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0047 - Die Geisterfürstin

0047 - Die Geisterfürstin

Titel: 0047 - Die Geisterfürstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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in Bagdad. Natürlich habe ich auch andere Länder als den Irak bereist. Im Ganzen so um die fünf Jahre herum. Im Bazar vor Bagdad habe ich schließlich auch ein Buch entdeckt. Ich sah sofort, dass es uralt sein musste, doch der Verkäufer hat offensichtlich seinen Wert nicht erkannt. Er gab es mir zu einem annehmbaren Preis. Das Buch handelte vom Suukaatan-Kult, einer untergegangenen Amazonenkultur, die etwa zwischen 5000 und 6000 vor Christus im Zweistromland geherrscht haben muss. Es gibt kaum Überlieferungen davon. Nur in einigen Schrifttafeln aus Nebukadnezars Zeiten wird verschlüsselt davon erwähnt. Auch in der Ilias von Homer findet man noch Anklänge daran, dass es einmal matriarchalisch geleitete Reiche gegeben hat. Oder um mich populär auszudrücken: um Amazonenreiche, bei denen die Frauen das Sagen und vor allem auch das Kämpfen hatten. – Werde ich Ihnen zu weitschweifig, Monsieur le Commissaire?«
    »Überhaupt nicht. Auch für einen Mann meines Berufes kann es nicht schaden, wenn er sich weiterbildet. Trotzdem wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie zum Kern der Sache vorstoßen würden. Meine Zeit ist nur begrenzt, und ich fürchte, diese Nacht wird sehr lang werden.«
    »Also gut. In diesem Buch wurde eine kultische Handlung aus der Amazonenzeit in allen Einzelheiten beschrieben. Suukaatan war – wenn Sie so wollen – der Satan dieses Amazonenreiches. Er verkörperte das Prinzip des Bösen schlechthin. In diesem Buch steht, wie man diesen Teufel beschwört und auf die Erde holt. Ich sah in der Beschreibung dieser Riten sofort die Vorlage für eine großartige Bühnenrevue. Der Gedanke daran hat mich seit jener Zeit nie mehr losgelassen. Er war mir Motor und innerer Antrieb. Wenn ich jetzt so zurückblicke, dann war ich wie besessen von diesem Gedanken, diese Show auch wirklich zu inszenieren. Der Zeitgeist kam mir dabei zu Hilfe. Ich fand die nötigen Geldgeber und konnte das HORRAZAR eröffnen.«
    Yves St. Laurent holte tief Luft, bevor er fortfuhr. Er sprach jetzt flüssiger. Seine anfängliche Scheu hatte sich verloren, nachdem er bemerkt hatte, dass ihm hier niemand den Kopf abriss.
    »Ich inszenierte den Beschwörungsritus und ließ meine Darsteller die alten Worte sagen. Konnte ich denn ahnen, dass das wirklich funktioniert?«
    Jetzt war seine Stimme emotionsgeladen geworden. Die letzten Worte heulte er förmlich heraus. Kommissar Clermont starrte ihn entgeistert an.
    »Wollen Sie damit andeuten, dass dieser antiquierte Unsinn gewirkt hat? Dass tatsächlich dieser blöde Suukaatan aufgetaucht sein soll oder wie immer das Stück heißt? Halten Sie mich für irr? Ich bin ein Mann des zwanzigsten Jahrhunderts, und bisher hat noch niemand daran gezweifelt, dass ich mit beiden Beinen fest auf der Erde stehe. Deshalb werde ich Ihnen diesen Blödsinn auch nie abnehmen. Zumindest haben Sie sich verdächtig genug gemacht, dass ich Sie verhaften kann.«
    Professor Zamorra hatte diesen Ausbruch Clermonts erwartet. Bei einem Mann wie ihm musste sich alles dagegen sträuben, auch nur ein Stück von dem zu glauben, was St. Laurent ihm da erzählt hatte und woran auch Zamorra glaubte. Er hielt es für angeraten, einzugreifen.
    »Monsieur Clermont«, sagte er mit aller Freundlichkeit, derer er fähig war. »Ich habe Sie gewarnt. Ich habe Sie darauf vorbereitet, dass Sie mit Unglaublichem konfrontiert werden. Aber einige Tote und viele Verletzte stellen Tatsachen dar, an denen Sie auch nicht vorüber könnten, wenn Ihnen die Natur eine weniger füllige Statur verliehen hätte. Danach ist es auch eine Tatsache, dass gegen Ende der Beschwörungszeremonie ein Wesen auf einem Pferd und mit einem goldenen Schwert bewaffnet aufgetaucht ist, das vom Pferderücken aus auf die Köpfe der Zuschauer einhieb. Ferner wird Ihnen jeder Wissenschaftler dieser Welt bestätigen, dass so etwas mit herkömmlichen Mitteln nicht zu bewerkstelligen ist. Kein sterbliches Wesen kann durch die Luft schweben.«
    »Suggestionen! Massenhypnose!«, quäkte Clermont einigermaßen hilflos.
    Nun konnte Zamorra sich ein schmales Grinsen doch nicht verkneifen.
    »Natürlich, Monsieur. Natürlich. Und in der Zwischenzeit, als alle diese feinen Leute in tiefster Trance lagen, hat Monsieur Laurent seine Mordschergen losgeschickt, mit großen Schwertern in den Händen, Monsieur Clermont. Nur so kann es gewesen sein. Ich möchte gerne das Gelächter vom Staatsanwalt hören, wenn Sie mit dieser Erklärung als Grund für die Festnahme von St. Laurent

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