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0042 - Herr der wilden Wasser

0042 - Herr der wilden Wasser

Titel: 0042 - Herr der wilden Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Wiemer
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gebeten.
    »Die beiden jungen Leute geben sich recht selbstsicher«, meinte der kleine, weißhaarige Mann, während er aus einem Regal eine Flasche Veuve Cliquot und bauchige Schwenker holte. »Bisher hat ihnen niemand irgendwelche Manipulationen nachweisen können. Aber ich kann mir nicht helfen – dieser John Garfield wirkt einfach zu geschäftstüchtig, um echt zu sein.«
    »Das eine schließt das andere nicht aus, Professor«, stellte Zamorra fest.
    »Natürlich nicht. Aber Sie werden sich ja selbst ein Bild machen können. Sie trinken doch einen Schluck?«
    Zamorra nickte. Auch Nicole akzeptierte das Angebot. Beide hatten eine anstrengende Fahrt hinter sich, und der Alkohol weckte ein wenig ihre Lebensgeister. Aufatmend setzte die junge Frau das Glas ab und schüttelte ihren kurzen dunklen Lockenkopf zurecht, in dem die eingefärbten blonden Strähnen mit den tanzenden Goldfunken in ihren Augen harmonierten.
    »Gibt es überhaupt eine Möglichkeit, zweifelsfrei festzustellen, ob dieses Medium tatsächlich Botschaften aus dem Jenseits empfängt oder ob sie ihr von dem cleveren Boy nur einsuggeriert werden?«, wollte sie wissen.
    »Nichts einfacher als das!« Lecourbé nippte an seinem Glas. »Professor Zamorra ist ein As auf dem Gebiet von Telepathie und Hypnose. Es gibt die Möglichkeit, sich sozusagen in die Gedanken des Mediums einzuschalten, einen psychischen Block zu bilden, der sie gegen alle Einflüsse von Seiten Dritter abschirmt. Sie ist dann nur noch für übersinnliche Einflüsse empfänglich – falls sie über echte mediale Fähigkeiten verfügt. Ist es so, Professor?«
    Zamorra nickte. Einen Moment lang drehte er nachdenklich sein Glas zwischen den Fingern, und auf seiner Stirn erschien eine steile Falte.
    »Ich habe diesen John Garfield zweimal bei Fernsehauftritten gesehen«, sagte er langsam.
    »Und?«
    »Mir schien er eine fast unglaubliche Fernwirkung zu haben. Ich konnte nichts entziffern, aber ich spürte eine sehr starke Strahlung. Das ist ein noch völlig unerforschtes Phänomen. Die Medien Rundfunk und Fernsehen als Mittler telepathischer Ströme…«
    Das Schrillen des Telefons unterbrach ihn.
    Lecourbé entschuldigte sich, ging zu seinem Schreibtisch hinüber und hob den Hörer ab. Einen Moment lang lauschte er schweigend, dann nickte er, ließ den Hörer auf die Gabel sinken und wandte sich wieder seinen Gästen zu.
    »Bien«, sagte er lächelnd. »Monsieur Garfield und Mademoiselle Garcia sind soeben eingetroffen. Wir können beginnen…«
    ***
    Für die Dauer einer endlosen Sekunde war Charles Maruth wie versteinert vor Entsetzen.
    Pfeilschnell jagte die Flugechse auf ihn zu, die Schwingen an den Körper gelegt, den langen, nadelscharfen Schnabel vorgestreckt, um das Opfer zu durchbohren. Patricia Niles stieß einen gellenden Schrei aus. Maruth spürte ihre Finger, die sich wie Krallen in seinen Arm bohrten, und buchstäblich in letzter Sekunde brach die Erstarrung.
    Mit einem jähen Ruck stieß er das Mädchen beiseite.
    Etwas streifte ihn, schlitzte seinen Ärmel auf, riss eine brennende Wunde in seine Schulter. Das wütende Kreischen der angreifenden Echse klang fast menschlich. Noch kreisten die anderen Tiere ruhig und düster über den Felsen, schienen abzuwarten. Die Bestie, die auf die beiden Menschen herabgestoßen war, flatterte wieder auf – und jetzt, aus der Nähe, wirkte der bizarre Körper mit den mächtigen Schwingen noch gigantischer als vorher.
    Charles Maruth war auf die Knie gefallen.
    Schmerz und Panik schüttelten ihn, mischten sich zu einem Feuersturm, der jede klare Überlegung hinwegzufegen drohte. Ein Rest von Vernunft sagte ihm, dass sie fliehen mussten, irgendein Versteck suchen, das ihnen Schutz bot. Taumelnd kam er auf die Beine, riss Patricia hoch und zerrte das zitternde Mädchen hinter sich her über den Geröllhang.
    Flügelschlag schwirrte über ihnen.
    Maruth warf den Kopf herum, sah die Echsen herangleiten wie ein Geschwader von Abfangjägern. Zischend teilten die spitzen Schnäbel die Luft. Maruth keuchte. Mit dem Mut der Verzweiflung schnellte er sich zur Seite, riss Patricia mit, rollte sich über sie und versuchte, ihr mit seinem Körper Schutz zu geben.
    Der Angriff der Echsen ging ins Leere.
    Knapp über dem Boden fingen sie ihren Sturzflug ab, glitten majestätisch über Felsen und sprödes Gras, die dunklen Schwingen zu ihrer vollen Spannweite ausgebreitet. Kurze, abgehackte Laute kamen aus ihren aufgerissenen Schnäbeln – und für eine

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