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Die Baeren entdecken das Feuer

Die Baeren entdecken das Feuer

Titel: Die Baeren entdecken das Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
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Die Bären entdecken das Feuer
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    Ich fuhr mit meinem Bruder, dem Prediger, und meinem Neffen, dem Sohn des Predigers, auf der I-65 etwas nördlich von Bowling Green, als wir eine Reifenpanne hatten. Es war Sonntag abend, und wir hatten Mutter im Heim besucht. Wir waren mit meinem Wagen unterwegs. Der platte Reifen löste etwas aus, das man als besserwissendes Stöhnen hätte bezeichnen können, da ich, als der Altmodische in meiner Familie (das bekomme ich oft zu hören), meine Reifen selbst repariere und mein Bruder mich immer wieder beschwört, daß ich mir Radialreifen besorgen und endlich aufhören sollte, gebrauchte zu kaufen.
    Aber wenn man weiß, wie man Reifen selbst repariert und montiert, dann bekommt man sie fast geschenkt.
    Da es der linke Hinterreifen war, steuerte ich auf die linke Seite hinüber, auf den Mittelstreifen. Der Art nach zu urteilen, wie mein Caddy rumpelnd zum Halten kam, schätzte ich, daß der Reifen völlig hinüber war. »Ich vermute, ich brauche dich nicht zu fragen, ob du etwas von diesem FlickFix im Kofferraum hast«, sagte Wallace.
    »Hier, mein Sohn, halte mal die Lampe«, sagte ich zu Wallace jr. Er ist alt genug, um helfen zu wollen, aber (noch) nicht alt genug, um sich einzubilden, alles zu wissen. Wenn ich geheiratet und Kinder bekommen hätte, dann wäre mir seine Sorte angenehm gewesen.
    Ein alter Caddy hat einen großen Kofferraum, der die Eigenschaft besitzt, sich wie ein Schuppen mit allerlei Zeug zu füllen. Meiner ist Baujahr 56. Wallace hatte sein Sonntagshemd an, deshalb bot er nicht an zu helfen, während ich Zeitschriften, eine Angelausrüstung, eine Werkzeugkiste aus Holz, einige alte Klamotten, ein in einen Sack eingewickeltes Abziehwerkzeug sowie einen Tabakbefeuchter aus dem Weg räumte, um an meinen Wagenheber zu kommen. Der Reservereifen sah ein bißchen weich aus.
    Die Lampe ging aus. »Schüttle sie, mein Sohn«, sagte ich.
    Sie leuchtete wieder auf. Der Wagenheber mit dem Pumphebel war schon lange nicht mehr da, ich habe statt dessen immer einen kleinen hydraulischen für eine Vierteltonne Gewicht dabei. Ich fand ihn schließlich unter Mutters alten Exemplaren von Southern Livings, 1978-1986. Ich hätte sie eigentlich am Müllplatz abladen sollen. Wenn Wallace nicht dabei gewesen wäre, hätte ich Wallace jr. sich unter die Achse legen lassen, aber so ließ ich mich auf die Knie nieder und machte es selbst. Es kann nicht schaden, wenn ein Junge lernt, wie man einen Reifen wechselt. Selbst wenn man sie nicht repariert und montiert, kommt man in diesem Leben nicht darum herum, ein paarmal welche zu wechseln. Das Licht ging wieder aus, bevor ich das Rad vom Boden abgehoben hatte. Ich war überrascht, wie dunkel es bereits war. Es war Ende Oktober und wurde allmählich kalt. »Schüttle sie noch mal, mein Sohn«, sagte ich.
    Sie leuchtete wieder auf, doch etwas schwach. Flackernd.
    »Mit Radialreifen kann es dir einfach nicht passieren, daß du einen Platten hast«, erklärte Wallace mit der Stimme, die er benutzt, wenn er gleichzeitig zu mehreren Leuten spricht, in diesem Fall zu Wallace jr. und zu mir. »Und selbst wenn es einmal vorkommt, dann spritzt du einfach ein Zeug drauf, das FlickFix heißt, und fährst einfach weiter. Dreifünfundneunzig kostet die Dose.«
    »Onkel Bobby kann selberig Reifen flicken«, sagte Wallace jr. – aus Loyalität, wie ich vermute.
    »Selbst«, sagte ich halb unter dem Wagen hervor. Wenn es nach Wallace ginge, würde der Junge sprechen wie ein Waldschrat aus dem hintersten Wyoming, wie seine Mutter zu sagen pflegte. Aber Radialreifen fahren!
    »Schüttle die Lampe noch mal«, sagte ich. Sie war kurz davor auszugehen. Ich löste alle Muttern, legte sie in die Radkappe und zog am Rad. Die Seitenwand des Reifens war aufgeplatzt. »Der ist nicht mehr zu retten«, sagte ich. Nicht, daß mich das erschüttert hätte. Ich habe einen mannshohen Stapel bei mir zu Hause vor dem Schuppen.
    Die Lampe ging wieder aus, dann leuchtete sie wieder auf, und zwar heller denn je, während ich das Reserverad auf die Bolzen einpaßte. »So ist es viel besser«, sagte ich. Der Schein eines gedämpften orangefarbenen flackernden Lichts flutete zu mir herab. Doch als ich mich umdrehte, um nach den Radmuttern zu tasten, sah ich zu meiner Überraschung, daß die Taschenlampe, die der Junge in der Hand hielt, den Geist vollends aufgegeben hatte. Das Licht kam von zwei Bären, die am Rand der Bäume standen und Fackeln hielten. Es waren große

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