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004 - Kerry kauft London

004 - Kerry kauft London

Titel: 004 - Kerry kauft London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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rief dann eine vorüberfahrende Taxe an. Als er einsteigen wollte, trat ein Eilbote in das Haus. Gerade als sich der Wagen in Bewegung setzte, kam ein Kellner mit einem Brief in der Hand die Treppe heruntergelaufen.
    »Dies ist soeben für Sie abgegeben worden, mein Herr.«
    King Kerry riß den Umschlag auf und las:
    »Zum letztenmal bitte ich Sie um Ihren Besuch. Ich fahre morgen nach Südamerika, um mein Vermögen wiederzuerlangen. Kommen Sie in die Park Lane. Es ist nichts zu befürchten.«
    »Zum letztenmal!« wiederholte King Kerry. Er zerknüllte den Brief und steckte ihn in die Tasche. Dann wandte er sich zu dem Kellner: »Antwort unnötig. -Chauffeur, ich möchte zur Park Lane No. 410.«

Kapitel 30
    »Sie sind also doch gekommen?«
    »Zum letztenmal!«
    »Ganz bestimmt«, nickte Hermann, dann fragte er rasch: »Was ist das?«
    King Kerry hatte eine Zeitung, die er unterwegs gekauft hatte, auf den Tisch gelegt. Er hatte Hermanns Worten nicht recht getraut und wollte in einer Zeitung die Abfahrtszeiten der Schiffe kontrollieren.
    Soweit er bei einem flüchtigen Überfliegen der Dampferliste erkennen konnte, hatte Zeberlieff die Wahrheit gesprochen.
    Hermann riß die Zeitung an sich; sein Gesicht sah plötzlich verstört und verfallen aus.
    Über seine Schulter las der Millionär die fettgedruckten Überschriften:
    S CHIESSEREI IN W HITECHAPEL.
    Bekannter Verbrecher verhaftet. Der Täter legt ein volles Geständnis ab.
    Hermann überflog hastig die Zeilen.
    Der Verhaftete war Micheloff - und er würde gestehen -alles sagen! Alles würde jetzt ans Tageslicht kommen; der kleine Russe würde nicht zögern, irgendeinen und jeden hineinzuziehen, um sein eigenes Leben zu retten oder wenigstens sein Urteil zu mildern.
    Er hatte also ein volles Geständnis abgelegt!
    Was hatte er eingestanden? Die Zeitung brachte nur den knappen und vorsichtigen Bericht: »Der Gefangene hat eine umfangreiche Aussage gemacht, die noch nachgeprüft werden muß«, und meldete weiter, »daß die Polizei den Eigentümer einer großen Geldsumme suche, die im Besitz des Gefangenen gefunden worden sei.«
    So war denn alles aus!
    Er warf die Zeitung auf den Tisch.
    Das Spiel war verloren. Er stand vor seinem letzten verzweifelten Wagnis und dann: »Lebewohl, Hermann Zeberlieff!«
    »Das hat Sie wohl ziemlich mitgenommen?« fragte King Kerry, der den Bericht auf seiner Fahrt zu Hermanns Wohnung schon überflogen hatte.
    »Es nimmt mich nicht so sehr mit«, erwiderte Zeberlieff. »Es ändert nur meine Pläne ein bißchen - und es wird vielleicht auch die Ihrigen ändern. Ich habe sehr wenig Zeit.«
    Er sah auf seine Uhr. Kerry erblickte einen gepackten Koffer und einen Überzieher auf einem Stuhl und folgerte daraus, daß Zeberlieff Vorbereitungen für eine sofortige Abreise getroffen hatte.
    »Aber diese kurze Zeit«, fuhr Hermann fort, »muß voll ausgenutzt werden. Zum letztenmal, King Kerry, wollen Sie mir helfen?«
    »Mit Geld? Nein! - Wie oft habe ich Ihnen geholfen! Haben Sie nicht jedesmal die Unterstützung, die ich Ihnen gewährte, dazu benutzt, mich zu bekämpfen?«
    »Ich verlange genau eine Million«, versetzte der andere. »Ich gehe nach Südamerika, wo für einen unternehmungslustigen Gentleman genügend Bewegungsfreiheit ist.«
    »Sie bekommen nichts von mir.«
    »Sie sollten sich noch einmal Ihren Entschluß überlegen, und zwar jetzt!«
    Kerry drehte sich um. Ein Revolver war auf ihn gerichtet.
    »Überlegen Sie noch einmal, oder Sie sind eine Leiche!« sagte Zeberlieff ruhig. »Ich sage Ihnen, daß ich in einer verzweifelten Lage bin. Ich muß dieses Land noch heute verlassen; es sei denn, daß Sie mir beistehen - nicht nur mit Geld, sondern auch auf jede andere Weise.«
    Unten wurde laut an die Tür geklopft. Zeberlieffs verstörtes Gesicht wurde weiß; er ging zum Fenster und schaute hinaus. Drei Männer, offenbar Polizisten in Zivil, standen vor der Tür.
    »Jetzt ist’s vorbei!« stieß Zeberlieff hervor und feuerte.
    In diesem Augenblick sprang Kerry vor und schlug Hermanns Arm in die Höhe. Die beiden rangen miteinander, und die weißen Hände tasteten nach Kerrys Kehle; aber Kerry kannte Hermanns Stärke und - Schwäche.
    Es war ein hartes Ringen, doch Zeberlieff war machtlos in Kerrys Armen. Plötzlich flog die Tür auf, und zwei Männer stürzten herein.
    Ehe sie ihren Gefangenen fassen konnten, hatte er sich gebückt und den Revolver, der auf den Boden gefallen war, ergriffen. Ein scharfer Knall, und Hermann

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