0045 - Die Werwölfe von Wien
verstreichen.
In der Villa brannte Licht. Benno Messmer hoffte, daß der Baron in Kürze zu Bett gehen würde. Deshalb wartete er weitere dreißig Minuten.
Als dann aber immer noch die Lichter in der Villa an waren, verließ der Junge aus München den Kadett.
So oder so. Er mußte das Silberschwert in dieser Nacht in seinen Besitz bringen. Wenn der Baron nicht schlafen gehen wollte, wollte Benno ihm das Schwert eben hinter seinem Rücken entwenden.
Benno schaute sich um. Er war allein auf der stillen, nächtlichen Straße. Er überquerte die Fahrbahn.
Niemand sah, wie er den Zaun überkletterte, der das Grundstück des Barons einfriedete. Mit großer Schnelligkeit überwand er das Hindernis.
Sobald er auf von Klipsteins Grundstück war, zog er sich hinter einen hohen Fliederbusch zurück.
Er war nervös, und diese Nervosität wuchs von Sekunde zu Sekunde.
Er wäre froh gewesen, wenn er diesen Einbruch bereits hinter sich gehabt hätte. Er machte so etwas zum erstenmal.
Er wollte dabei so vorgehen wie die Profis im Film. Von denen hatte er sich einiges abgeguckt. Aber ob er den Einbruch auch so souverän hinkriegen würde, das stand im Augenblick noch auf einem anderen Blatt.
Ein Schatten wischte über die erhellten Gardinen. Groß und schwarz. Benno Messmer duckte sich unwillkürlich, obwohl keine Gefahr bestand, daß er hinter dem Fliederbusch entdeckt wurde.
Ein dicker Kloß saß in seiner Kehle. Er versuchte, die große Aufregung hinunterzuschlucken, doch das unangenehme Gefühl im Hals blieb.
Es würde erst vergehen, wenn er wieder in seinem Kadett saß und von hier wegfuhr.
Benno Messmer atmete mehrmals kräftig durch. Dann glitt er hinter dem Busch hervor und lief auf die Villa zu.
Er rannte geduckt. Jederzeit bereit, sich flach auf den Boden zu werfen, falls sich der Baron an einem der Fenster zeigen sollte.
Keuchend erreichte er das Gebäude.
Er lehnte sich gegen die Fassade und verschnaufte kurz.
Auf der Straße fuhr ein Wagen vorbei. Benno Messmer ging sofort in die Hocke, um nicht bemerkt zu werden.
Erst als das Fahrzeug weg war, tauchte der Junge wieder aus der Versenkung auf. Sein fieberglänzender Blick suchte das Fenster, hinter dem sich die Waffensammlung des Barons befand.
In diesem Raum brannte kein Licht. Benno näherte sich mit vibrierenden Nerven dem dunklen Fenster.
Er entnahm seinem Mantel eine nagelneue Klosettpumpe. Hastig befeuchtete er den glatten Gummirand.
Dann drückte er den Sauger fest gegen das Glas. Er hielt. Nun holte Benno Messmer einen Glasschneider aus der Tasche.
Sobald er den geritzten Kreis geschlossen hatte, ließ er den Glasschneider wieder in seiner Manteltasche verschwinden.
Nun würde sich gleich zeigen, ob sich die im Kino vorgeführte Einbruchsmethode auch in Wirklichkeit bewährte.
Benno schlug mit den Fingerknöcheln vorsichtig auf das Glas. Es brach tatsächlich, und ein kreisrundes Stück ließ sich aus der Scheibe heben.
Benno gönnte sich daraufhin wieder eine kleine Pause, in der er sich zu sammeln versuchte. Er schloß die Augen, lehnte sich neben dem Fenster an die Hauswand und atmete tief und regelmäßig. Aber der Pegel seiner Erregung schlug immer noch bedenklich ins rote Feld aus. Das bedeutete, daß er übernervös war und dadurch leicht einen Fehler machen konnte.
Es kam für ihn dennoch nicht in Frage, die laufende Aktion abzubrechen und umzukehren. Er wollte von Klipsteins Silberschwert haben, und er würde es sich auf jeden Fall holen.
Vorsichtig stemmte er sich von der Mauer ab. Er wandte sich wieder dem Fenster zu. Mit der linken Hand griff er durch die kreisrunde Öffnung im Glas. Seine Finger ertasteten den Riegel.
Er schob ihn behutsam Millimeter um Millimeter hoch. Augenblicke später ließ sich der Fensterflügel aufdrücken.
Der Vorhang bauschte sich. Benno Messmers Herz schlug immer fester gegen die Rippen. Ein geschmeidiger Sprung, und schon glitt der Junge über die glatte Fensterbank in den finsteren Raum.
Drinnen richtete er sich lauschend auf. Er vernahm Stimmen. Louis von Klipstein war nicht allein.
Benno kam dieser Umstand gelegen, denn er war der Ansicht, daß der Baron durch seinen Besucher abgelenkt war.
Dadurch würde von Klipstein vermutlich noch weniger mitbekommen, was sich nur eine Tür weiter abspielte.
Benno Messmer streckte die Hand aus. Er wischte den Vorhang zur Seite. Seine Augen nahmen einen fanatischen Glanz an, als er die reichhaltige Waffensammlung erblickte.
Dort hing das prachtvolle
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