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0047 - Unser Staatsfeind Nummer 1

0047 - Unser Staatsfeind Nummer 1

Titel: 0047 - Unser Staatsfeind Nummer 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unser Staatsfeind Nummer 1
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viertenmal an diesem Morgen, und fast glaubte ich es selber. »Sie sind in unserer Kundenkartei enthalten, und es gehört zu den Gepflogenheiten meiner Firma, hin und wieder unsere geschätzten Kunden aufzusuchen und uns nach ihrer Zufriedenheit mit dem Wagen zu erkundigen.« Die Lady lächelte in einer sehr netten Art.
    »Ich muß Sie leider enttäuschen, Mr. Bright. Den Wagen fahren eigentlich nur zwei Personen: mein Mann und meine Tochter. Ich selbst verstehe so gut wie überhaupt nichts von Autos.«
    »Das ist verständlich«, nickte ich ergeben. »Aber vielleicht können Sie mir etwas über die Meinung Ihres Gatten sagen? Er wird sich doch sicher schon über den Wagen geäußert haben?«
    »Jetzt muß ich Sie noch einmal enttäuschen, Mr. Bright. Mein Mann ist sehr wortkarg. Er spricht fast nur über die Dinge, die er anders wünscht. In dieser Hinsicht hat er sich allerdings über den neuen Wagen noch nie geäußert, so daß man annehmen könnte, er müßte mit ihm zufrieden sein.«
    Ich verbeugte mich dankend, denn schließlich hatte meine Firma ja jetzt gerade so etwas wie ein Lob bekommen.
    »Darf ich ein paar Routinefragen anschließen?« erkundigte ich mich.
    »Wenn Aussicht besteht, daß ich sie auch als Laie beantworten kann — bitte.«
    »Würden Sie mir vielleicht sagen, ob der Wagen vorwiegend im Stadt- oder Überlandverkehr verwendet wird?«
    »Fast nur im Stadtverkehr.«
    »Aha.«
    Ich tat, als notierte ich mir das.
    »Wären Sie imstande, ungefähr zu beschreiben, welche Tour der Wagen mit einer gewissen Regelmäßigkeit zurücklegen muß? Ihr Herr Gemahl fährt also beispielsweise täglich mit dem Wagen zur Klinik. Können Sie mir vielleicht die Route dieser täglich zurückgelegten Strecke beschreiben?«
    »Aber ja! Schließlich fährt mein Mann diese Strecke seit über zwanzig Jahren! Es geht los, warten Sie…«
    Sie überlegte einen Augenblick lang, dann zählte sie mir alle Straßen auf, die der Professor auf der Fahrt zu der Klinik durchqueren mußte.
    Das war das erste, was mich innerlich mobil machte. Die bewußte Kreuzung lag an dieser Route.
    »Fährt Ihr Herr Gemahl diese Strecke nur einmal am Tag?« fragte ich mit der gelangweilten Sachlichkeit eines Mannes, der diese Frage schon hundertmal an andere Leute gerichtet hat. »Oder mehrmals?«
    »Zweimal, morgens und mittags. Mein Mann kommt, wenn er es eben einrichten kann, mittags immer nach Hause, und dann muß er natürlich am Nachmittag die gleiche Strecke noch einmal fahren.«
    »Aha. Fuhr er sie gestern beispielsweise auch zweimal?« fragte ich mit gleichgültiger Miene.
    »Ja, gestern war er mittags zu Hause. Kurz vor halb drei fuhr er wieder weg.« Zweiter Treffer! Das konnte zeitlich hinkommen. Von hier bis zu der Kreuzung in der City konnte man, wenn man vorsichtig fuhr, schon etwas mehr als eine halbe Stunde brauchen.
    Ich tat, als machte ich mir wieder Notizen, um meinen Kopf senken zu können. Es war doch zu befürchten, daß mich mein Gesichtsausdruck vielleicht verraten könnte. Aber noch bevor ich dazu gekommen war, eine zweite Frage zu stellen, geschah plötzlich etwas, was alle meine Pläne über den Haufen warf.
    Draußen in der Diele waren schnelle Schritte zu hören, und dann klopfte es auch schon hastig an die Tür.
    Mylady runzelte die Stirn.
    »Ja, was ist denn?« rief sie.
    Das Dienstmädchen kam herein. Sie hatte rotgeweinte Augen. In der Hand hielt sie ein paar Zeitungen.
    »Aber Mary!« rief die Dame des Hauses besorgt. »Was haben Sie denn? Ist etwas passiert?«
    Das Mädchen fing wieder an zu weinen.
    Die Lady stand auf, zog das Mädchen zu sich heran und streichelte ihr gütig über das kindliche Gesicht.
    »Aber, aber, Mary«, versuchte sie, das Mädchen zu beruhigen, während sie mir einen entschuldigenden Blick zu warf. »Was ist denn nur geschehen? So schlimm wird es doch wohl nicht sein, daß wir deshalb weinen müssen?«
    Das Mädchen verfiel in einen richtigen Weinkrampf. Sie stürzte vor der Frau nieder und warf mit einer fast hysterischen Bewegung die Zeitungen auf den Teppich. Von sechs verschiedenen Exemplaren sprang mir das Bild des ermordeten Mädchens förmlich ins Gesicht.
    Ich spürte, daß hier irgend etwas vor sich ging, was in einem direkten Zusammenhang mit dem Fall stand, aber ich verstand noch nicht, welcher Art dieser Zusammenhang sein könnte. Gespannt beobachtete ich abwechselnd die Frau und das Mädchen.
    Die Frau hatte zufällig einen Blick auf die Zeitungen geworfen. Da sah ich,

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