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004 - Kerry kauft London

004 - Kerry kauft London

Titel: 004 - Kerry kauft London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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ideale Gedanke stammte von Ihnen, mon general! Wer außer Ihnen hätte daran gedacht, die Plakate an die Fenster zu kleben! Das war ein Meisterstück! Das übrige war leicht.«
    »Sie mußten das Schloß herausschweißen, nicht wahr?« fragte Hermann, während er die Verschnürung des Bündels löste.
    Micheloff schüttelte den Kopf. »Es war einfach. Auch hier wieder Ihr Tip!«
    Er breitete bewundernd die Arme aus.
    »Mein Tip?« fragte der andere rauh. »Öffneten Sie den Safe mit dem Namen, den ich Ihnen angegeben hatte?«
    Der andere neigte zustimmend den Kopf.
    »Mit Else?«
    Micheloff nickte wieder.
    Die Brauen Hermann Zeberlieffs waren zusammengezogen, sein Unterkiefer kampflustig vorgeschoben; er bot in diesem Augenblick keinen schönen Anblick.
    »Else«, wiederholte er. »Verdammter Kerl! Er soll es bereuen!«
    Er schnitt ungeduldig die Schnur auf und prüfte jeden Umschlag.
    »Sie haben einen vergessen.«
    »Unmöglich«, erwiderte Micheloff seelenruhig. »Ich habe alles sehr sorgfältig untersucht. Jeder einzelne ist hier.«
    »Einer war dabei, der einen Trauschein enthielt«, sagte Hermann.
    »Der ist auch dabei«, entgegnete Micheloff. »Ich erinnere mich ganz genau, daß ich den mit dazulegte.«
    »Er ist nicht hier.« Zeberlieff suchte von neuem. »Sie Narr! Den allerwichtigsten haben Sie liegenlassen!«
    »Das ist außerordentlich schade«, sagte Micheloff ein bißchen ungeduldig. Er hatte das Angeschnauztwerden satt. Er wollte ein kleines Lob für die Gefahr, der er sich ausgesetzt, für die Arbeit, die er geleistet hatte.
    »Trotzdem, glaube ich, haben Sie genug für Ihr Geld.«
    Hermann überlegte einen Augenblick, ging zu einem kleinen Safe in der Wand, öffnete und entnahm ihm ein Bündel Banknoten. Er zählte sorgfältig zehn ab und übergab sie Micheloff, von dem sie sofort nachgezählt wurden.
    »Das ist genau die Hälfte von dem, was Sie versprochen haben.«
    »Das ist genau alles, was Sie bekommen werden. Sie haben das, was ich verlangte, um was ich Sie ganz besonders gebeten habe, nicht gebracht.«
    »Ich verlange weitere tausend Pfund«, sagte Micheloff, während seine kleinen Augen funkelten. »Ich wünsche weitere tausend Pfund, Monsieur, und ich werde nicht eher weggehen, als bis ich das Geld habe.«
    »Sie werden schon gehen.« Hermann tat einen Schritt auf ihn zu.
    Micheloff ließ es diese Nacht nicht darauf ankommen. Er hatte die weißen Hände des anderen schon einmal an seiner Kehle gespürt, und das war eine Erfahrung, zu deren Wiederholung er keine Neigung verspürte.
    Hermann machte vor der schwarzen Mündung eines Revolvers halt.
    »Nein, nein, mein Alter! Wir wünschen keine weitere Vorstellung des Schülers von Le Cinq.«
    »Stecken Sie den Revolver weg, Sie Narr!« schrie Hermann. »Stecken Sie das Ding weg!«
    Er war furchtbar aufgeregt, fast in einem Zustand des Entsetzens. Er fürchtete Feuerwaffen außerordentlich, und sogar Micheloff war über die Blässe und das Beben Zeberlieff s aufs höchste erstaunt.
    Ein menschliches Rühren ließ den kleinen Russen die Hand senken.
    »Richten Sie nie wieder eine Schußwaffe auf mich«, sagte Hermann heiser. »Ich kann das nicht vertragen. Das ist eins von den Dingen, die ich mehr hasse als alles andere in der Welt.«
    Er ging wieder zum Safe, zählte noch einmal mit zitternden Fingern zehn Banknoten ab und warf sie auf den Tisch.
    »Da, nehmen Sie!«
    Micheloff raffte sie, ohne zu zählen, zusammen und ging zur Tür.
    »Mein Freund«, sagte er großartig, »ich grüße Sie - und ziehe mich zurück!«
    Und nun war Hermann Zeberlieff allein.
    Sehr sorgfältig prüfte er den Inhalt der Umschläge. Einer von ihnen enthielt einen Pack Briefe, die ihm eine stille Freude bereiteten. - Die Briefe waren von seiner eigenen Hand.
    Er las sie wieder und wieder durch und verbrannte sie sorgfältig in dem Feuer, das er zu diesem Zweck in seinem Arbeitszimmer angezündet hatte. Ein Umschlag war da, den er nicht berührte; er trug den Namen eines Mädchens, das ihn geliebt und mit Entsetzen hinter sein Geheimnis gekommen war und in der Verzweiflung sich das Leben genommen hatte.
    Er drehte den Umschlag um und um - etwas hinderte ihn, seinen Inhalt zu untersuchen. Das Kinn auf die Handfläche ge stützt, saß er nachdenklich da. Dann fielen ihm Micheloffs Worte wieder ein, und er richtete sich kerzengerade in seinem Stuhl auf.
    »Else«, wiederholte er, und seine Lippen kräuselten sich verächtlich.
    Das war es also! - Dieser Mann hatte sich in

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