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0047 - Die Geisterfürstin

0047 - Die Geisterfürstin

Titel: 0047 - Die Geisterfürstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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jedoch: ich brauche sie heute noch. Dann benötige ich noch ein Schwert. Es muss aus purem Silber sein. Schaffen Sie das, Monsieur?«
    Jaques Trudeaux schaute seinen Besucher entgeistert an.
    »Schaffen Sie das?«, drängte Zamorra.
    Der Silberschmied sah auf das Amulett hinunter.
    »Fünfzigmal? Das kostet ein Heidengeld.«
    »In diesem Fall spielt das Geld keine Rolle. Ich befürchte eher, dass sie nicht genügend Silberbarren vorrätig haben.«
    »Doch. Das schon. Die Geschäfte gehen nicht mehr so gut wie frü- her, wissen Sie?«
    »Dann ist ja alles in Ordnung«, antwortete Zamorra gedankenlos.
    »Bis wann können Sie fertig sein?«
    »Haben Sie auch etwas von einem Schwert gesagt?«
    »Habe ich. Ich brauche es ebenfalls heute noch.«
    »Das wird schwierig.«
    »Ich kann es mir vorstellen.«
    »Wie lang soll es sein?«
    »Mit Handgriff einen Meter.«
    »Aus purem Silber?«
    »Pur. Ja.«
    »Und bis wann?«
    »Das sagte ich schon. Bis heute Abend. Ich komme um 20 Uhr vorbei. Ich verlasse mich auf Sie, Monsieur Trudeaux. Könnten Sie den Abdruck des Amuletts jetzt gleich auf der Stelle machen? Ich möchte es wieder mitnehmen.«
    Jetzt erst unterzog der Silberschmied das Kleinod einer näheren Betrachtung.
    »Fantastisch«, sagte er dann. »Das Amulett muss uralt sein. Ich habe so etwas Ähnliches noch nie gesehen. Eine orientalische Arbeit, nicht?«
    »Genau weiß ich das auch nicht«, antwortete Professor Zamorra.
    »Aber ich nehme es an. Werden Sie ein Wachsmodell davon machen?«
    Trudeaux verneinte.
    »Dann bringe ich keine fünfzig Abgüsse heraus. Ich muss Gips nehmen.«
    »Nehmen Sie es, und machen Sie schnell. Ich muss weiter.«
    »Hm. Und wie steht es mit der Bezahlung?«
    »Sind Sie mit einem Barscheck zufrieden? Wie viel macht es? Seien Sie nicht pingelig. Ich sehe ein, dass ihre schnelle Arbeit ein höheres Honorar wert ist.«
    Trudeaux dachte nach und nannte dann einen wahnsinnig überhöhten Preis.
    Ohne mit der Wimper zu zucken, setzte Zamorra die Summe ein.
    »Sie haben mich jetzt zwar übers Ohr gehauen«, sagte er, »aber ich erwarte dafür, dass Sie ganze Arbeit leisten.«
    Der Silberschmied grinste und steckte den Scheck ein.
    »Sie können sich auf mich verlassen. Sie werden zufrieden mit mir sein. Nur eine Frage hätte ich noch. Wozu brauchen Sie ein Schwert aus purem Silber?«
    »Weil Silber erstens etwas härter ist als Gold«, antwortete Zamorra ungerührt, »und zweitens gegen Dämonen hilft. Oder wissen Sie ein besseres Mittel gegen Gespenster?«
    Jaques Trudeaux hatte seinen Besucher schon für verrückt gehalten, als er den Preis für seine Dienstleistung widerspruchslos akzeptierte. Jetzt war er vollends davon überzeugt, es mit einem Wahnsinnigen zu tun zu haben. Er schielte zum Telefon. Zamorra sah es.
    »Tun Sie sich keinen Zwang an«, sagte er. »Rufen Sie nur ruhig die Bank an. Der Scheck ist gedeckt.«
    »Dann bin ich auch bis heute Abend mit dem Auftrag fertig«, brummte Jaques Trudeaux.
    In einer kleinen blauen Gummischüssel rührte er die Gipsmasse an. Zehn Minuten später konnte Zamorra das Kelleratelier mit dem Originalamulett um den Hals wieder verlassen.
    Bill und Nicole hatten ihn mit wachsender Spannung erwartet.
    »Willst du uns immer noch nicht sagen, was du vorhast?«, fragte Bill. »Nicole und ich sind übereingekommen, dass wir uns nicht länger auf die Folter spannen lassen. Es geht einfach nicht, dass du uns so im Ungewissen lässt.«
    »Jetzt kann ich das«, meinte Zamorra und schlug die Wagentür hinter sich zu. »Gehen wir essen. Dabei sage ich euch auch, wie der Rest des Tages und der Nacht verlaufen soll. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass ihr besonders begeistert von meinem Plan sein werdet.«
    Zamorra sollte Recht behalten.
    Bill hätte den Freund sogar am liebsten zusammengeschlagen und eingesperrt, nur damit er die Finger von diesem Abenteuer ließ.
    Nur – bei Zamorra war das gar nicht so einfach. Schon gar nicht im Schlemmerlokal »Chez Henry« mitten am Montparnasse.
    Sie würden sich wohl in ihr Schicksal fügen müssen. Zamorra war von seinem gefährlichen Plan nicht mehr abzubringen.
    ***
    Prüfend fuhr Zamorra mit dem Daumen über die Klinge des zweischneidigen Schwertes. Es war noch nicht ganz ausgekühlt.
    Jaques Trudeaux grinste stolz. »Damit können Sie sich rasieren«, sagte er. »Ich habe die Klinge obendrein noch gehärtet. Für die ganz harten Stoppeln«, fügte er hinzu, und sein Lächeln wurde einfältig.
    »Tatsächlich. Eine

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