0045 - Die Werwölfe von Wien
funktioniert einwandfrei, Harry. Wenn du nicht verlieren kannst, dann wirf eben kein Geld mehr ein!«
»Glaubst du Hungerleider wirklich, daß es mir auf die paar Schilling ankommt, die ich hier verliere?« fragte Harry Sebald verächtlich.
»Wenn’s dir nichts ausmacht zu verlieren, warum drischst du dann den Apparat kaputt?«
»Weil ich es auf den Tod nicht ausstehen kann, beschummelt zu werden. Ich bin kein Trottel, der sich das widerspruchslos bieten läßt.«
»Harry Sebald, ich will dir jetzt etwas sagen: Entweder du führst dich hier ordentlich auf, oder du fliegst in hohem Bogen raus!«
Der Zuhälter stemmte die Fäuste in die Seiten und blickte Golo Diess herausfordernd an.
»Das schau’ ich mir an. Wie willst du Witzblattfigur mich denn hinausbefördern?«
»Das schaff ich schon.«
»Versuchs doch.«
Golo Diess kniff die Augen zusammen. »Ich warne dich, Harry. Reiz mich nicht!«
»Du denkst wohl, ich habe Angst vor dir, was? Hab’ ich aber nicht. Mich kannst du nicht einschüchtern wie die anderen.«
»Besser, du gehst jetzt, Harry. Spiel woanders weiter!« knurrte Diess.
Harry Sebald protestierte lauthals. »Ich gehe, wenn es mir paßt, verstanden? Im Augenblick fühle ich mich gerade besonders wohl hier drinnen, deshalb bleibe ich noch ein Weilchen. Und ich knall’ dem Automaten eine, wenn ich will!«
Die beiden Männer starrten einander feindselig in die Augen.
Das also war Harry Sebald, der Zuhälter von Sabine Falk. Der Bursche schien Sabine längst vergessen zu haben, obwohl er sie erst in der vergangenen Nacht verloren hatte.
Er hatte wohl keine Minute um Sabine getrauert. Vermutlich tat ihm nur das Geld leid, das ihm entging.
Ich nahm mir vor, mich mit dem Zuhälter zu unterhalten, sobald der Streit zu Ende war.
Golo Diess ließ die rechte Faust auf und ab wippen. »Wenn du den Automaten noch einmal anrührst«, sagte er zu Harry Sebald, »erlebst du was!«
Darauf ließ es Sebald ankommen. Aus der Drehung heraus schmetterte er seine Faust gegen den Automaten, worauf dieser rasselte und schepperte.
Golo Diess stürzte sich auf Sebald. Es kam zu einem wilden Handgemenge. Harry Sebald war zwar kräftig, aber er war nicht so stark wie Diess. Der Spielhallenbesitzer drängte Sebald mit seiner Körperfülle vor sich her.
Harry Sebald schlug auf seinen Gegner ein, konnte jedoch nicht verhindern, daß er immer mehr auf den Ausgang zugeschoben wurde.
Einen Augenblick später stieß er mit dem Rücken die Tür auf und stolperte nach draußen. Das reichte Golo Diess aber noch nicht.
Er setzte nach. Ich sah die beiden durch die offene Tür. Diess wollte nun alles daransetzen, um den verhassten Zuhälter fertig zumachen.
Er ließ seine ganze Wut an Harry Sebald aus. Mit wuchtigen Schlägen machte er dem Zuhälter schwer zu schaffen.
Sebald landete auf dem Boden. Er blutete aus der Nase.
Daraufhin sah Harry Sebald in doppelter Hinsicht rot. Blitzschnell zog er sein Springmesser. Die Klinge schnellte aus dem Griff.
Golo Diess erstarrte einen Augenblick. Ich ging auf die Tür zu. Es widerstrebte mir zuzusehen.
Ich wollte Golo Diess beistehen, aber das war nicht nötig, wie sich gleich darauf herausstellte.
Diess hatte Bärenkräfte, die er äußerst effektvoll einzusetzen wußte. »Du Dreckskerl!« fauchte er den Zuhälter an. »Du willst mich mit dem Messer fertig machen?«
»Ja, ja, ja«, keuchte Sebald.
Er kam nicht dazu, seine Drohung wahr zumachen. Golo Diess griff ihn geschickt an. Der Spielhallenbesitzer wich dem Messerarm gekonnt aus, packte den Zuhälter, wirbelte ihn durch die Luft und schleuderte ihn mit großer Kraft auf den Asphalt.
Beim Aufprall verlor Harry Sebald das Messer. Nun schickte sich Golo Diess an, den Zuhälter zu verprügeln, doch nach den ersten Treffern wirbelte Harry Sebald herum und suchte das Weite.
Golo Diess richtete sich auf und entspannte sich.
Er drehte sich langsam um und erblickte mich. »Zum Henker!« knurrte er aufgebracht. »Warum kümmert sich der Killer, der Sabine umgebracht hat, nicht endlich um diesen Taugenichts? Ich kenne eine Menge Leute, die sich mächtig darüber freuen würden.«
***
Benno Messmer hatte sich vor Ladenschluss noch gründlich ausgerüstet. Dann hatte er in einem kleinen Lokal am Opernring ausgiebig zu Abend gegessen, und schließlich hatte er sich in seinen Opel Kadett gesetzt, um nach Döbling zu fahren.
Dort stellte er seinen Wagen in der Nähe von Baron von Klipsteins Villa ab. Er ließ eine halbe Stunde
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