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004 - Das Wachsfigurenkabinett

004 - Das Wachsfigurenkabinett

Titel: 004 - Das Wachsfigurenkabinett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Augen geschlossen.
    »Ronny«, sagte Dorian, »was ist mit Ihnen los?«
    Murray wollte an ihm vorübergehen. Der Dämonenkiller wollte ihn packen, zuckte aber erschrocken zurück. Die Haut des Agenten war eiskalt – wie die von Miriam Corbey. Murray blieb stehen. Seine Lider hoben sich, und leere Augenhöhlen starrten Dorian und Sam an. Dann löste er sich von einer Sekunde zur anderen vor ihren Augen in Luft auf. Pattison stieß einen entsetzten Schrei aus, als er das unheimliche Geschehen verfolgte: Zuerst verschwand das Gesicht Ronny Murrays, dann zerflossen die Hände und schließlich der ganze Körper. Nur seine Kleidung blieb am Boden liegen.
    Dorian und Sam sahen einander schweigend an und zuckten zusammen, als sie das höhnische Lachen hörten, das über ihnen erscholl. Der Dämonenkiller blickte auf, doch er konnte nichts erkennen. Das Lachen verebbte; danach war es wieder still.
    Sam sammelte die Kleidung auf. Phillip stand noch immer dort, wo sie ihn verlassen hatten. Er sah angestrengt in die Luft und bekreuzigte sich. Seine Augen waren weit aufgerissen. Von irgendwoher drang ein Schmerzensschrei zu ihnen. Ein zufriedenes Lächeln umspielte die Lippen des Hermaphroditen. Dann drehte er sich um und betrat den Garten. Er ging rasch auf das Haus zu und stieg die Treppe zu seinem Zimmer hoch.
    »Phillip!« rief Dorian ihm nach. »Phillip! Ich will mit dir sprechen.«
    Der Junge ging weiter. Dorian zuckte wütend mit den Schultern.
    Phillip wußte viel mehr, doch er sagte nichts. Was bedeuteten das zufriedene Lächeln und der laute Schmerzensschrei, den er gehört hatte? Und das Lachen? Der seltsame Tod Murrays? Nichts als Fragen, auf die er keine Antwort bekam. Eines aber war sicher: Der Unbekannte spielte nur mit ihnen. Er hätte sie längst erledigen können.
    Nur der Hermaphrodit war eine Gefahr für die Schwarze Familie, eine große Gefahr. Er war im Augenblick Dorians einzige Hoffnung.
    Der Dämonenkiller und Pattison kehrten ins Haus zurück, und Dorian begab sich auf sein Zimmer. Er fühlte sich müde, aber der Schlaf wollte nicht kommen. Zu vieles ging ihm durch den Kopf.
    Lange Zeit lag er auf dem Bett und starrte nachdenklich vor sich hin.

    Coco wurde um sieben Uhr geweckt. Sie schlug die Augen auf und schnupperte. Ein seltsamer Geruch hing in der Luft und vergiftete die Atmosphäre kaum wahrnehmbar. Ein Dämon war vor kurzer Zeit in ihrem Zimmer gewesen. Coco stand auf und sah sich mißtrauisch um. Sie fühlte sich höchst unbehaglich, doch auch nach mehrmaligem Nachschauen konnte sie keine magischen Fallen entdecken. Danach wusch sie sich rasch und schlüpfte in ihre Kleider.
    Da der unbekannte Dämon sie entdeckt hatte, machte es vielleicht überhaupt keinen Sinn mehr, sich noch auf die Suche nach ihm zu begeben. Sie trat auf den Gang und klopfte an Collins' Zimmertür.
    Der Agent öffnete, und Coco trat ein. Chapman hatte bei ihm im Zimmer übernachtet; sie hatten den kleinen Mann hereingeschmuggelt.
    »Guten Morgen«, begrüßte Henry sie mißmutig.
    Coco nickte flüchtig. Wieder spürte sie die Aura. Der Dämon hatte auch Collins und Chapman einen Besuch abgestattet. Als die Agenten ihr einen fragenden Blick zuwarfen, erklärte sie es ihnen.
    »Prost Mahlzeit!« sagte Collins und schüttelte sich. »Er hat uns also entdeckt. Da können wir gleich unser Vorhaben aufgeben.«
    »Nein«, sagte Coco. »Wir suchen ihn. Es bleibt uns gar keine andere Wahl.«
    »Das sehe ich nicht ganz ein«, meinte Collins stur.
    »Was wollen Sie denn tun, Henry?« fragte Coco spöttisch. »Wollen Sie tatenlos darauf warten, daß er Sie tötet?«
    Sie gingen in die Empfangshalle, und Coco zahlte die Rechnung.
    Auch hier spürte Coco die Ausstrahlung des Dämons. Sie setzten sich in den Wagen und verließen den Parkplatz des Hotels.
    »Fahren wir nach Grayville«, sagte Coco. »Dort können wir ausgiebig frühstücken. Sie müssen leider im Wagen bleiben, Don. Wir bringen Ihnen etwas mit.«
    Chapman nickte. Ihm war alles recht. Er war genügsam geworden in den vergangenen Wochen.
    Langsam wurde es hell. Kein Auto kam ihnen entgegen. Links und rechts der Straße lagen Felder. Weit im Hintergrund erkannte man einen kleinen bewaldeten, schneebedeckten Hügel. Krähen flogen vor dem Wagen her. Collins fuhr rascher, und die ersten Häuser tauchten auf. Bei Tageslicht wirkte der ganze Ort trostlos. Die Häuser sahen alt und verwahrlost aus. Man hatte den Eindruck, als sei das Dorf gänzlich unbewohnt. Eine Geisterstadt.

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