einundzwanzig Uhr saß ich hier mit meiner Frau zusammen. Irgend etwas beunruhigte mich, und ich bat unseren Butler, nach dem Kind zu sehen. Der Mann ging nach oben. Plötzlich erschreckte uns sein gellender Schrei. Wir hasteten hinauf. George war nicht mehr da. Sein Bett war leer. Unser Butler lag auf dem Boden. Ich entdeckte auf der Fensterbank eine silbrig glänzende Spur, deren Herkunft ich mir nicht erklären konnte. Unser Butler hatte etwas von diesem schillernden Zeug an seinen Fingern. Ich vermutete, daß ihn der Kontakt damit niedergeworfen hatte, und ich hatte nicht den Mut, die glitzernde Spur zu berühren. Glynn verständigte sofort die Polizei. Man startete unverzüglich eine großangelegte Suchaktion, doch sie verlief ergebnislos. Weder George, noch der Entführer konnten entdeckt werden.«
    »Was sagte die Polizei zu jener silbrigen Spur?« wollte Suko wissen.
    Der Russe zuckte mit den Schultern. »Als die Polizei hier eintraf, existierte die Spur nicht mehr. Sie hatte sich in nichts aufgelöst.«
    »Und Ihr Butler? Was ist aus dem geworden?« erkundigte ich mich.
    »Der liegt seither im Krankenhaus. Er ist nicht ansprechbar, starrt immerzu zur Decke, vegetiert nur noch dahin. Die Ärzte haben wenig Hoffnung, ihn heilen zu können.«
    Ich griff nach meinem Glas. »Nun, vielleicht kann ich etwas für den Mann tun.«
    »Sie?« fragte der Russe verwundert.
    »Die Heilung des Butlers liegt nicht im medizinischen Bereich, Mr. Tarkowskij«, gab ich zu bedenken.
    »Glauben Sie, daß der Butler uns Aufschluß über den Verbleib unseres Sohnes geben kann?« fragte Glynn Tarkowskij zaghaft.
    Sie klammerte sich an diesen kleinen Lichtblick, und ich wollte ihr die Hoffnung nicht sofort wieder nehmen, deshalb sagte ich: »Ausgeschlossen wäre das nicht, Mrs. Tarkowskij.«
    Ihre Augen leuchteten, und ich hoffte, sie nicht enttäuschen zu müssen, wenn ich versuchte, den Mächten der Finsternis den Geist des Butlers zu entreißen…
    ***
    Brenda Merchant schlug im Schlaf nervös um sich. Plötzlich war sie hellwach. Sie setzte sich ruckartig auf und starrte in die Dunkelheit. Reymond, ihr Mann, schnarchte neben ihr.
    Er hatte den Mund halb offen, lag auf dem Rücken und stieß in regelmäßigen Abständen diese langen, rasselnden Geräusche aus.
    Doch nicht davon war Brenda Merchant wach geworden. An diese Geräusche war sie seit Jahren gewöhnt. Sie vermochten sie nicht zu wecken. Die junge Frau hatte etwas anderes gehört.
    Nebenan!
    Ein leises Zischen!
    Aus Abels Zimmer!
    Brenda krampfte es unwillkürlich das Herz zusammen. Ein heftiger Schmerz durchraste ihre Brust. Abel! schrie es in

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