004 - Geheimcode Alpha
entfesselten Energie unter. Der Boden schien zu zittern – oder hatte er nur diesen Eindruck, bildete er es sich nur ein?
Seine Kollegin tauchte unter einem weiteren blassrot leuchtenden Energiefinger hinweg, richtete den Schocker auf das Transmitter-Dreieck und drückte ab.
Ken glaubte zu sehen, wie sich unter dem Einfluss der Transmitter-Energie ein sichtbarer Strahl aus der Mündung der Waffe löste und im gleichen Augenblick auch schon auf die wogenden, immer weiter aus dem Dreieck hinaus tretenden Energieausbildungen traf. Dann geschah alles gleichzeitig, viel zu schnell, dass selbst Ken es in der korrekten zeitlichen Abfolge hätte registrieren können: Die um das Transmitter-Gehäuse flackernden Energien blähten sich ein letztes Mal auf, das dumpfe Donnern und Grollen im Boden verstummte, die Energieballungen fielen in sich zusammen, plötzlich herrschte Totenstille, Tanya wurde von einer der blassroten, nun völlig ziellos hervor zuckenden Energieeruptionen an der Schulter getroffen und brach zusammen.
Die völlige Stille kam Ken aufdringlicher vor als vorher der tosende Lärm; die Energie zog sich in den Transmitter zurück und löste sich völlig auf. Tanya schrie kurz, grell und abgehackt.
»Was ist passiert?«, rief ein Wissenschaftler in die Stille und als wäre der Bann durch diesen Satz gebrochen, bewegten sich die Anwesenden wieder, doch Tanya …
Tanya lag da wie tot.
*
Haiko Chan räusperte sich unbehaglich. Er war Survival-Spezialist; Mechanics Inc. hatte viel Zeit und Geld in seine Ausbildung investiert. Er war imstande, sich nackt und waffenlos in einer extrem lebensfeindlichen Umgebung zu behaupten, solange ein Mensch in solch einer Umgebung überhaupt durchhalten konnte. Er war ein guter Schütze und beherrschte zahlreiche Kampfsportarten. Er würde sich gegen acht oder zehn nicht derart ausgebildete Widersacher verteidigen können, ohne auch nur ins Schwitzen zu geraten.
Und dennoch fühlte sich der klein gewachsene Mongole unbehaglich wie kaum jemals zuvor. Es war keine drohende Gefahr, die ihn derart nervös reagieren ließ, es war der Eindruck schier grenzenloser Macht, die allerdings sehr schnell zu einer tödlicheren Gefahr werden konnte, schneller als jedes wilde Tier, jeder in die Enge getriebene Mensch.
Haiko Chan fühlte sich in die Enge getrieben, obwohl man ihn mit vorzüglicher Höflichkeit behandelte und kein Anlass bestand, sich über irgend etwas Sorgen zu machen – bis auf die Tatsache, dass Clint Fisher ihn sprechen wollte.
Der Survival-Spezialist mochte Fisher, den Sicherheitschef und heimlichen Herrscher von Mechanics Inc. nicht. Fisher ging über Leichen, wenn es das Konzerninteresse verlangte. In den letzten Wochen hatte Haiko öfter mit dem Sicherheitschef zu tun gehabt und er verfluchte die Umstände, die es dazu hatten kommen lassen.
»Hier entlang, bitte«, riss ihn die Stimme seiner Begleiterin aus den Gedanken. Seit er den Mech-Tower, der allein von seiner Größe her Detroit beherrschte und allen Besuchern verdeutlichte, dass sie sich im innersten Machtbereich des Konzerns aufhielten, betreten hatten, hatte diese junge Frau ihn nicht mehr aus den – zugegebenermaßen sehr hübschen – Augen gelassen. Drei oder vier Sicherheitsleute hielten sich dezent im Hintergrund; Chan hatte sie trotzdem schon nach wenigen Sekunden als solche erkannt. Diese Frau jedoch – die ein Namensschild als Miss Cumbraith Jones auswies – ließ ihn deutlich merken, dass er hier im Tower, hoch über den Dächern von Detroit, ihren Anweisungen zu gehorchen hatte.
Die Sicherheitsvorkehrungen waren streng und überaus sorgfältig gewesen. Chan hatte Verständnis für die mehrfachen Überprüfungen aufgewiesen; Mechanics Inc. musste sich zu schützen wissen, vor allem, was die Schaltzentrale des Konzerns betraf. Hier im Tower hielt sich die Konzernleitung auf, hier wurden alle wichtigen Entscheidungen getroffen. Unvorstellbar, welch einen Schaden ein Agent eines konkurrierenden Unternehmens hier anrichten könnte.
Miss Cumbraith Jones deutete auf den Eingang eines Expressliftes, der sie hinauf in die obersten Stockwerke des Towers befördern würde – in jene Etagen, in denen sich alle Macht des Konzerns ballte.
Noch einmal musste er eine Überprüfung der Netzhaut- und Fingerabdrücke über sich ergehen lassen, dann setzte sich der Fahrstuhl geräuschlos in Bewegung. Chan nutzte die wenigen Sekunden der Ruhe, um seine Aufpasserin mehr oder weniger ungeniert zu
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