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0045 - Die Werwölfe von Wien

0045 - Die Werwölfe von Wien

Titel: 0045 - Die Werwölfe von Wien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Tenkrat
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glänzendes Haar, auf das er sehr stolz war.
    Seine Herzlichkeit war vom ersten Augenblick an ansteckend. Er schüttelte Suko und mir erfreut die Hand und sagte: »Willkommen in Wien, John Sinclair. Tony hat mir viel von Ihnen erzählt.«
    »Hoffentlich nur Gutes«, erwiderte ich.
    »Das versteht sich von selbst. Tony Ballard hält große Stücke auf Sie. Ich finde es großartig, daß Sie an seiner Stelle nach Wien gekommen sind…«
    »Ich habe noch ein paar Tage Resturlaub, mit denen ich vor Tonys Anruf ohnedies nichts anzufangen wußte.«
    »Ist es schlimm mit Tonys Bein?«
    »Ich habe es nicht gesehen, aber wenn der mal klein beigibt, dann hat das einen triftigen Grund.«
    Wir verließen das Flughafengebäude, brachten unser Gepäck zu Vladek Rodenskys Wagen, verstauten es im geräumigen Kofferraum und setzten uns anschließend in das Fahrzeug.
    Ich hatte von London aus per Telefon alles für unseren Wien-Aufenthalt arrangiert. Im Hilton-Hotel waren für mich und meinen Freund zwei nebeneinanderliegende Zimmer reserviert.
    Vladek Rodensky war ein angenehmer Plauderer, der viel zu erzählen wußte. Dadurch war die Fahrt in die Stadt äußerst kurzweilig. Wir kamen am Wiener Zentralfriedhof vorbei. Ein Gottesacker von riesigen Ausmaßen. Simmeringer Hauptstraße, Rennweg, Schwarzenbergplatz… Rodensky bog rechts ab. Wir sahen einen Marmor-Glas-Kasten – das Vienna-Intercontinental-Hotel. Ihm gegenüber ragte das Hilton auf. Dazwischen lag der Stadtpark mit einem antiquierten Kursalon, mit kleinen Teichen und etlichen Denkmälern, worunter sich auch das von Johann Strauß befand.
    Im Hotel ging alles glatt ab. Suko und ich bezogen unsere Zimmer und trafen uns anschließend mit Vladek Rodensky in der Bar.
    Jetzt erst sprach er von den Morden.
    »Dreimal hat die Bestie bereits zugeschlagen«, sagte Vladek Rodensky ernst.
    »Tony sprach von zwei Toten«, sagte ich.
    Rodenskys Brauen zogen sich zusammen. »In der vergangenen Nacht gab es einen weiteren Mord.«
    Der Kellner kam. Wir bestellten Scotch und bekamen die Drinks umgehend.
    Vladek Rodensky sagte: »Drei Leichen bisher. Die Polizei hält die Morde für die Tat eines Wahnsinnigen. Die Presse schlägt in dieselbe Kerbe. Aber hier war kein Verrückter am Werk, Mister Sinclair…«
    »Nennen Sie mich John.«
    Rodensky nickte. Er nippte an seinem Glas. Seine Miene war düster. »Ich habe in meinem Leben schon einige Werwolfopfer gesehen. Ein schrecklicher Anblick…«
    Ich mußte ihm recht geben. Ein Werwolf tötet nicht nur. Er gerät dabei in einen furchtbaren Blutrausch und…
    »Ich war bei der Polizei«, erzählte Vladek weiter. »Ich habe mir die Aufnahmen von den Toten angesehen. Der Magen hat sich mir dabei umgedreht. Das war nicht das Werk eines Irren, John. Ein Werwolf hat diese Menschen umgebracht…«
    »Haben Sie das den Beamten gesagt?« fragte Suko.
    Vladek Rodensky wiegte den Kopf. »Ich hab’s versucht. Ich habe eine Andeutung gemacht. Dabei lief ich fast Gefahr, selbst für verrückt gehalten zu werden. Daraufhin hab’ ich’s aufgegeben.«
    Ich bot dem Brillenfabrikanten eine Zigarette an. Wir rauchten.
    Nachdenklich sagte Vladek: »Alle drei Morde wurden in der Gegend des Wiener Praters verübt…«
    Ich entschuldigte mich für einen Augenblick, verließ die Hotelbar, und als ich zurückkam, breitete ich einen Stadtplan auf dem Tisch aus. Ich griff in die Innentasche meines Jacketts, zückte einen Kugelschreiber und reichte ihn Tony Ballards Freund.
    »Würden Sie die Stellen anzeichnen, wo die Werwolfopfer gefunden wurden, Vladek?«
    Er machte drei dicke Kreuze und sagte jedes mal: »Hier. Hier. Und hier.«
    Das dritte Kreuz befand sich in der Rustenschacherallee. Vladek erzählte uns, daß es dort einen Straßenbahnfahrer namens Gerd Kabelka erwischt hatte. Der Mann hatte sich auf dem Heimweg befunden. Unweit von dem Haus, in dem er gewohnt hatte, hatte ihn dann sein schreckliches Schicksal ereilt.
    Drei Morde. Zwei Männer und eine Frau waren getötet worden.
    Die Wiener Polizei tappte im dunkeln. Pausenlose Einvernahmen brachten nicht den erwünschten Fortschritt. Entweder gab es tatsächlich keine Augenzeugen, die den Beamten weiterhelfen konnten, oder diese Leute hatten einfach Angst, sich zu melden und zur Verfügung zu stellen.
    Für mich stand fest, daß wir unsere Aufmerksamkeit auf den Wiener Prater konzentrieren mußten.
    Ein riesiges Areal, wie ich anhand des Plans feststellen konnte. Eine Vielzahl, von Schaubuden, Karussells,

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