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0047 - Unser Staatsfeind Nummer 1

0047 - Unser Staatsfeind Nummer 1

Titel: 0047 - Unser Staatsfeind Nummer 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unser Staatsfeind Nummer 1
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Vorfahrtsrecht haben/ wenn sie in dringenden Einsätzen unterwegs sind, was leicht am grellen Heulen der weithin hörbaren Sirenen zu erkennen ist.«
    Die beiden senkten nun doch ein bißchen schuldbewußt die Köpfe.
    »Okay, G-man. Ich seh’s ein«, knurrte der Möbelfahrer.
    »Gehen Sie zum vierzehnten Revier der Stadtpolizei. Dort wird man Ihnen sagen, wohin man Ihre Fahrzeuge gebracht hat. Das wär’s. Sie können jetzt gehen. Halt — Ihre Personalien noch.«
    Ich schob ihnen ein Blatt zu, und brav notierten sie Namen und Adresse. Dann verdrückten sie sich rasch.
    Phil grinste, als sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte. »Laß mal sehen, was das für zwei Schäfchen waren.«
    »George Wisper, Fahrer — aha, das war der Möbelkutscher. Und hier unser Sonntagsfahrer: Mac Riccers, Hospitaldiener.«
    Ich winkte ab.
    »Die interessieren mich nicht mehr. Komm, wir wollen uns jetzt endlich an unsere Arbeit machen. Wirf den Zettel in den Papierkorb, wir haben andere Sachen zu tun, als auf Verkehrsdelikte zu achten.«
    Phil nickte, knüllte den Zettel zusammen und warf ihn in den Papierkorb. Danach setzten wir uns mit Bill an den Schreibtisch und brüteten einen geeigneten Text aus für die Zeitungen. In Begleitung eines Bildes, das uns Miller von dem Gesicht des ermordeten Mädchens aufnehmen sollte, wollten wir den Text an alle New Yorker Zeitungen geben mit der Bitte um Veröffentlichung.
    Wir wußten ja nicht einmal, wer das Mädchen war, und deshalb sollte dieser Aufruf an die Bevölkerung uns darüber Klarheit verschaffen. Wenn das Mädchen überhaupt aus New York war, mußte doch irgend jemand es erkennen.
    Eine knappe Stunde brüteten wir über dem Text. Er war deshalb so schwierig, weil wir ja keinerlei Angaben über die Größe des Mädchens, ihre Kleidung und so weiter machen konnten, wie man es sonst bei jeder nicht identifizierten Leiche tun kann.
    Gegen sieben hatten wir endlich einen Text zusammen, der uns allen zusagte. Bill nahm das Blatt und sagte: »Ich rufe jetzt sofort sämtliche Redaktionen an und bestelle ausreichend Platz für diesen Text und das Bild. Auf welcher Seite wollt ihr es haben?«
    »Titelseite?« fragte Phil.
    »Ja«, nickte ich. »Es ist die einzige Möglichkeit, damit es möglichst viele Leute sehen. Wenn es auf der Titelseite steht, wird es von jedem Zeitungskiosk, aus der Verkaufstasche eines jeden Zeitungsboys und überall, wo so eine Zeitung nur herumliegt, sofort zu sehen sein.«
    »Okay«, nickte Bill. »Ich denke, daß ich dafür einen Zweispaltenplatz kriege auf der Titelseite unserer Blätter. Ich rufe gleich alle an. Für wann kann ich ihnen das Bild Zusagen?«
    »Bis neun Uhr spätestens«, sagte ich. »Reicht das?«
    »Gut. Vor ein Uhr geht keine Morgenzeitung in Druck.«
    Bill ging in sein Dienstzimmer, um die Vervielfältigung des Textes sofort vorzunehmen.
    Phil und ich blieben zurück. Wir rauchten und schwiegen uns aus. Der Fall war im allerersten Anfangsstadium, und wir konnten im Augenblick nicht mehr tun, als was wir schon getan hatten. Zuerst mußten wir mal auf den nächsten Tag warten, der uns hoffentlich die Identifizierung des Mädchens bringen würde.
    Es war gegen sieben Uhr gewesen, als Bill unser Office verlassen hatte, und kurz vor halb acht erschien Miller bei uns.
    Er war ein schmächtiger Mann von annähernd fünfzig Jahren mit einem leidenden Gesicht, obgleich er völlig gesund war. Bei ihm gehörte die Leidensmiene zum Wesen.
    »Da«, sagte er mit einer Stimme, der man noch deutlich die Erschütterung anmerkte. »Aber laßt mich um Himmels willen nicht noch einmal so etwas Entsetzliches fotografieren. Das habe ich in meiner ganzen Laufbahn beim FBI noch nicht mitgemacht.«
    Er sah scheußlich blaß aus, und ich konnte es ihm nicht verdenken.
    Ich holte meine Flasche aus dem Schreibtisch und schenkte ihm einen Whisky ein.
    »Trinken Sie, Miller«, sagte ich, während ich ihm das Glas zuschob. »Sie haben es verdient.«
    Phil und ich betrachteten das Bild, das er gemacht hatte. Es schien mir recht gut zu sein, jedenfalls sah das Gesicht sehr lebendig aus, wenn man auch beim genauen Hinsehen Millers Retuschen erkennen konnte. Aber im Zeitungsdruck würde es nicht so deutlich erscheinen, wie es jetzt als Hochglanzfoto vor uns lag, so daß diese kleine Schwäche ausgeglichen werden würde.
    »Okay, Miller«, sagte ich. »Das ist gut. Ich denke, das wird uns weiterhelfen.«
    »Haben Sie denn schon irgendwelche Anhaltspunkte?« fragte Miller.

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